Kardinal Reinhard Marx hat deutlich gemacht, dass die Kirche für alle Menschen da ist, nicht nur für Katholikinnen und Katholiken. In seiner Predigt beim Festgottesdienst zu Ehren des Münchner Stadtpatrons, des Heiligen Benno von Meißen, sagte er, dass er nicht „Erzbischof der Katholiken“ sei, sondern sich als „Erzbischof von München“ als für alle zuständig empfinde. Die Einrichtungen der Kirche seien „ein Angebot an die ganze Stadt“, so Marx. „Die Kirchen in den Stadtteilen läuten sonntags und machen damit kund allen Menschen: Gott existiert, er lebt mitten in dieser Stadt, ihr seid willkommen, kommt her!“
An die Christinnen und Christen appellierte er, nicht Vergangenem nachzutrauern, sondern sich im Sinne des Apostels Paulus vor Augen zu führen, dass jetzt die „Zeit der Gnade“ sei: „Jetzt ist jetzt!“ Er plädierte für die Grundhaltung „Wir sind stark da!“ anstelle eines verzagten „Wir sind noch da“. Neben Kommune und Staat könne keine andere Gruppe ein so großes Netzwerk und breites Engagement, etwa karitativ und in der Bildung, aufweisen wie die katholische Kirche. Die Kirche umfasse zwar nicht mehr alle Menschen, „aber mitten in dieser Stadt können wir eine kraftvolle, kreative Minderheit sein, so dass die Menschen sagen – die Stadt und die Politiker und die Kultur –: Was die Kirche macht, da müssen wir mal aufmerksam hinschauen. Was sie zu sagen haben, das ist nicht unwichtig. Was sie leben, das ist beispielhaft.“
Marx ist überzeugt: „Das Christentum, der christliche Glaube, wird auch in Zukunft in dieser Stadt prägend sein.“ Dafür gelte es allerdings, dass Christinnen und Christen ihre Berufung begriffen: „Jetzt ist die Zeit der Gnade und wir sind mitten in dieser Stadt da und bieten uns an: Schaut her, kommt zu uns. Wir glauben an den auferstandenen Christus. Wir sind getauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Wir laden alle ein, diese Erfahrung mitzumachen und wir schenken unsere Gegenwart und unseren Einsatz, unser Engagement nicht nur den Christen, sondern allen Menschen dieser Stadt.“
Das Pontifikalamt zu Ehren des Heiligen Benno von Meißen war der feierliche Höhepunkt des Bennofestes, das am Wochenende in der Münchner Innenstadt gefeiert wird. Der Heilige Benno war Bischof von Meißen. Schon bald nach seinem Tod am 16. Juni 1106 wurde er verehrt und um Heilung und Wunder angerufen, 1523 wurde er heiliggesprochen. In den Wirren der Reformationszeit übergab 1576 der letzte katholische Bischof des alten Bistums Meißen die Reliquien des Heiligen an Herzog Albrecht V. von Bayern. Seit 1580 befinden sie sich im Münchner Liebfrauendom. So wurde aus dem sächsischen Bischof ein „bayerischer“ Heiliger. Besonders die Stadt München verehrt ihn bis heute als ihren Patron. Auch das 1921 wieder errichtete katholische Bistum Dresden-Meißen hat sich unter Bennos Schutz gestellt. (glx)
Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat – Archiv-Foto: Hötzelsperger