Zum Abendgottesdienst am vergangenen Dienstag versammelte sich die Dorfgemeinschaft von Pitterhart gemeinsam mit zahlreichen Weggefährten, um Abschied von Hans Reichhofer, dem ehemaligen Bäcker und langjährigen dritten Bürgermeister, zu nehmen und für ihn zu beten. Wie Pfarrer David Mehlich zu Beginn des Gottesdienstes betonte, war dies ein Moment des Gedenkens und der Dankbarkeit.
Die zahlreichen Fahnenabordnungen der Ortsvereine, die sich im Altarraum aufreihten, zeugten von der Beliebtheit des Pittenharters, der als örtlicher Bäcker die ganze Region über viele Jahrzehnte hinweg mit seinen Backwaren versorgte. Auf den Bäcker-Hans war immer Verlass: Woche für Woche fuhr er mit seinem VW-Bus durch die Gemeinde und versorgte die Leute mit Brot, Semmeln und Brezen. Nicht nur die Menschen warteten auf ihn – auch die Hunde, für die der Bäcker-Hans stets etwas dabeihatte. Am Allerseelentag verstarb Hans Reichhofer im Seniorenheim Grabenstätt nach kurzer, aber schwerwiegender Krankheit. In der vergangenen Woche wurde seine Urne im engsten Familien- und Freundeskreis im Familiengrab auf dem Pittenharter Friedhof beigesetzt.
Diakon Georg Oberloher ließ im Abschiedsgottesdienst das Leben des Verstorbenen Revue passieren und sprach über Erinnerungen, die ihm Reichhofers Töchter Verena und Sabine im Trauergespräch schilderten. Dabei wurden bei so manchem Gottesdienstbesucher Erinnerungen an den Dorfbäcker wach – und an den Mann, dem die Belange der Gemeinde und der Vereine stets am Herzen lagen. Hans Reichhofer war ein Mensch, für den seine Familie – seine Frau Lydia, die beiden Töchter und später die Enkelkinder – immer an erster Stelle stand. Gleichzeitig war er ein Urgestein und Macher, sei es im Sportverein, bei der Ortsgemeinschaft der Freien Wähler Pittenhart oder im Gemeinderat, wo er sich stets mit vollem Engagement einbrachte.
Seine Verdienste für die Gemeinschaft der Freien Wähler wurden in emotionalen Worten von seinem Weggefährten und Freund, dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Dr. Lothar Seissiger, gewürdigt. Dr. Seissiger betonte, wie besonders Hans war, wie nah er ihm persönlich stand und wie sehr die Freien Wähler von seiner Unterstützung profitierten. Das letzte Treffen der beiden fand im vergangenen Jahr bei der Jubiläumsfeier des Ortsverbandes in Altersham statt. Mit seinem Tod verliert sowohl der Kreisverband Traunstein als auch der Ortsverband Pittenhart ein echtes Urgestein – einen unermüdlichen Kämpfer für die Rechte der Kommunen, insbesondere für Pittenhart. Dr. Seissiger dankte ihm im Namen des Kreisverbands und sprach ihm ein ehrendes Gedenken aus. Sebastian Unterhuber, der 1. Vorsitzende des Ortsverbandes der Freien Wähler, schloss sich den Worten Dr. Seissigers an. Er erinnerte daran, wie sich früher die Leute um den VW-Bus des Bäckers sammelten, wenn Hans kam, und zog Parallelen zu seinem Wirken bei den Freien Wählern. Mit einem „Vergelt’s Gott“ dankte Unterhuber seinem Parteifreund für dessen Einsatz und Engagement.
Für den Sportverein, die Spielvereinigung Pittenhart e.V., trat der 1. Vorstand Siegfried Obermeier ans Ambo. In seiner Rede würdigte er Hans Reichhofer als langjähriges Vereins- und Vorstandsmitglied, aktiven Fußballspieler, ehemaligen Jugendtrainer und Kassier. Hans Reichhofer war seit der Vereinsgründung 1961 dabei und trug mit unzähligen Stunden Arbeit entscheidend zum Wohlergehen des Vereins bei. 2007 wurde Hans Reichhofer mit der Verdienstnadel in Gold mit Brillanten, der höchsten Auszeichnung des Bayerischen Landessportverbandes, geehrt. Im selben Jahr ernannte die Spielvereinigung Pittenhart ihn zum ersten Ehrenmitglied. Mit einem Dank für sein Engagement und dem Versprechen, dass die SpVgg Pittenhart ihn nie vergessen werde, schloss Obermeier seine Rede.
Auch Bürgermeister Sepp Reithmeier nahm im Namen der Gemeinde Abschied. Er würdigte Hans Reichhofer als langjähriges Mitglied des Gemeinderats und als dritten Bürgermeister, ein Amt, das er 24 Jahre lang innehatte. Zudem war er von 1984 bis 2008 Mitglied des Verwaltungsgemeinschaftsrates. Für seine Verdienste um die Gemeinde wurde er 2008 vom Bayerischen Staatsministerium des Innern mit der Medaille für Verdienste um die kommunale Selbstverwaltung geehrt. 2016 verlieh ihm der Gemeinderat Pittenhart nach einstimmigem Beschluss die Bürgermedaille als Anerkennung für seine herausragenden Verdienste.
Der Pittenharter Kirchenchor schloss die kirchliche Feierstunde, die er mit sehr emotionalen Liedern begleitet hatte, mit einem Jodler ab. Die Fahnenabordnungen der Vereine begleiteten die Urne anschließend zum Familiengrab und verabschiedeten sich mit einem letzten Gruß von ihrem geschätzten Vereinsmitglied und vertrauten Gemeindebürger. Mit Hans Reichhofer verliert Pittenhart nicht nur einen engagierten Mitbürger, sondern auch ein Stück seiner Geschichte.
Bericht und Fotos: Emmy Künzner-Hingerl
