Sport

Ortstermin zum Wössner Balsbergliftbetrieb

Veröffentlicht von Christina Rechl

Viele freiwillige Helfer machen Wintersportvergnügen möglich

Unterwössen. Kürzlich kamen kommunalpolitisch Engagierte aus den Reihen von Vorstandschaft und Gemeinderatsfraktion des Ortsverbandes Wössen der Christlich-Sozialen Union in Bayern e.V. zu ihrem vierzehnten einrichtungsbezogenen Ortstermin seit 2018 zusammen. Die Ortsterminreihe hat sich dabei der Inblicknahme von Einrichtungen der kommunalen Daseinsvorsorge und dem Austausch mit Verantwortungsträgerinnen und -trägern verpflichtet. Besichtigt wurde dieses Mal der Liftbetrieb am Balsberg in Unterwössen. Der Betrieb des Skilifts erfolgt dabei ausschließlich ehrenamtlich und steht unter Schirmherrschaft der Abteilung „Ski“ des Sportvereins Unterwössen e.V.

Die Teilnehmenden und der Tag des Ortstermins

Betriebsleiter Thomas Ager freute sich gemeinsam mit Mitgliedern des engeren Organisations- und Ausführungsteams, konkret dem Stellvertretenden Betriebsleiter Josef Brandstetter sowie Martin Färbinger und Harald Beyer, die Gruppe begrüßen zu können und über das Interesse an der geleisteten Arbeit. Zum engeren Organisations- und Ausführungsteam gehören dabei unter anderem auch noch Helmut Bachmann, Paul Reißmann und Robert Auer. Während Bachmann und Reißmann zuvorderst die Liftbetreuung organisieren, kümmern sich Auer und Betriebsleiter Ager vor allem um die Technik und das Präparieren der Piste mit der Raupe. Am Vororttermin nahmen für den Ortsverband dessen Vorsitzender und Zweiter Bürgermeister Johannes Weber, der den Ortstermin für diesen organisiert hatte, Erster Bürgermeister Ludwig Entfellner, Gemeinderatsmitglied und Sprecherin der Gemeinderatsfraktion des Ortsverbandes Katharina Wagner, Gemeinderatsmitglied Philip Spanier, Oberst a.D. Hermann Minisini, Oberstleutnant a.D. Klaus Hellmich, Gerhard Meirer sowie Stephan Haugg teil. Die drei beim ehrenamtlichen Liftbetrieb engagierten Thomas Ager, Josef Brandstetter und Harald Beyer sind dabei ebenso im Ortsverband ehrenamtlich kommunalpolitisch engagiert, Ager zudem im Gemeinderat. Eine Freude war es allen, dass auch die Vorständin des gemeinsamen Kommunalunternehmens (gKU) Achental Tourismus (Anstalt des öffentlichen Rechts) Elisabeth Keihl und der Leiter der Sparte „Ski“ im Allgemeinen Sportverein Oberwössen e.V. Herbert Tamegger an der Besichtigung mit Austausch teilnahmen. Als Termin hatte man den Nachmittag des ersten Samstag im Dezember gewählt. Über Nacht zu diesem Termin waren just rund 30 Zentimeter an Neuschnee gefallen und schneite es auch tagsüber weiter. Bis zum Mittag dieses Samstags hin waren der Aufbau und die Inbetriebnahme des Liftes für die Saison 2023/2024 erfolgt. Reges Treiben herrschte den gesamten Vormittag und den weiteren Tagesverlauf über. Viele Helferinnen und Helfer waren beteiligt. Das Liftseil wurde eingehängt, die Lifttrasse und der Skihang präpariert. Und so dauerte es nicht lange, ehe sich die ersten Wintersportler am Hang einfanden und ihrem Hobby frönten.

Zur Historie des Wintersports in Unterwössen und des Liftbetriebs

 

Geschichtsträchtig ist der Wintersport in der Region und dabei gerade auch in Unterwössen. Die Anfänge reichen nahezu ein Jahrhundert zurück. Wie der Autor der „Haus- und Hofgeschichten von Unterwössen“ Regierungsbaumeister a.D. Bernhard Greimel auf Nachfrage zu berichten wusste, wird Winter-, insbesondere Skisport in Unterwössen mindestens schon seit den 1930er Jahren betrieben. Greimel: „Auf einem Gemälde von Adolf Sachs sind Skifahrer dargestellt. Beliebt waren der Garberbichl und der Wiesenhang hinter der Neuschmiede. Der in Unterwössen ansässige Fotograf Hugo Haug, selbst Skifahrer, machte beeindruckende Bilder vom Sportgeschehen am Hochgern. Am Wochenende war auch ein winterlicher Hüttenbesuch auf dem Jochberg oder der Weitalm für die sportliche Dorfjugend eine willkommene Abwechslung zum Alltag.“. Bernhard Greimel wusste auch zu berichten, dass 1936 in Unterwössen die ersten „Achental-Skimeisterschaften“ durchgeführt wurden. Er führte weiter aus: „1949 wurde eine Schneise zwischen der Balsbergalm und der Hamprechtsau ausgeholzt. Damit war eine längere Piste für den Riesentorlauf und den Spezialslalom möglich. Ab 1953 betrieb Josef Blüml, der Blüml Sepp, einen kleinen Schlepplift am Balsberg bis zum ersten Weg. Der Antrieb erfolgte mittels Dieselmotor, als Liftstation diente eine ausrangierte Holzhütte. Anfang der 1960er Jahre wurde der Wunsch, vor allem seitens der Dorfjugend, nach einem Lift auf die Balsbergalm immer größer. Der Skiclub beantragte bei der Gemeinde die Skitrasse am Steilhang zu verbreitern. Dies wurde dann 1962 umgesetzt. Wegen zu geringer Länge für Wettkämpfe beziehungsweise größere Rennen wurde 1963 die Verlängerung Richtung Gscheuerwand begonnen. Ab 1967 kam es zur gemeinsamen Planung des Projektes „Balsberglifte“ durch drei Bürger aus Unterwössen und Marquartstein. Zunächst mussten Grundstücksfragen geklärt werden. Als dies geschafft war, konnte man in die konkrete Planung eintreten. In den Jahren 1968 und 1969 wurden dann die Talstation und drei Lifte, nämlich der Sessellift für den Sommer- und den Winterbetrieb, ein Schlepplift zum ersten Weg und ein Schlepplift zum zweiten Weg, errichtet. Die Stützen wurden dabei per Hubschrauber eingeflogen. In die Talstation integriert war das beliebte „Liftstüberl“. Im Jahr 1974 fanden am Balsberghang die Bayerischen Skimeisterschaften statt. Im Jahr 2008 wurde der Betrieb der Balsberglifte, auch wegen wiederholter bzw. zusehends schneearmer Winter, eingestellt, die Liftanlagen zunächst außer Betrieb gesetzt und dann weitestgehend abgebaut und entfernt.“.

Der Balsberg bietet nicht nur Heimat für Wintersportler. In schneefreiem Zustand von Frühling bis Herbst, beheimatet der Hang seit 1988 auch den Betrieb einer Gleitschirmschule, aktuell der Süddeutschen Gleitschirmschule.

 

Der Liftbetrieb seit 2012 – Angebot, Öffnungszeiten und Preise

 

Herausragend ist das, was dort jeden Winter nun seit mehr als zehn Jahren am Balsberg mit dem Liftbetrieb vollständig ehrenamtlich geleistet wird. Erschien es im Jahr 2012 noch als ambitionierter Versuch, den Lift in kleinem Umfang und ehrenamtlich wieder zu errichten und wieder zu betreiben, hat sich über die Jahre hinweg vieles etabliert und professionalisiert. Ein eingespieltes Team stellt den reibungslosen Betrieb sicher. Und der Zuspruch zum Angebot ist nach wie vor gut, die Jahre über eher sogar gewachsen. Viele aus dem Ort, aber auch aus den Nachbarorten und aus der Region nutzen die heimische Skipiste und den dazugehörigen Lift ebenso, wie Naherholungssuchende und Urlauber. Erster Bürgermeister Ludwig Entfellner und Zweiter Bürgermeister Johannes Weber äußerten ebenso wie die weiteren Teilnehmenden am Ortstermin große Anerkennung und Dankbarkeit für das von den freiwilligen Helferinnen und Helfern beim ehrenamtlichen Balsbergliftbetrieb Geleistete. Den touristischen Wert des Angebots bestätigte die Vorständin des gKU Achental Tourismus Elisabeth Keihl.

Betriebsleiter Thomas Ager: „Ein kleiner aber feiner Naturschnee-Skihang bildet das Herzstück. Der eine Höhendifferenz von etwa 45 Metern aufweisende Hang ist mit einem etwa 250 Meter langen Bügellift erschlossen. Kunstschnee ist bei uns kein Thema! Was hier unter den Kufen knirscht, ist echt! Regelmäßig wird Freitagabend das Flutlicht für den Nachtskilauf eingeschaltet und bei ausreichender Schneelage der Funpark „Wood Stuff Park“ mit unterschiedlichen Rails in verschieden breiter Auflage zum Sliden aufgebaut. Für die Verköstigung der Wintersportler sorgt regelmäßig Michaela Mix, die Wirtin von der Fliegeralm, mit einem Kioskbetrieb. Der Skihang eignet sich besonders für kleine und große Anfänger. Aber auch das Fahren mit Bob und Schlitten ist bei uns seitlich der Skipiste möglich und erlaubt. In unmittelbarer Nähe findet man auch die Langlaufloipe, eine Naturrodelbahn sowie einen schönen Winterwanderweg, die weitere Möglichkeiten für Wintersportvergnügen bieten.“.

Der Lift hat zu nachfolgenden Zeiten geöffnet, wobei diese nur bei ausreichender Schneelage gelten. An Samstagen und Sonntagen sowie während der gesetzlichen Ferienzeiten in Bayern und an gesetzlichen Feiertagen jeweils von 10:00 Uhr bis 16:00 Uhr, werktags außerhalb der Ferienzeiten jeweils von 13:30 Uhr bis 16:00 Uhr. Der Nachtskilauf, regelmäßig mit Barbetrieb, findet regelmäßig an Freitagen von 17:00 Uhr bis 20:00 Uhr statt. Während den Schulferien gelten regelmäßig zudem Erweiterungen der Öffnungszeiten. Zusätzliche Öffnungszeiten werden unter anderem für Gruppen von Kindergärten und Schulen nach Vereinbarung möglich gemacht. Änderungen der Öffnungszeiten, auch kurzfristige, sind und bleiben dabei jedoch vorbehalten. Was die Preise anbelangt, so sind diese sehr moderat. Die Tageskarte für Kinder bis 15 Jahre liegt bei 5,00 Euro, die Tageskarte für Erwachsene bei 7,00 Euro. Die Saisonkarte für Kinder bis 15 Jahre kann zum Preis von 50,00 Euro erworben werden, die Saisonkarte für Erwachsene für 70,00 Euro. Derzeit gibt es eine Spezialkarte, nämlich die für den Nachtskilauf, deren Preis sich auf 5,00 Euro beläuft. Änderungen bezüglich der Preise sind und bleiben jedoch vorbehalten. Aktuelle Informationen zum Liftbetrieb, insbesondere auch zu den Öffnungszeiten und zu den Preisen, werden vor allem über die Facebook-Seite der Initiative und die Homepage der Initiative bereitgestellt.

 

Helfer herzlich willkommen – Aufruf zur Mitarbeit

 

Ager und Brandstetter betonten: „Freiwillige sind bei uns immer herzlich willkommen!“. Betriebsleiter Ager: „Das Balsbergliftteam besteht aus einer Schar freiwilliger Helfer. Die Kinder und Enkel der ersten Generation an ehrenamtlich Engagierten am Balsberglift sind groß geworden. Es ist daher leider doch festzustellen, dass sich von Jahr zu Jahr weniger Freiwillige finden, die mithelfen. Auf der Liste der Helferinnen und Helfer stehen zwar an die siebzig Namen. Allerdings sind doch viele der gelisteten Personen beruflich, familiär und vereinsmäßig zeitlich stärker gebunden. Das Kernteam besteht daher aus deutlich weniger Personen, etwa an die zwanzig.“.

Angesprochen auf die Aufgaben eines Helfers führte Thomas Ager aus: „Hauptaufgabe ist es, während der Schicht, in der Regel von drei Stunden, für die man sich hat einteilen lassen und die dabei innerhalb der Öffnungszeiten liegt, den Lift mitzubetreuen. Hier hilft man gemeinsam mit einem weiteren Mithelfer den kleinen und großen Skifahrern in den Lift und stoppt diesen, falls jemand aus dem Lift „fallen“ sollte. Auch gehört zu den Aufgaben der Verkauf von Liftkarten an die Skifahrer und das Überwachen des Pistenbetriebs im Hinblick auf Stürze, Unfälle und unangemessenes Verhalten. Vor der Skisaison wird der Lift auf- und nach der Liftsaison wieder abgebaut.“.

Martin Färbinger und Harald Beyer im Gleichlaut: „Unser Ehrenamt ist aber keine Einbahnstraße. Die Helfer erwartet das Kennenlernen neuer und netter Leute sowie Austausch und Gemeinschaft bei Treffen, Besprechungen, Brotzeiten und einem Helferausflug, meist auf eine der regionalen Almen.“.

„Interessierte können sich gerne beim Mitkoordinator des Liftdienstes Paul Reißmann oder einem anderen Helfer unter den auf der Homepage öffentlich einsehbaren Kontaktdaten melden“, ergänzte Josef Brandstetter.

 

Dank und abschließende Gedanken

 

Betriebsleiter Thomas Ager, sein Stellvertreter Josef Brandstetter, Martin Färbinger und Harald Beyer betonten beim Termin die gute Zusammenarbeit mit der Abteilung „Ski“ im Sportverein Unterwössen e.V., mit dem Sportverein Unterwössen e.V. insgesamt und dessen Vorstandschaft sowie mit der Gemeinde Unterwössen, deren Bürgermeistern, Gemeinderat und Verwaltung, von denen allen das Team der Ehrenamtlichen des Balsbergliftbetriebs seit vielen Jahren konstant unterstützt wird.

Thomas Ager und Josef Brandstetter abschließend: „Es ist eine gute Sache! Die kleinen und großen Skianfänger und auch die geübten Skifahrer haben die Möglichkeit günstig und vor allem ohne lange Anfahrtswege Ski zu fahren!“.

Viele Eindrücke waren es, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch aus diesem Ortstermin für ihre kommunalpolitische Arbeit erneut mitnahmen. Sich vor Ort ein Bild zu machen, sich auszutauschen und ein vertieftes Verständnis für die Tätigkeiten und auch etwaige Herausforderungen zu entwickeln, ist von herausragender Bedeutung, waren sich alle einig. „Gemeinsam für Wössen, gemeinsam für die Region!“.

 

Fotos & Text: Klaus Hellmich

Redaktion

Christina Rechl

Mitglied der Redaktion

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