Kirche

PINO-Projekt des Bezirks Oberbayern und der LMU München

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

PINO ist die Abkürzung für „Projekt Intensivwohnen Netzwerk Oberbayern“. Dieses Gemeinschaftsprojekt der Ludwig-Maximilians-Universität München und des Bezirks Oberbayern ist ein Novum. Erstmals arbeitet der Bezirk mit einer renommierten Universität zusammen, um ein Thema der Eingliederungshilfe wissenschaftlich erforschen und begleiten zu lassen. Ziel ist es, Dialogprozesse anzustoßen und gleichzeitig praktische Handlungshilfen für Intensiv-Einrichtungen zu erhalten.

Erwachsene Menschen mit geistigen Behinderungen und herausfordernden Verhaltensweisen sind ein vergleichsweiser kleiner Personenkreis, für den der Bezirk Oberbayern in der Eingliederungshilfe zuständig ist. Aktuell gibt es bei steigender Nachfrage in Oberbayern rund 200 Plätze im sogenannten Intensivwohnen – allein 70 davon in der Stiftung Attl. Die Betreuung von Personen mit Behinderungen und herausfordernden, teilweise auto- und fremdaggressiven Verhaltensweisen in besonderen Wohnformen ist für den Bezirk Oberbayern, die Einrichtungen und deren Mitarbeitende keine leichte Aufgabe. Ein wichtiges Ziel ist es, die Lebens- und Wohnqualität zu verbessern und mehr Inklusion und Teilhabe zu ermöglichen. Der Fachkräftemangel erschwert dabei die Realisierung so manch sinnvoller Idee. Auch die Umsetzung der Vorgaben des Bayerischen Pflege- und Wohnqualitätsgesetzes gelten im Bereich des Intensivwohnens als komplexe Aufgabe.

Hervorgegangen ist das PINO-Projekt aus einem Fachtag zum Thema „Lebensqualität in Intensivwohngruppen“, den der Bezirk Oberbayern gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Pädagogik bei geistiger Behinderung und Verhaltensstörungen der Pädagogischen Fakultät der LMU München veranstaltet hatte. Binnen weniger Tage hatte das federführende Institut eine Flut von Anmeldungen erhalten. Beim Fachtag selbst diskutierten die rund 100 Teilnehmenden intensiv. „Dass so viele Menschen mitdenken und mitgestalten wollten, hat uns beflügelt, das Forschungsprojekt PINO auf den Weg zu bringen“, erzählt Lehrstuhlinhaber Prof. Reinhard Markowetz.

Noch während des Fachtags wurde die Projektidee geboren. An PINO beteiligen sich deshalb neben der LMU und dem Bezirk Oberbayern zahlreiche Einrichtungen in Oberbayern, die Plätze im Intensivwohnen anbieten. Das Projekt läuft bis 2023. Der Auftrag ist, ein wissenschaftlich tragfähiges, nachhaltig wirkendes und innovatives Gesamtkonzept für das Intensivwohnen zu entwickeln. Gemeinsam mit den teilnehmenden Einrichtungen, Trägern,  Netzwerkpartnern und Netzwerkpartnerinnen gilt es, innovative Methoden und Strategien zu erarbeiten und zu erproben.

Ein besonderer Fokus liegt darauf, für die betroffenen Menschen die Lebens- und Betreuungsqualität zu verbessern. Mehr Teilhabe und Inklusion können beispielsweise entstehen, wenn die Lebensbereiche Wohnen, Arbeit und Freizeit intensiver und besser verzahnt werden. „Wir brauchen Durchlässigkeit vom Intensivwohnen hin zu anderen Leistungstypen“, erklärt Helmut Roth, Leiter von Referat 22, in dem das Projekt verortet ist. „Das Intensivwohnen muss inklusiv werden, sonst läuft die UN-Behindertenrechtskonvention in diesem Bereich ins Leere.“  (cmy)

Bericht und Bild: Bezirk Oberbayern –  Ein Bewohner einer Intensiv-Wohngruppe der Stiftung Attl genießt einen Ausflug zusammen mit seiner Betreuerin. Foto: Stiftung Attl

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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