Kultur

Piren: Ausstellung „American Pop Art“ – Interview

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Ein ungewöhnliches Leben – Interview mit dem Künstler  – Die Galerie im Alten Rathaus zeigt von Samstag, 2. Juli bis Sonntag, 4. September 2022 Werke von James Francis Gill – einer der letzten noch lebenden US-amerikanischen Pop Art Künstler der ersten Stunde. Gill traf die richtigen Leute, die ihn förderten und unterstützten. Bereits im November 1962 erreichte der Künstler internationale Anerkennung, als das Museum of Modern Art in New York sein dreiteiliges Marilyn Monroe Bild „Marilyn Triptych“ in seine Sammlung aufnahm. Zudem wurden seine Zeichnungen „Laughing Women in Car“ und „Close-up“ vom Museum of Modern Art zwischen Zeichnungen von Picasso und Odilon Redon gezeigt. Doch trotz des Erfolgs erkannte er, dass die Menschen um ihn herum zwar ein luxuriöses Leben führten, aber dadurch nicht glücklicher waren. Von einem Tag auf den anderen kündigte er seine Zusammenarbeit mit Felix Landau, seinerzeit einem der einflussreichsten Galeristen der USA, verkaufte alle Bilder und zog an einen einsamen Ort im nördlichen Kalifornien namens Whale Gulch. Anfänglich versuchte James Gill trotz seines Rückzugs die Beziehung zu seinen Freunden aufrecht zu erhalten. Er erkannte aber bald, dass dies nicht möglich war. Wenn er als Maler weiter Karriere machen wollte, musste er dafür an dem Gesellschaftsleben und den Partys teilnehmen, bei denen er sich nicht wohl fühlte. Das wollte er nicht und darum zog er sich Anfang der 70er-Jahre, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, komplett aus der Kunstwelt zurück. Die in dieser Zeit entstandenen Werke entzog er ebenfalls der Öffentlichkeit.

Das Spätwerk als Anfang und Ende  – Irgendwann konnte auch James Gill sich nicht länger der Öffentlichkeit entziehen. Sein Leben ändert sich 1997 schlagartig, als ihn das Kunstmagazin „American Art“ des Smithsonian American Art Museums anruft und um ein Interview bittet. Dies markiert den Beginn seiner Wiederentdeckung, in deren Folge zahlreiche Galeristen und Museen erneut auf ihn aufmerksam werden.

James Gill, wenn Sie heute zurückblicken – warum haben Sie in den frühen 70er-Jahren mit dem Malen aufgehört?    –  James Gill: 1970 bot man mir eine Gastprofessur an der University of Oregon an. Ich war damals fix und fertig durch den Ruhm, die vielen Cocktailpartys und das ausschweifende Leben in Hollywood. Auf dem Weg nach Oregon fuhr ich durch die Redwoods und war überwältigt von der Schönheit der Natur. Ich entschloss mich dem Smog von L.A. zu entfliehen und erwarb ein Stück Land mitten im Nirgendwo von Nordkalifornien. Dort fällte ich Bäume und nutzte sie als Bauholz für mein eigenes Haus. Ich legte einen See und Straßen an und schloss mich einer Künstlerkommune an. Ich fühlte mich dort rundum wohl. Die Glamour-Welt von Hollywood verlor mehr und mehr an Bedeutung für mich.

Und warum haben Sie wieder angefangen? James Gill: Mitte der 80er fing ich wieder an zu malen, jedoch ohne meine Werke zu vermarkten. Ich experimentierte mit dem Computer, um einen ganz neuen Ansatz in meinem Gesamtwerk zu entwickeln.

Warum sind Sie so kreativ? James Gill: Ich bin seit mehr als 70 Jahren Künstler und habe trotzdem noch so viele Ideen in meinem Kopf, die ich alle noch gerne auf die Leinwand bringen würde. Ich verarbeite Dinge, die um mich herum geschehen, Dinge die ich sehe, höre und über die ich etwas lese. Erstaunlicherweise ist es oft auch so, dass meine eigenen Kunstwerke mich zu weiteren Werken inspirieren.

Gab es einen speziellen Moment in Ihrer Rückzugsphase, der zu Ihrem Comeback führte?  James Gill: Mitte der 90er rief mich ein Journalist des Kunstmagazins „American Art“ (herausgegeben vom Smithsonian American Art Museum) an und bat mich um ein Interview. Dies war der Beginn meiner Wiederentdeckung.

Wodurch unterscheiden sich die heutigen Arbeiten von denen aus den 60er Jahren? James Gill: Die Werke, die in den 60er Jahren entstanden, waren stark politisch geprägt. Ich war und bin auch heute noch gegen Krieg. Doch aktuell konzentriere ich mich darauf schöne Dinge auf die Leinwand zu bringen: formvollendete Frauenportraits, begehrenswerte Lippen, fröhliche und farbenfrohe Gemälde.

Haben politische Ereignisse und Krieg heute trotzdem noch Einfluss auf Ihre Arbeit?  James Gill: Die politisch geprägten Werke, die ich in den letzten Jahren gemalt habe, wurden relativ schnell verkauft. Ja, ich will auch weiterhin politische Themen aufgreifen und auf die Leinwand bringen. Berühmt wurden Sie durch Ihr ‘Marilyn Triptych’, welches seit 1962 bis heute zur ständigen Sammlung des Museum of Modern Art in New York zählt.

Warum spielt Marilyn Monroe bis heute eine so große Rolle bei Ihren Werken?  James Gill: Ich liebe es Marilyn Monroe in immer wieder neuen Variationen zu malen. Die Sammler, die meine Werke kaufen, lieben meine Marilyn-Arbeiten. Es kommt oft vor, dass ich speziell nach neuen Marilyn-Motiven angefragt werde.

Während der aktuellen Ausstellung hat die Galerie im Alten Rathaus freitags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eingang befindet sich in der Alten Rathausstraße 22. Weitere Informationen unter www.galerie-prien.de und unter Telefon +49 8051 92928.

Bericht: Prien Marketing GmbH – „Es gibt keine Regeln auf der Leinwand. Es kann in jede Richtung gehen. Jedes Werk ist wieder eine ganz eigene, besondere Erfahrung“, so der Künstler James Francis Gill.

Bildrechte: © Premium Modern Art James Francis Gill

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt!