Land- & Forstwirtschaft

Online Konferenz der Oberbayerischen Bauernschaft

Am Mittwoch, den 10. Februar 2021, fand eine Online Konferenz mit der Staatsministerin Michaela Kaniber statt. Eingeladen hatten dazu Rupert Staudhammer, Bezirksvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ELF) Oberbayern, sowie Ralf Huber, neuer Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbandes, in seiner Funktion als Vorsitzender des BBV Ökoarbeitskreises Oberbayern.

Rupert Staudhammer eröffnete die Runde mit einem Grußwort an Staatsministerin Michaela Kaniber, sowie die Anwesenden Teilnehmer des ELF Bezirksverbandes und des Bayerischen Bauernverbandes aus Haupt- und Ehrenamt. Er hatte ein Bild vorbereitet, welches eine „Gute-Nacht-Geschichte“ erzählte von „Damals, als es noch Bauernhöfe gab….“ Es war Ihm wichtig, die Teilnehmer zu sensibilisieren, dass diese den Fokus auf die Zukunft legen und gemeinsam Lösungen finden. Frau Staatsministerin freute sich auf den Austausch und nahm sich auch Zeit für diesen. Die Fragen waren mannigfaltig und machten einen Spaziergang quer durch die Landwirtschaft. Pflanzungen von Hecken und Feldgehölzen oder die Möglichkeit sogenannte CO2-Zertifikate zu erwerben waren z.B. ein Thema. Hier ist bereits im Kulap Programm B 52 vorhanden und aktuell findet Forschung zur CO2 Fixierung statt. Wie sich das Staatsministerium bei einem länderübergreifenden Herdenschutz Kompetenzzentrum an BMEL einbringen bzw. beteiligen will, war ebenfalls gefragt. Hier gibt es zwar Forschung, jedoch ist bundeseinheitlicher Herdenschutz nicht realistisch, da es hier unterschiedliche Voraussetzungen gibt.

GAP und Investitionsförderung: An dieser Stelle wird sich Staatsministerin Michaela Kaniber einsetzen, dass die Förderungen auch weiterhin für Neben und Zuerwerb bestehen bleiben, da sonst ein Strukturbruch entsteht und nicht ein langsamer Strukturwandel von statten geht. Rupert Staudhammers Frage zielte auf die langfristige Eigenversorgung der Bürger ab. Diese sei gesichert. „Bayern hat beste Voraussetzung für Rinderhaltung wegen der starken Grünlandwirtschaft“, so Kaniber und „Wir haben 151% Eigenversorgung von Rindfleisch bei gleichzeitigem Rückgang der Betriebe. Die Anzahl der Rinder sinkt allerdings nicht so stark wie die der Betriebe.“ Die realistische Darstellung der Landwirtschaft in Schulbüchern war den Landwirten ein großes Anliegen. Die Unterrichtsmaterialien werden in enger Abstimmung mit dem Kultusministerium berichtigt und überarbeitet.

Der stellvertretende ELF-Bezirksvorsitzende Michael Hamburger sprach die Umnutzung von leerstehenden Höfen und Wirtschaftsgebäuden an. Hierzu werden lt. Ministerin Seminare und Zuschüsse für verschiedene Investitionen bereitgestellt. Bereits in Arbeit befindet sich die Möglichkeit anstatt wie bisher 3, künftig 5 Wohneinheiten in landwirtschaftlichen Altbauten zu ermöglichen. Stefan Froschmeir, auch Mitglied der Junglandwirtekommission ging auf das Thema „Kulap für Tiere“ ein und wollte wissen, welche Aspekte behindern. Dieses Projekt befindet sich in der konzeptionellen Phase und wird nach Beschluss der neuen GAP in Angriff genommen.

Gitti Leitenbacher, ELF Kreisvorsitzende in Kanibers Heimat Berchtesgaden kam mit den Belangen regionaler Futterproduktion für die Rinderhaltung: „Gras haben die meisten ja genug. Da wäre es nur sinnvoll mehr Ackerfläche zu machen damit z.B. eigenes Eiweiß oder Getreide angebaut werden kann. Krux dabei ist, dass Eiweißfläche von der Düngebilanz ausgenommen ist.“ An dieser Stelle musste Herr Dippold vom Landwirtschaftsministerium leider mitteilen, dass weitere Änderungen an der Düngeverordnung nicht möglich sind. Auch aktuelles zum Tage floss in die von Anja Eckmüller moderierte Diskussion mit ein: Das Aktionsprogram Insektenschutz (API) wurde mit Regelungen in Anlehnung der bayerischen Lösung erstellt und Michaela Kaniber sieht damit die Auflösung des Wettbewerbsnachteils innerhalb der Bundesländer. Die Regierungen von BY, BW und NDS schrieben Briefe an Kanzlerin Angela Merkel und auch sie persönlich habe sich für Änderungen am API eingesetzt. Das Thema Borchert-Kommission war das Anliegen von BBV Bezirksbäuerin Christine Singer und Martin Huber. Die kleinstrukturierten Familienbetriebe mit Tierhaltung müssen auch in den nächsten 20 Jahren noch Zukunft haben. Hier gibt es bereits ein bayerisches Programm als Agrarumweltmaßnahme, die Sommerweidehaltung, in der pro GV mit 50 Euro gefördert wird. In Planung sind weitere Förderungen für Mutterkuhhalter, sowie Schafe und Ziegen.

Zur Politische Forderung von 30 Prozent Ökolandbau bis 2030 wollte Andreas Hatzl einiges wissen. Da hatte er wohl Staatsministerin Michaela Kanibers Lieblingsthema angesprochen, zumal sie hier wirklich viel zu berichten hat. Bis 2025 soll der Öko- bzw. Regional-Anteil der Außer-Haus-Verpflegung auf 50 Prozent steigen. Hier gibt es bereits seit dem letzten Jahr mehrere Programme und für die Gastronomie werden gerade Modellregionen gegründet. Ralf Hubers Einwand, dass Wirte nicht ein einzelnes Gericht als „Bio“ auf die Speisekarte schreiben dürfen ohne „Biozertifiziert“ sein zu müssen, hat Kaniber mitgenommen.

Beim Schlusswort fasste der neue BBV Bezirkspräsident Oberbayerns, Ralf Huber den Abend nochmals zusammen und gab der Staatsministerin einiges mit auf den Weg.

Die Landwirte freuen sich über weiteren Austausch mit Ihrer Ministerin.

Bericht und Fotos: Bauern und Land Stiftung


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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