„Geiz ist geil – aber keine Lösung fürs Leben.“ Jeder kennt einen Pfenningfuchser und weiß, wie sehr so einer seine Mitmenschen drangsalieren kann. In diesem Stück der Wildenwarter Theatergruppe unter der Regie von Sylvia Riepertinger wird einem chronischen Geizhals allerdings eine schmerzhafte Lektion erteilt. So spielen die „Theaterer“ wieder nach über zwei Jahren Pause im Saal der Schlosswirtschaft. Sylvia Riepertinger hat dazu die Komödie in drei Akten „Da Pfenningfuchser“ von Peter Landstorfer ausgesucht.
Die Rolle des Dugg Bertl, Großbauer und Kiesgrubenbesitzer, verkörpert Lambert Huber perfekt. Völlig natürlich und authentisch, ein Geizhals durch und durch. Sein Gesinde muss sogar die Schwammerl abgeben, die es beim Waldausputzen findet oder das übriggebliebene Geld vom Erntedankfest auf Heller und Pfennig mit ihm abrechnen. Sparen, wo es nur geht. Das ist seine große Leidenschaft. Das geht sogar so weit, dass seine Dienstboten, der Knecht Denge (Martin Stoib) und die Magd Froaß (Martina Huber) das Stroh, das sie mit ihren dreckigen Schuhen in die gute Stube tragen, zusammenkehren und aufs Feld zurückbringen müssen. Denn: „Wenn man des hochrechnet, könnte man einen halben Zentner Kartoffeln mehr ernten“, meint der Bertl.
So ist er halt, alle haben sich an ihn schon gewöhnt, keiner murrt, wenn die Knödel nach Größe genau verteilt werden. Und wenn’s klopft, räumt die Wirtschafterin Mare Hauser (Helga Grießer) automatisch das Essen weg. Sogar das Klopapier aus alten Zeitungsseiten wird abgezählt, „sonst wird der Arsch noch gscheider als der Kopf“. Den Frauen steht Bertl seit vielen Jahren sehr misstrauisch gegenüber, obwohl die Zwagerin, eine alte Jungfer (Rita Stoib), ihm versichert: „Du glaubst doch nicht, dass ich auf dein Geld aus bin.“ Trotzdem bezeichnet er sie als „Häuslschleicherin“. Die Schwester Gibmera (Liesi Niedermaier, mit unnachahmlichen Augenaufschlag) wundert sich nicht, wenn sie bei der Bitte um eine Kleiderspende nur ein paar abgetragene wollene Socken bekommt. Denn so ist er halt, der Bertl. Sein bester Freund, der Schuster Zwirnschartner (Georg Aicher), versucht immer wieder, den Bertl zu überzeugen, dass „das Geld nur einen Sinn hat, wenn man es in Freude umsetzt – und nicht nur anschaut“. Der Zwirnschartner meint mit der Freude das Essen und Trinken im Wirtshaus. Doch der Bertl glaubt das nicht. Er zählt und versteckt sein Geld lieber, denn der Sparkasse traut er auch nicht.So gibt er auch für eigentlich notwendige Reparaturen kein Geld aus. Der marode Zaun vorm Haus müsste dringend repariert werden. Doch seine Leute sollen lieber auf dem Feld draußen arbeiten. „Das bringt mehr ein als ein Zaun, der schön ausschaut“, meint er. Doch genau dieser Zaun wird ihm zum Verhängnis, als er voller Wut über ein kaputtes Schuhbandl nach draußen rennt und in einen rostigen Nagel tritt.
Das Verhängnis nimmt seinen Lauf und auf den rostigen Nagel droht eine Blutvergiftung. Der Endwartner Wugg nach Art und Profession Bader und Totengräber, hervorragend gespielt von Ludwig Freund, will erst helfen, wenn der Bertl seine alten Schulden in Höhe von 19,52 Mark bezahlt. „Ohne Geld, keine Behandlung“. Da kommt auch noch der Sparkassler Karl-Gernot Nigel (Matthias Stoib), der dem Kiesgrubenbesitzer Bertl „seinen Schotter“ haben möchte. Oder will er sein Geld? Vieles stürmt auf den Bertl auf seinem Schmerzenslager ein, doch was noch alles kommt, wird nicht verraten, es soll spannend bleiben, bei den weiteren Aufführungsterminen. Turbulent und lustig geht es auf alle Fälle weiter, die kommenden Besucher können sich auf einen abwechslungsreichen Abend einstellen. Häufiger Zwischenapplaus und viel Gelächter bildeten das Brot der Künstler. Die wirklich gelungene Aufführung war ein voller Erfolg für die Truppe. Am kommenden Freitag und Samstag, 11. und 12. November finden um 20 Uhr im Saal der Schlosswirtschaft weitere Aufführungen statt – einige Restkarten gibt es übrigens auch noch für Kurzentschlossene.
Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg
So ein rostiger Nagel im Fuß tut höllisch weh! Mare (Helga Grießer), Zwirnschartner (Georg Aicher) schauen zu wie der Dugg Bertl (Lambert Huber) von Schwester Gibmera (Liesi Niedermaier) verarztet wird (von links) Skeptisch schaut der Knecht Denge (Martin Stoib) auf das Geschehen (rechts)
Seelischer Beistand von Schwester Gibmera (Liesi Niedermaier) für den Dugg Bertl (Lambert Huber) auf seinem Krankenlager
Der Totengräber Endwartner Wugg (Ludwig Freund) nimmt schon einmal Maß beim Dugg Bertl (Lambert Huber)
„Und was ist mit mir?“ Die Zwagerin (Rita Stoib) und der Zwirnschartner (Georg Aicher, links) am Krankenlager des Dugg Bertl (Lambert Huber)
„Was ist an Geld beim Erntedank übrig geblieben?“ Der Dugg Bertl (Lambert Huber) rechnet den Erntedankzwickl mit Mare (Helga Grießer), Denge (Martin Stoib) und Froaß (Martina Huber) ab.
„Du glaubst doch nicht, dass ich auf dein Geld aus bin,“ erklärt die Zwagerin (Rita Stoib) dem Dugg Bertl (Lambert Huber)
Der Endwartner Wugg – nach Art und Profession Bader und Totengräber, (Ludwig Freund) hat ein Wundermittel für Mare (Helga Grießer), das die Mannsbilder narrisch nach ihr macht
„Was gibt’s heute? Es ist Dienstag, gselchte Suppn und Knödel, wie immer am Dienstag) für den Dugg Bertl (Lambert Huber), Denge (verdeckt Martin Stoib), Froaß (Martina Huber) und Mare (Helga Grießer)
„Hoffentlich wird er wieder“. Auf die Genesung genehmigen sich der Zwirnschartner (Georg Aicher), Froaß (Martina Huber), Denge (Martin Stoib), Schwester Gibmera (Liesi Niedermaier) und der Endwartner Wugg (Ludwig Freund) einen Schnaps aus den Beständen vom Dugg Bertl (Lambert Huber).