Wirtschaft

Passivhaus für Haus der Bayer. Geschichte

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Das Ziel ist erreicht und die Freude groß in Regensburg: Bayerns Bauminister Christian Bernreiter überreichte dem Haus der Bayerischen Geschichte am 29.8.2024 die Zertifizierung zum Passivhaus. Für Direktor Dr. Richard Loibl war mit Aufnahme der Planungen für das neue Museum in Regensburg im Jahr 2011 klar, dass für den Betrieb des Gebäudes innovative Lösungen für die Nutzung von Energie und Wärme gefunden werden müssen.

Die Idee war ein Neubau im Passivhausniveau und die Festschreibung des Einsatzes regenerativer Energien. 2013 schließlich wurde das Haus der Bayerischen Geschichte zum Pilotprojekt des Passivhausbauens in Bayern erklärt. Seit Juni 2019 ist das unter der Federführung des Staatlichen Bauamtes Regensburg errichtete Gebäude in Betrieb und kann Vollzug melden. Die Fakten heute: Das Museum braucht weder Gas noch Öl – seine Energie zur Wärme- und Kälteversorgung wird aus dem Abwasser der Stadt Regensburg gewonnen. Laut der fast 6.000 Projekteinträge der Passivhaus-Datenbank des Passivhaus Institutes in Darmstadt ist das Haus der Bayerischen Geschichte das bis dato flächenmäßig größte als Passivhaus zertifizierte Museum weltweit.

Bayerns Bauminister Christian Bernreiter freute sich bei der Übergabe des Passivhauszertifikates an Direktor Dr. Richard Loibl über das fortschrittliche Energie- und Wärmekonzept im Haus der Bayerischen Geschichte: „Hier zeigt sich einmal mehr, dass energiebewusstes Planen und Bauen im staatlichen Hochbau eine große Rolle spielt. Der hocheffiziente Passivhausstandard hat sich nicht nur aus baufachlicher Sicht für Bauten des Freistaats bewährt, energieeffizientes Bauen ist wichtiger Baustein zum Erreichen der Klimaschutzziele: Ziel ist es den Energieverbrauch und damit die Energiekosten im Betrieb zu minimieren.“

Für Bayerns Kunst- und Wissenschaftsminister Markus Blume gilt das Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg als Vorzeigeprojekt in Sachen Nachhaltigkeit im Kulturbetrieb: „Hier kommen Geschichte und Zukunft des Freistaats perfekt zusammen: Das Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg ist so etwas wie die Schatztruhe unserer bayerischen Identität – dazu passt ideal, dass das Gebäude eines der modernsten seiner Art ist. Denn: Fortschritt ist seit jeher tief in der bayerischen DNA verankert. Mit dem Museumsbau haben wir echte Pionierarbeit in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz geleistet: Das Museum ist das größte als Passivhaus zertifizierte Museum weltweit – eine echte Blaupause für energieeffizientes Bauen im Kulturbereich.“ Bereits 2011 hat die Bayerische Staatsregierung die Einführung vorbildlicher Energiestandards für staatliche Bauten beschlossen, dazu gehört auch der Passivhausstandard für bestimmte Bauten. Die Vorgaben wurden 2023 fortgeschrieben, um beim klimagerechten Bauen weiter Vorbild sein zu können.

Die Umsetzung des Passivhausstandards mit einem innovativen Versorgungskonzept hat in Regensburg auch der Schulterschluss mit der Stadt möglich gemacht, liefert sie dem Museum über eine hochmoderne Energiezentrale Wärme und Kühlung aus den städtischen Abwässern zu. Dass im Gebäudekomplex des Museums darüber hinaus energiesparend und effizient gewirtschaftet wird, freut insbesondere Regensburgs Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer: „Schon beim Haus der Musik haben wir die Energiegewinnung aus Abwasser möglich gemacht. Mit der zweiten Maßnahme beim Haus der Bayerischen Geschichte hat Regensburg erneut gezeigt, wie gut erneuerbare Energien im historischen Altstadtbereich eingesetzt werden können. Denn die Nutzung der Abwasserwärme ist in einem bestehenden Kanal integriert und absolut denkmalverträglich.“

Anforderungen an ein Museum als Passivhaus

Das Passivhaus ist ein Gebäudestandard, der energieeffizient, komfortabel, wirtschaftlich und umweltfreundlich ist. Um diesen Standard zu erreichen, muss das Gebäude bestimmte bautechnische Anforderungen erfüllen. Zu den Bewertungskriterien gehören unter anderem der Heizwärmebedarf, der Kühl- und Entfeuchtungsbedarf sowie die Luftdichtheit des Gebäudes. Mit einer hoch wärmegedämmten Gebäudehülle, dreifach verglasten Fenstern und hocheffizienter Anlagentechnik für Lüftung und Klimatisierung erfüllt das Museumsgebäude in Regensburg diese Anforderungen optimal und schafft damit die Grundlage für optimale klimatische Bedingungen für die Exponate und einen nachhaltigen Betrieb.

Im Rahmen der Passivhaus-Zertifizierung wurde der Ist-Zustand des Museumsgebäudes von einem Ingenieurbüro mit dem Passivhaus-Projektierungspaket (PHHP) berechnet, um festzustellen, ob mit der geplanten Anlagentechnik und der geplanten Gebäudehülle die Passivhaus-Kriterien eingehalten werden. Diese Berechnung wurde zusammen mit den Zertifizierungsunterlagen dem Energie- und Umweltzentrum Allgäu zur Prüfung und anschließenden Einreichung beim Passivhausinstitut übergeben. Die abschließende Prüfung und Zertifizierung erfolgte durch das Passivhausinstitut, ein unabhängiges Forschungsinstitut aus Darmstadt.

Das Haus der Bayerischen Geschichte weiter auf dem Weg zum ökologischen Museum

Im laufenden Betrieb des Hauses der Bayerischen Geschichte in Regensburg geht es kontinuierlich darum weitere Einsparungsmaßnahmen auszuloten, sei es im energetischen Bereich, sei es im Bereich der Ausstellungstechnik. Insbesondere die derzeit laufende Bayernausstellung „Ois anders: Großprojekte in Bayern 1945-2022“ ist als nachhaltiges und klimafreundliches Modellprojekt angelegt. Im Ausstellungsbau finden sich ausschließlich wiederverwendbare Elemente eingesetzt. Bei allen Anschaffungen stand eine gute Nachnutzbarkeit im Mittelpunkt, damit der ökologische Fußabdruck der Bayernausstellung insgesamt so gering wie möglich ausfällt. Was das Gebäude betrifft, verfolgt das Haus der Bayerischen Geschichte weiterhin die Planungen für die Umsetzung einer PV-Anlage auf dem Dach des Museums. Ziel ist es, soweit als möglich autark zu werden.

Bericht und Bilder: Haus der Bayerischen Geschichte – 1. (v.l.n.r.) Der Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte Dr. Richard Loibl, der Bayerische Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr Christian Bernreiter und die Regensburger Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer bei der Übergabe des Passivhauzertifikats an das Haus der Bayerischen Geschichte am 29. August 2024.

2. Über die Übergabe des Passivhauszertifikates an das Haus der Bayerischen Geschichte freuten sich (v.l.n.r.): Florian Lang, Geschäftsführer Herz & Lang GmbH, Dr. Richard Loibl, Direktor Haus der Bayerischen Geschichte, Christian Bernreiter, Bayerischer Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, Gertrud Maltz-Schwarzfischer, Oberbürgermeisterin Regensburg, Karl Stock, Leiter des Staatlichen Bauamtes Regensburg, Esther Gollwitzer, Passivhaus Institut GmbH in Darmstadt und Thomas Spies, Abteilungsleiter Maschinenwesen am Staatlichen Bauamt in Amberg, vormals Regensburg.

 

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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