Natur & Umwelt

Pleiskirchen: Große Wirkung an kleinen Gewässern

Veröffentlicht von Christina Rechl

Wasserwirtschaftsamt Traunstein berät Kommunen bei der ökologischen Aufwertung von Bächen und unverbauten Wildbächen 

PleiskirchenKommunale Aufgaben sind vielfältig. Zu ihnen gehört auch die Pflege der kleinen Gewässer auf Gemeindegebiet. Unterstützung in Form von Fachwissen kommt dafür vom Wasserwirtschaftsamt Traunstein: Gewässernachbarschafts-Berater bieten theoretische Schulungen ebenso an wie praktische Vorführungen direkt am Bach. Unterwegs mit Berater Andreas Philipp.

Mehr Leben im Gewässer
Mehr als 70 Folien hat Andreas Philipp vorbereitet, als er im Gemeindesaal von Pleiskirchen (Gemeinde Altötting) seine Teilnehmer begrüßt. 18 Interessierte sind gekommen, darunter auch Bürgermeister Konrad Zeiler. Philipps Thema an diesem Vormittag: „Strukturverbesserung und Durchgängigkeit im Gewässer III. Ordnung“. Klingt erst einmal abstrakt und trocken. Ist aber ein Bereich der Gewässerökologie, der voller Leben steckt. Denn gerade verbesserte Strukturen und möglichst wenig Verbauungen im Wasser tragen zu positiven Lebensbedingungen für Fische und Kleinstlebewesen bei. Vielfach unterstützen sie sogar die Rückkehr von Fischarten – und das ist ganz im Sinne der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Sie fordert bis zum Jahr 2027 den „ökologisch guten Zustand“ von allen Gewässern, auch der III. Ordnung. Zu ihr gehören kleine und größere Bäche ebenso wie unverbaute Wildbäche.

Lehrbaustelle am Geratskirchner Bach
Anhand von Bild und Text sowie eigener praktischer Erfahrung im Wasserbau erklärt Philipp, wie man Kiesbänke anlegen kann. Er spricht über den Nutzen von Schwemmholz. Das sorgt – richtig im Wasser platziert und befestigt – für unterschiedliche Strömungsverhältnisse. Diese sind wichtig, etwa für Jungfische die sich eher in ruhigeren Bereichen aufhalten. Philipp zeigt aber auch, wie sich ein unüberwindbarer Absturz im Wasser in eine Sohlgleite umbauen lässt. In eine Fischaufstiegshilfe also, über die die Fische zu neuen Laich- und Lebensplätzen schwimmen können. Dank solcher Umbauten kann sich der Fischbestand vermehren

Und es besteht die Hoffnung, dass sich zusätzliche Arten im Gewässer ansiedeln.

Der Theorie folgt die Praxis: Am Geratskirchner Bach bei Zeiling ist eine Lehrbaustelle vorbereitet. Dort können die Teilnehmer des Gewässernachbarschaftstages zusehen, wie eine Sohlgleite entsteht. Baggerfahrer Stefan Naglmeier baut zunächst einen vorhandenen Absturz aus, ehe er mit vorbereiteten Steinen und Kies eine Sohlgleite gestaltet. Der Kies stammt aus dem Höllenbach bei Waging am See. Aufgrund seiner Grobkörnigkeit kann ihn das Wasser nicht so leicht abtragen.

Freistaat Bayern fördert umgesetzte Maßnahmen
Schritt für Schritt erklärt Gewässernachbarschafts-Berater Andreas Philipp den Ablauf und gibt dabei wertvolle Tipps. Ihm ist es wichtig, dass die Vertreter der Kommunen das Rüstzeug erhalten, um selbst aktiv werden zu können. Denn es ist viel zu tun: Allein im Geratskirchner Bach finden sich auf der Flur der Gemeinde Pleiskirchen zwölf weitere Abstürze. „Unser Ziel ist es, dass die Teilnehmer viel Wissen in Theorie und Praxis mitnehmen und dann auch zeitnah umsetzen können“, sagt Philipp. Wichtig dabei zu wissen: Die Kosten hat die Kommune zu tragen. Sie sind aber bis zu 30 Prozent förderfähig durch den Freistaat Bayern.

Gewässernachbarschaftstag findet regelmäßig statt
Der Gewässernachbarschaftstag des Traunsteiner Wasserwirtschaftsamtes findet ein Mal im Jahr für jeden Landkreis im Amtsbezirk statt. Neben dem Landkreis Altötting werden auch die Landkreise Berchtesgadener Land und Traunstein betreut. Die Termine für diese beiden Landkreise sind derzeit in Planung. Grundsätzlich kommt die Behörde auf die Kommunen zu. Bevorzugt findet die Beratung dort statt, wo sich Theorie und Praxis verbinden lassen – und somit bereits vor Ort Unterstützung geleistet werden kann. Das Thema des Tages richtet sich nach den Wünschen der Interessierten.

 

Gewässernachbarschaftstag Pleiskirchen Bagger: Baggerfahrer Stefan Naglmeier baut die Steine eines der Querbauwerke im Geratskirchner Bach bei Zeiling aus. Denn sie verhindern den Fischaufstieg.

Titelfoto: Gewässernachbarschaftstag Pleiskirchen: Die Teilnehmer am Gewässernachbarschaftstag in Pleiskirchen, unter anderem mit Bürgermeister Konrad Zeiler und Andreas Philipp vom Wasserwirtschaftsamt Traunstein. Im Bagger sitzt Stefan Naglmeier.

Fotos & Text: Wasserwirtschaftsamt Traunstein

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Christina Rechl

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