Land- & Forstwirtschaft

Porträt über den Sachranger Dorfladen

Es gibt Menschen, die verzagen, wenn schwierige Zeiten anbrechen. Andere entschließen sich, aktiv zu werden und dem vermeintlichen Schicksal die Stirn zu bieten. Die Sachranger Bergbauern gehören zu Letzteren. Das heißt, eigentlich sind es nicht nur Bergbauern, sondern eine ansehnliche Bürgerbewegung, die ihre Geschicke selbst in die Hand nimmt. Fünf Initiativen aus der Region sind auf Einladung vor über 20 Jahren ins Europäische Parlament gefahren – mit dem Bus. Während dieser Busreise hatten alle Zeit, sich kennenzulernen, auszutauschen und festzustellen, dass sie viel verbindet.

Warum also nicht kooperieren? Sich zusammentun und gemeinsam wirksamer werden. Diese Idee, geboren im Bus nach Brüssel, hat die Beteiligten nicht mehr losgelassen. Über Staats- und Gemeindegrenzen hinweg engagieren sich die Akteure im Priental für ihre Region von Hatzenstädt in Tirol bis Sachrang und Aschau in Bayern, Die bäuerliche Landwirtschaft mit ihren regionalen, handwerklichen Erzeugnissen, die schöne Kulturlandschaft und die Artenvielfalt. „Am Ende hängt das alles miteinander zusammen, es ist ein harmonisches, schönes, aber auch sensibles Gleichgewicht, das sich im Priental über Jahrhunderte entwickelt hat.“ So Wast Pertl, einer der Initiatoren und Biobauer aus Sachrang. „Es zu erhalten und dabei offen für Neues zu sein, das ist unser Ziel. Kooperation und Offenheit mittlerweile eine Lebenseinstellung.“

Zur regionalen Kooperation gehören auch rund ein gutes Dutzend Landwirte, die selbst Waren produzieren, die Bio-Sennerei Hatzenstädt in Tirol, die 60 Bergbauern (von Bayern und Tirol) einen fairen Preis für die Milch zahlt, ein Förderverein, in dem sich Bürger engagieren und die Gemeinde, die das Ladengeschäft mietfrei zur Verfügung stellt. Jeder ist eigenverantwortlich in seinem Bereich, aber alle helfen zusammen, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Für die Vermarktung geht man gemeinsame Wege. Auch die Bildungsarbeit wird großgeschrieben: Viele der Bäuerinnen bieten bei Führungen Einblicke in die jahrhundertealte Bergbauerntradition.

In Sachrang wurde für den Dorfladen eigens eine Genossenschaft gegründet. Ein gut sortierter kleiner Laden mit Sitzplätzen drinnen und draußen sichert die Grundversorgung in Sachrang, einem 400 Einwohner zählenden Ortsteil der Gemeinde Aschau im Chiemgau. Betreut wird der Laden von Kerstin Schwerdtfeger. Sie ist die gute Seele, die auch für das bunte Angebot aus regionalen biologischen und konventionellen Erzeugnissen, Fachhandelsbio und normaler Supermarktware verantwortlich ist. „Das Sortiment hat sich über die Jahre entwickelt. Es ist das Ergebnis dessen, was unsere Kunden wollen.“ Jeden Freitag liefert Monika Pfaffinger frisch gebackenes Sauerteigbrot und andere Köstlichkeiten aus dem Steinbackofen.

Der Dorfladen ist der erste gemeinwohlzertifizierte, er arbeitet kostendeckend und nicht gewinnorientiert. Es geht den Machern um etwas anderes als Geld: Menschlichkeit, miteinander fair wirtschaften, sich mit guten und gesunden Lebensmitteln versorgen, sich gegenseitig stärken, füreinander da sein.

Die Beziehungen der Menschen untereinander, zu den Erzeugern und zur Region stärken, das steht im Vordergrund. Wer einen Zweitwohnsitz hat oder zuagroast ist, wird ebenso integriert wie die Ansässigen. So entsteht ein lebendiger Ort der Vernetzung, immer gut für einen Ratsch und ein Lächeln. Während Corona hat sich dieser Zusammenhalt weiter vertieft.

Heimat und Tradition erhalten und trotzdem attraktiv für junge Menschen sein. Denn manchmal braucht es Veränderung, damit alles so schön bleiben kann, wie es ist.

Genauere Informationen gibt es unter http://www.regioninaktion.de/.

Text: Öko-Modellregion Hochries-Kampenwand-Wendelstein

Foto: Daniel Delang


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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