Peiting – Der Brauch vom Osterholz hat sich in Peiting bis auf den heutigen Tag erhalten. So freute sich Mesner Josef Schleich, dass in der Osternacht trotz leichtem Schneefalls zur „Scheitlweich“ wieder acht Buben der Trachtenjugend gekommen waren, um nach der Lichtfeier um fünf Uhr in der Früh ihre Hölzer anzukohlen und in die Häuser zu tragen. Wie das in Peiting einzigartige Christkindlwiegen gehört dieser Brauch zu den Raritäten, die es wert sind, gepflegt zu werden.
Er reicht über viele Generationen zurück, wie die Mutter des heute 80-jährigen Ludwig Kirchbichler immer erzählte. Vor der Liturgiereform der österlichen Feiern, die Papst Pius XII. 1956 durchführte, war die Feuerfeier im Rahmen einer Volksandacht am Karsamstag früh um 7 Uhr. Von dieser Zeit berichtet Karl Fliegauf 1954 im Peitinger Heimatfreund: „Am Karsamstag war Feuerweihe. Da hatten es die Buben eilig mit ihren „Kolben“ (zusammengebundene Holzscheitlein). Die „Rieder“ hatten meist Schwämme an Draht gebunden und trugen damit das geweihte Feuer heim. Im Dorf liefen die Buben von Haus zu Haus mit dem geweihten Osterholz und dankbar nahmen es die Frauen, denn im Hochsommer schützt das Osterholz, in das Herdfeuer gelegt, gegen Blitzschlag. Die Buben bekamen dafür Eier geschenkt.“ Vielfach, so auch beim „Jäger“ (alte Hofstelle Bachstraße 18), wurden die geweihten Osterhölzer im Dachboden auf ein Balkeneck gelegt, um das Haus vor Blitzschlag zu schützen. Im kommenden Jahr tauschte man sie gegen die neuen aus und verbrannte die alten im Herd. In anderen Häusern hat man – wie beispielsweise beim „Bicheler“ (Schongauer Str. 9) – die Hölzer sorgfältig verwahrt und „bei Gewitter zusammen mit einigen Palmkatzln ins Herdfeuer nei gworfa,“ weiß Kreszenz Pfahler zu berichten. Die oberen Rieder haben wie von Karl Fliegauf beschrieben, in Draht gebundene Buchenschwämme statt den Hölzern verwendet. „Von diesen hat man bei Gewittern ein „Trum abgeschnitten“ und ins Feuer gegeben. „Wenn´s recht arg kracht hat,“ erinnert sich Josef Ried (Langenried), „hat man mehr nei do“. „Für das Herstellen der Hölzchen braucht man ein gutes Holz ohne Äste“, spricht Ludwig Kirchbichler aus Erfahrung. Die dünnen Späne (je nach Größe 30, 40 oder 50) werden durch zwei Eisenringe zusammengehalten. In der Mitte befindet sich ein längerer Stock, mit dem sie ins Feuer gehalten werden. Manfred Heiß kann sich an Zeiten erinnern, an denen über 20 Burschen ums Feuer gestanden sind und gewartet haben, bis der Pfarrer mit den Ministranten und der am Feuer entzündeten Osterkerze in feierlicher Prozession in die Pfarrkirche St. Michael zogen. Dann ging es sehr schnell, jeder wollte einen Platz im Feuer ergattern. „Ich weiß noch gut, wie sie früher alle mit Karacho nei sind ins Feuer, dass glei ganz schwarz worden ist,“ erinnert sich Mesner Josef Schleich und Heinrich Gruber weiß, dass einmal dabei das Feuer fast ausgegangen wäre. Heute ist dies nicht mehr so wild, die fünf bis zehn Buben brauchen sich um die „vorderen Plätze“ nicht mehr so anstrengen. Sind die kleinen Hölzer genügend angekohlt, werden sie auf dem Heimweg vor allem in der Nachbarschaft verteilt, wo die Leute schon darauf warten. hg
Bericht und Foto: Heimatpfleger Gerhard Heiss / Stephan Schütz – Buben der Trachtenjugend waren in Peiting in der Osternacht wieder zur Feuerweihe gekommen, um nach Entzünden der Osterkerze ihre Hölzer anzukohlen