Kirche

Pfarrer Diedrich´s Lebenswerk in Indien geht weiter

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Am 1. November 2021 jährte sich zum zehnten Mal der Sterbetag von Pfarrer Albert Diedrich. Doch sein Lebenswerk, die Kinderdörfer in Südindien, lebt weiter. Seine letzte Ruhestätte fand Msgr. Diedrich In Frasdorf, dort war er als Ruhestandspfarrer tätig.  Vor gut 25 Jahren gründete Monsignore Albert Diedrich das Werk „St. Boniface Anbaham“ in Indien. Drei Kinderdörfer beherbergten zwischenzeitlich rund 640 Kinder, die aus ärmlichsten Verhältnissen kamen und nunmehr Nahrung, Kleidung und Bildung bekommen.

Die fürchterliche Armut in Indien war für den rastlosen Priester der Auslöser, sich immer mehr zu engagieren. Bei einem Besuch einer Einrichtung von Mutter Teresa in Kalkutta wimmelte es in einem Raum nur so von kleinen, armen Kindern. Diedrich nahm ein junges Mädchen auf den Arm und dabei geschah es: das Kind klammerte sich so fest an den Priester und beäugte ihn so intensiv, dass Dietrich spürte, er müsse noch mehr tun für diese Kinder. Er entschied sich zu einer eigenen Initiative und zum Bau eines (ersten) Kinderdorfes. „Es war eine Fügung Gottes, dass ich in Indien zum richtigen Zeitpunkt gute Menschen kennenlernte, die mir dann bei meinem Anliegen tatkräftig unter die Arme greifen konnten“, so Diedrich zum Beginn seiner Aktivitäten. 1986 war es dann so weit. In Kassel gründete Diedrich einen Verein, da er durch seinen Schul- und Priesterdienst viele Leute erreichte, die zu Spenden und ehrenamtlichen Diensten bereit waren. Der Grundstein für das erste Kinderdorf  wurde in der Nähe der Stadt Nagercoil an der Südspitze Indiens gelegt. In Indien wurde in Ergänzung zum Kasseler Unterstützungsverein fast zeitgleich ein Trägerverein gegründet. Das erste Kinderdorf bekam den Namen „Saint Boniface Anbaham“, es bot 200 Mädchen und Buben nach ihrem vorherigen elternlosen Dasein in größtem Elend ein Zuhause mit Betreuung. Beflügelt von den ersten Erfolgen gründete Pfarrer Diedrich 1992 ein weiteres Kinderdorf 45 Kilometer südlich von Madras. Ein drittes Dorf mit Unterkünften, Kindergärten, Internaten, Bibliotheken und Krankenstationen wurde Ende 2007 in der Nähe der Millionenstadt Trichy aufgebaut.

Dr. Karl-Heinz Gergen, der zweite Vorstand des deutschen Fördervereins für diese Kinderdörfer in Kassel erläutert in einem Gespräch, was derzeit mit dem Geld von den deutschen Gönnern für das von Jesuiten geleitete Gymnasium in Vadamelpakkam unternommen wird. Das Interview führte Hans-Joachim Stoehr, Redakteur des Bonifatiusboten in Fulda.

Anbaham – Kinderdörfer  –  An den am 1. November 2011 verstorbenen Pfarrer Albert Diedrich erinnern sich nicht nur Menschen in der Region. Auch in Indien hat er als Gründer von mehreren Kinderdörfern Spuren hinterlassen.

Frage: Wie würden Sie Pfarrer Diedrich charakterisieren?

Er war ein äußerst engagierter Seelsorger, der vielen Menschen helfen wollte. Zugleich war er auch ein perfekter Manager. Ein Beispiel: Er hat mich in den Verein hereingezogen, weil ich ermöglichen konnte, dass keine Bankgebühren zu entrichten waren. Das hat viel Geld gespart. Und er handelte mit Weitsicht. So hat er von Anfang die Trägerschaft der Kinderdörfer in indische Hände gegeben. Im etwa 20-köpfigen Trägerverein sind Vertreter vieler gesellschaftlicher Gruppen vertreten: Christen, Hindus, Moslems aus der Oberschicht, die als Anwälte, Banker, Steuerberater oder Ärzte tätig sind.

Zur Gegenwart: Was bedeutete Corona für die Kinderdörfer?

Wie staatliche Schulen waren auch die Kinderdörfer wegen Corona geschlossen. Wir schicken etwa 15 000 Euro pro Monat zur Finanzierung der laufenden Kosten nach Indien. Davon wurden die Mitarbeiter weiterhin bezahlt – zu 100 Prozent. Das meiste Geld, das wegen der Schließung der Kinderdörfer weiterhin zur Verfügung stand, wurde den Familien der Kinder in Form von Lebensmitteln und Geldspenden gegeben.

Was gibt es Neues aus den Projekten?

Vor zwei Wochen wurde das Internat für Schüler der Loyola Academy Vadamelpakkam fertig gestellt. Die Schule befindet sich in Trägerschaft der Jesuiten. Der Grundstein für die Schule wurde noch von Pfarrer Diedrich in seinem Todesjahr 2011 gelegt. Die Hälfte der Schüler kommt aus der Mittelschicht und zahlt Schulgeld. Die anderen sind Kinder aus der Unterschicht, sie zahlen kein oder nur wenig Schulgeld. Entsprechend ist es auch im Internat geregelt.

Wir als Förderverein haben die Baumaßnahmen finanziert. Im Internat können über 100 Kinder wohnen. Die Schule wurde für über 800 Kinder gebaut. Die dafür notwendigen Gelder kamen zum aller größten Teil von Gemeindemitgliedern aus den größeren Umkreisen von Kassel, Isny und Frasdorf. In allen drei Orten wirkte Msgr. Diedrich als Pfarrer. Ohne die Hilfe der vielen Gemeindemitglieder wäre das wunderbare Projekt nicht möglich gewesen.

Kontakt zum Autoren:  h-stoehr@kirchenzeitung.de

Weitere Informationen – Internet: www.kinderdorf-anbaham.de

Kontakt Frasdorf: Johanna Abel, Tel. 08052-5439, email: abel-leitenberg@t-online.de

Archiv-Foto: Förderverein Kinderdörfer – Pfarrer Diederich mit ihm anvertrauten indischen Kindern

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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