Eine Rundfahrt zum gewässerschonenden Maisanbau brachte wertvolle Erkenntnisse. Sie wurde vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Rosenheim in Zusammenarbeit mit 15 Landwirten organisiert.
Die Gewässerqualität des Simssees leidet unter hohen Phosphoreinträgen. Dessen sind sich die Landwirte im Einzugsgebiet bewusst, ebenso wie Edeltraud Wissinger von der Firma Ecozept, die im Auftrag des Abwasserzweckverbands seit 2003 Landwirte am Simssee berät. „Ca. 50% der Phosphorfrachten im See stammen aus Ackerflächen, obwohl diese nur 20% der Fläche im Einzugsgebiet ausmachen“. Phosphor haftet an den Bodenteilchen. Daher gelangt dieser vom Acker durch Bodenabschwemmung in den See. Insbesondere bei Mais kommt es bei Starkniederschlägen zu Abschwemmung.
Gleichzeitig ist Silomais ein sehr wertvolles Futtermittel in der Milchviehhaltung, die in der Region um den Simssee eine bedeutende Rolle spielt. Jetzt wird nach neuen Wegen gesucht, um beide Ziele, Gewässerschutz und die Erzeugung von hochwertigen Futtermitteln besser zusammenführen zu können. Eine erfolgversprechende Maßnahme ist hierbei die Mulchsaat, bei der auf die übliche Bodenbearbeitung mit dem Pflug verzichtet wird und der Mais in einen „Mulch“ aus Ernte- und Pflanzenrückständen gesät wird. „Aufgrund der hohen Niederschläge im Alpenvorland führt der Verzicht auf den Pflug aber oft zu verminderten Maiserträgen“, so Felix Forster vom AELF Rosenheim. Um dennoch hohe Erträge zu erzielen und gleichzeitig einen guten Erosionsschutz zu erreichen, bedarf es Erfahrung und der richtigen Technik. So probieren in diesem Jahr mehrere Landwirte im Simssee-Einzugsgebiet verschiedene Verfahren zum pfluglosen Maisanbau aus. Unterstützt werden die Landwirte durch das AELF Rosenheim und die Firma Ecozept.
Bei der Felderrundfahrt am 23.06.2022 wurden vier Felder besichtigt, auf denen genau diese neuen Methoden der Bodenbearbeitung vorgestellt wurden. Felix Forster und Benedikt Hagl vom AELF Rosenheim zeigten, dass eine Mulchsaat nach abfrierenden Zwischenfrüchten bereits gut funktioniert. Probleme bestehen aber nach einer Ackergras-Vorfrucht. Zudem zeigte Forster, dass die Mulchsaat nur ein Baustein zum Erosionsschutz im Mais ist. Wichtig ist auch eine ausreichende Kalk-Versorgung, der Anbau vielfältiger Zwischenfrüchte und eine bodenschonende Bewirtschaftung. „Ein Patent-Rezept, das immer klappen wird, gibt es hier nicht. Jeder Landwirt muss selbst herausfinden, welches Verfahren auf seinem Betrieb am besten funktioniert“
Passend zu den Versuchen für den Erosionsschutz führte Hans Hamberger aus Stephanskirchen, einen Versuch zur Verminderung des Einsatzes chemischer Pflanzenschutzmittel durch. Johannes Überacker vom AELF Rosenheim hat diesen fachlich begleitet. „Pflanzenschutzmittel und deren Rückstände werden immer wieder in Gewässern gefunden. Zudem entwickeln die Unkräuter vermehrt Resistenzen gegen die Pflanzenschutzmittel“ In sechs Varianten testete Hamberger, ob eine Unkrautbekämpfung komplett ohne Chemie möglich ist, oder ob auch eine Kombination aus reduziertem chemischem und mechanischem Pflanzenschutz zufriedenstellende Resultate erzielen kann. Rein mechanisch kam ein Präzisionsfederzinkenstriegel, sowie ein kameragesteuertes Hackgerät zum Einsatz. „Durch die Unkrautbekämpfung mit dem Hackgerät können Verkrustungen der Bodenoberfläche gebrochen werden. So ist sogar ein positiver Effekt auf das Maiswachstum möglich“ so Überacker. Im Versuch war der Bestand mit herkömmlicher, chemischer, Unkrautbekämpfung frei von Unkräutern. Bei der rein mechanischen Variante wurden die Unkräuter zwischen den Reihen sehr gut, die Unkräuter in der Reihe dagegen nicht alle erfasst.
Wie gut die getesteten Maßnahmen in der Praxis funktionieren, hängt nicht nur von der Präzision der Technik, sondern sehr stark von der Witterung, den Bodenverhältnissen und vielen weiteren Einflüssen ab. Der Landwirt benötigt für die geeignete Bewirtschaftungsauswahl neben Wissen und Erfahrung vor allem ein Gespür für die aktuell am Standort vorherrschenden Bedingungen, um Gewässerschutz, Unkrautregulierung und den optimalen Ertrag zu vereinen.
Bericht und Foto: AELF Rosenheim – Felix Forster und Benedikt Hagel vom AELF Rosenheim in der Diskussion mit interessierten Landwirten zu den neuen Bewirtschaftungspraktiken.