Kirche

Pfarrer Baumgartners Wechsel nach Rosenheim

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Dieser Satz von Hermann Hesse ist berühmt und auch der Rohrdorfer Pfarrer Robert Baumgartner würde ihn wohl unterschreiben. Denn er wird jetzt seine Gemeinde verlassen, um Pfarrvikar in Rosenheim zu werden und dort dann zuständig zu sein für die Menschen in der Stadt.

Menschen, nicht nur Gläubige: Auch in Zeiten, in denen die Kirchen leerer werden hat ein Pfarrer noch eine wichtige Funktion, davon ist Robert Baumgartner überzeugt. Und das selbst für die, die eigentlich von sich sagen würden, dass sie mit dem Glauben, vor allem mit der Institution Kirche nicht mehr viel am Hut haben: „Auch wenn man sicher ist, dass man Glauben, Kirche und den Pfarrer, der für beide steht, in seinem Leben nie wirklich brauchen wird – dass es ihn gibt, dass er in seiner Gemeinde auch auf Festen und Veranstaltungen zu sehen ist, ist dann doch so eine Art Rückversicherung für den Fall, dass alle Stricke reißen“.

Für Robert Baumgartner gehört deshalb eines zu den wichtigsten Eigenschaften eines Pfarrers – das Zuhören können: Ungeteilte Aufmerksamkeit und Konzentration, die man einem anderen Menschen schenkt. Schon deshalb, weil nur der, der wirklich zuhören kann, herauszufinden in der Lage ist, ob Rat, ob Hilfe erwünscht wären und wie diese dann auszusehen hätten. Dabei geht es beileibe nicht darum, die sogenannten Glaubenswahrheiten einem anderen überzustülpen. Als Geistlicher, sagt Robert Baumgartner, hat man da mehr die Rolle einer Hebamme: Man will dabei helfen, dass das, was im Menschen schon angelegt, aber vielleicht verschüttet und versteckt ist, wirksam werden kann. Denn das Verlangen nach dem, was man Spiritualität nennt, nach einem Mehr, das sich aus dem immer gleichen „irdischen“ Alltag heraushebt, haben alle Menschen, davon ist Pfarrer Baumgartner überzeugt. Wäre es anders, würden esoterische Angebote nicht in dem Maße zunehmen, in denen die Institution Kirche an Bedeutung zu verlieren scheint.

Nach so einem Gespräch, in dem es um Tieferes geht, suchen natürlich immer nur einzelne, sagt Pfarrer Baumgartner, aber sie tun es auf dem Land wie in der Stadt gleichermaßen – so es da heute überhaupt noch Unterschiede in den Lebensweisen gibt. Von daher ist der Wechsel von Rohrdorf nach Rosenheim für ihn kein Bruch, kein gänzlich neues Feld. „Aber es ist auch als Pfarrer gut, wenn man sich nach etlichen Jahren einfach wieder neuen Herausforderungen stellt“.

Natürlich, so sagt er, verlasse er Rohrdorf einerseits nicht gern. Zehn Jahre in einer Gemeinde, in der man sich wirklich zuhause gefühlt hat, prägen einen, so sagt er, wie man auch die Hoffnung hat, dass man hier für den einen oder anderen Menschen wichtig war. Andererseits sei da die Freude auf eben diesen Neuanfang, von dem Hesse sprach: neue Menschen kennenzulernen, die zu betreuen neue Herausforderungen mit sich bringt.

Gar nicht böse ist Pfarrer Baumgartner in diesem Zusammenhang darüber, dass er in seiner neuen Stelle als Pfarrvikar von der ganzen Verwaltungsarbeit befreit ist, die die Leitung eines Pfarrverbandes mit sich bringt. Denn auch viele Pfarrer haben manchmal den Eindruck, dass sie wegen der überall zunehmenden Bürokratie immer mehr zu Verwaltungsangestellten werden, denen für das Eigentliche ihres Berufes immer weniger Zeit bleibt.

Und was alle jene angeht, die für die Kirche derzeit nur Verachtung oder Spott übrig haben, hätte Pfarrer Baumgartner einen Wunsch: Dass sie einmal wieder einen Gottesdienst besuchen, und sei es nur, um ihr Vorurteil bestätigt zu sehen. „Denn erstens haben viele, die kein gutes Haar an der Kirche lassen können, seit Jahren keine mehr von innen gesehen. Und zweitens gilt hier wie überall: Voranbringen und verändern kann nur, wer mitmacht“.

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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