Ukraine- & Nothilfe

Ökumenische Würdigung der Münchner Bahnhofsmission

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Die Bahnhofsmission München hat am Freitag, 29. April, in der Abtei St. Bonifaz in München ein Dankes-Fest anlässlich ihres 125-jährigen Bestehens gefeiert. Im Zentrum stand ein Gottesdienst unter Leitung von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Kardinal Reinhard Marx.

Das Jubiläum der Bahnhofsmission sei ein „großes Hoffnungszeichen“ in einer Zeit, die von Verunsicherung und innerer Erschöpfung angesichts des russischen Angriffskrieges geprägt sei, so Landesbischof Bedford-Strohm. Das Jubiläum zeige: „Wir sind menschlichem Leid, den Abgründen des Lebens, im persönlichen Bereich wie in der großen Politik, nicht hilflos ausgeliefert. Wir können einen Unterschied machen. So wie die vielen haupt- und ehrenamtlich Engagierten in der Bahnhofsmission einen Unterschied machen jeden Tag“. Die 160 Mitarbeitenden, darunter 140 Ehrenamtliche, „helfen in gemeinsamem ökumenischen Geist“. Zum Kerngeschäft der Kirche gehöre eine spirituelle Praxis, die nicht zu trennen sei von sozialem Engagement, betonte der Landesbischof.

Es sei dieser Tage viel darüber gesprochen worden, dass es eine „Zeitenwende“ gebe, so Kardinal Marx. „Die eigentliche Zeitenwende“ sei es, „die Welt anders zu sehen“, so der Erzbischof von München und Freising, auch bezugnehmend auf das Osterfest, das Christinnen und Christen vor wenigen Tagen gefeiert haben. „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“, heißt es im Matthäusevangelium. Marx erläuterte, das bedeute, Jesus sage: „Das war ich, der am Bahnhof stand.“ Marx würdigte die Gründerin der Münchner Bahnhofsmission Ellen Ammann (1870 – 1932) als eine, die den „österlichen Weg“ gegangen sei: „Dem Tod ins Auge sehen, der Angst, der Armut, dem Elend – aber mit der Hoffnung der Auferstehung.“

Aktuell nehmen viele Geflüchtete aus der Ukraine die Hilfe der Bahnhofsmission in Anspruch. Im Zeitraum von Ende Februar 2022 bis 20. April 2022 kamen insgesamt 3389 Ukrainerinnen und Ukrainer zur Bahnhofsmission, zusätzlich zu den weiteren 18.000 Hilfesuchenden im gleichen Zeitraum.

Seit dem 28. Januar 1897 ist die Bahnhofsmission München aktiv. Von Beginn an stand die Bahnhofsmission in evangelischer und katholischer Trägerschaft. Zunächst engagierten sich 17 Frauen ehrenamtlich jeden Tag von 8:30 Uhr bis 21 Uhr. Als „Büro“ der Bahnhofsmission fungierte ein Tisch mit verschließbarer Schublade in der Wartehalle für die 3. Klasse. Seit den 1980er Jahren stieg die Zahl obdachloser Menschen in München dramatisch an. Nicht erst dadurch wurde deutlich, dass die Arbeit der Bahnhofsmission eine seismografische Frühwarnfunktion für die Gesellschaft insgesamt innehat. Im September 2015 kamen viele Geflüchtete aus Syrien und anderen Ländern im Münchner Hauptbahnhof an. Wochenlang wurden die Menschen an schnell aufgebauten Tischen mit Essen, Getränken, Kleidung und Drogerieartikeln versorgt. In den letzten Jahren kamen zunehmend mehr Münchnerinnen und Münchner in die Bahnhofsmission, die oft noch eine eigene Wohnung hatten, aber am unteren Rand des Existenzminimums lebten. Außerdem kamen vermehrt psychisch auffällige Personen. In der Corona-Pandemie war die Bahnhofsmission eine besonders wichtige Anlaufstelle für Menschen am Rande der Gesellschaft. (JM/glx)

Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat München-Freising

 

 

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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