Palmsonntags-Gedanken einer Samerberger Mesnerin

Da gemeinsame Gottesdienst-Feiern derzeit nicht möglich, hat sich Mesnerin Gertraud Maurer von der Kirche St. Bartholomäus in Rossholzen vom Pfarrverband Rohrdorf-Samerberg Gedanken gemacht. Diese sollen einerseits an die übliche kirchliche Brauchtumspflege erinnern, aber auch dazu anregen, sich für daheim und ganz persönlich Gedanken zu machen. Den Beginn machen Ausführungen zum Palmsonntag, der heuer am 5. April zu Hause gefeiert wird.

Gertraud Maurer hält fest: „Jetzt, um den Palmsonntag, stellen die Leute einen Osterstrauß aus Palmkatzerlzweigen auf und hängen bunte Ostereier daran. Viele der Eier tragen Erinnerungen, an einen schönen Ausflug oder einen besonderen Künstlermarkt; an einen Bastelnachmittag mit Kindern oder Enkeln und viele weitere schöne Geschichten. Dass das Wetter draußen schon das Frühjahr anzeigt, hebt die Stimmung zusätzlich. Trotzdem bleiben wir dahoam! – Corona eben. Am 26. Februar war Aschermittwoch. Die Leute gingen in die Kirche, um sich als Vorbereitung auf die Fastenzeit Asche auf das Haupt streuen zu lassen. Wer hätte gedacht, dass das für viele der letzte gemeinsame öffentliche Gottesdienst der gesamten Fasten- und Osterzeit sein würde.

„Palmsonntag sind alle Samerberger auch wirklich Samerberger“

Nächsten Sonntag ist Palmsonntag, damit beginnt die Karwoche: Das ganze Jahr über sind die Samerberger Gläubigen eigentlich keine Samerberger. Sie sind „Groabecker“ (Grainbach), „Dirwenger“ (Törwang), „Stoakirchner“ (Steinkirchen) und „Baschtler“ (Rossholzen). Aber dann gibt es Zeiten, da sind sie doch alle Samerberger. Eine dieser besonderen Zeiten ist die Karwoche. Die wird gemeinsam in der Pfarrkirche Törwang begangen. Genau genommen fängt es schon mit dem Aschermittwoch an, aber in der Fastenzeit finden in den Filialkirchen weiterhin regelmäßig eigene Gottesdienste statt. Ein Fixpunkt ist der 25. März, „Mariä Verkündigung“, da geht wer mag nach Kirchwald zum Beten und in der Roßholzener Kirche wird für diesen Tag die Verkündigungs-Gruppe aufgestellt. Maria und der Engel Gabriel, das Thema des Gebets „Der Engel des Herrn“ oder Angelus, „wie der Lateiner sagt…“. Bei meiner Oma haben wir das noch vor jedem Mittagessen gebetet. Na ja, runtergerasselt, weil wir schon Hunger hatten. – In den Kirchen sind die Altäre mit Tüchern verhüllt, auch das Auge soll fasten. Mancherorts sieht man noch die alten bemalten Fastentücher, in Roßholzen sind sie schon so schleißig, dass sie nicht mehr aufgehängt werden können. Stattdessen gibt es zur Andacht einen Fastenaltar mit Jesus am Kreuz, Maria und Johannes darunter. Gerade in der Barockzeit – unsere Samerberger Kirchen sind alle barock ausgestattet – war das „Theatrum sanctum“, das Heilige Theater sehr beliebt. Zu den jeweiligen Festen und Feiertagen wurden vielerorts dem Anlass entsprechende Szenen dargestellt. Als Figurengruppe oder Bild, als lebendige Darstellung bei Passionsspielen aber auch bei Palmritten. Wenn keiner lesen kann und der Pfarrer lateinisch spricht, hilft ein Bild am besten, die Geschichte zu verstehen. Der Hochaltar der Törwanger Kirche ist auch so eine Bühne. Verschiedene Darstellungen können gezeigt werden, darunter am Pfarrfest „Maria Himmelfahrt“, zu Weihnachten die „Krippe“, am Karfreitag das leere Kreuz zusammen mit dem Ostergrab und in der Osternacht schließlich „die Auferstehung“.

„Heuer ist Kopf-Kino angesagt“

Nur, dieses Jahr nicht, dieses Jahr ist eben vieles anders. Aber man kann es sich wenigstens vorstellen, „Kopf-Kino“ ist eine schöne Sache. Am Sonntag feiern die Christen auf der ganzen Welt den Einzug Jesu´s in Jerusalem. Stellt Euch vor: Wir können uns förmlich sehen, alle auf dem Dorfplatz versammelt, mit den Palmbuschen in der Hand, Diakon Günter Schmitzberger zieht wie immer mit vielen Ministranten in einer feierlichen Prozession aus der Kirche her, dazu ein Lied der Gemeinde. Es folgt dieses Jahr das Evangelium nach Matthäus und die Segnung der Palmbuschen. Danach zieht die ganze Gemeinde unter festlichem Orgelspiel in unsere schöne Pfarrkirche ein. So viele Kinder sind nicht oft im Gottesdienst und da es heute recht lang dauern wird, richten sich die Mesnerinnen schon darauf ein, dass nach dem Gottesdienst die vorderen Kirchenbänke rausgekehrt werden müssen, weil sie voller Palmkatzerl sein werden. Macht nix, auch das gehört zum Palmsonntag dazu. Gleichzeitig ist der Palmsonntag auch der Tag, an dem die Passion Christi, also die Leidensgeschichte Jesu, verkündet wird. Vom Einzug in Jerusalem bis zum Tod am Kreuz ist ganz schön viel Stoff für einen Gottesdienst; weil der Günter ein Einsehen mit seinen Schäflein hat, macht er bestimmt die verkürzte Version. Dann ist es geschafft, das letzte Lied verklungen und wir beeilen uns, aus der Kirche rauszukommen, weil wir noch eine einigermaßen ansehnliche Osterkerze kaufen wollen. Oh je, nur noch Reste auf dem Tisch der Frauengemeinschaft – aber zum Glück haben die Frauen nur schöne Kerzen gebastelt – alles gut!

Viele Pfarrverbände sind kreativ am Werk, um die vorbereiteten Palmbuschen und Osterkerzen kirchlichen zu segnen. Auch unser Pfarrer Robert Baumgartner, unser Diakon Günter Schmitzberger und unsere Gemeindereferentin Luise Schudok arbeiten daran, eine Lösung zu finden. Auch wenn unsere Seelsorger derzeit nicht in gewohnter Weise bei uns sein können, beten sie für uns mit, denken an uns und sind für uns telefonisch erreichbar“ – Gedanken von Gertraud Maurer, Mesnerin von „Baschtlmä“.

Telefonisch sind die Seelsorger für den Samerberg jederzeit erreichbar:

Pfarrer Robert Baumgartner: 08032 5252

Diakon Günter Schmitzberger: 01715703762

Gemeindereferentin Luise Schudok; 08031 71381

In den Kirchen liegen verschiedene Gebetsvorschläge und ein Segensblatt für die Palmbuschen und die Osterkörbchen auf. Zudem ist dieses Blatt auch auf der Homepage der Pfarrei abrufbar: www.pv-rohrdorf.de .

Den Live-Gottesdienst täglich finden sie auch auf der Internetseite des Bistums München-Freising https://www.erzbistum-muenchen.de/