Im Rahmen der Gebetswoche für die Einheit der Christen haben sich am Dienstagabend, 23. Januar, der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, Marc Edington, Bischof der Episkopalen Kirche Europas, Christian Kopp, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, sowie der rumänisch-orthodoxe Bischof Sofian von Kronstadt mit weiteren Vertreterinnen und Vertretern der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Bayern zur Zukunft des Christentums in Europa ausgetauscht.
Bischof Edington schilderte die Herausforderungen, die der Episkopalen Kirche Europas während ihrer Reformprozesse in den vergangenen Jahren begegnet sind, und setzte Impulse, wie es auch in anderen christlichen Gemeinschaften gelingen könnte, Menschen unterschiedlicher Ansichten und Hintergründe zusammenzubringen, um einen Konsens zu erreichen. Kardinal Reinhard Marx brachte dazu die Erfahrungen der katholischen Kirche in Deutschland und der Weltkirche ein: „Synodalität bedeutet, dass wir gemeinsam nach Positionen und Perspektiven suchen, hinter denen die Gemeinschaft möglichst einmütig stehen kann. Sowohl in Deutschland als auch weltweit. Das ist kein einmal abgeschlossener Prozess, sondern dafür ist es immer wieder neu notwendig, das Miteinander zu fördern und sich in aktuellen Herausforderungen zu verständigen.“
Das derzeit in vielen Ländern aufkommende politische Klima, in dem einzelne Debatten durchaus zum Streit über häufig falsch verstandene Ideen von Nationalität und Identität führen könnten, befördere eine Stimmung des Gegeneinanders und der Unversöhnlichkeit. Diese Debatten stellten derzeit alle christlichen Gemeinschaften vor die Herausforderung, ihren Beitrag zur Verständigung zu leisten. Im ökumenischen Gespräch werde noch einmal klar, dass die ökumenische Perspektive gerade auch ein Beispiel für Verständigung und die Suche nach Gemeinsamkeiten sein könne: „Gerade in ökumenischen Begegnungen“, so Kardinal Marx, „gewinnt auch die katholische Kirche nicht nur Impulse für ihre eigenen Reformprozesse, sondern wir erleben, dass Christen verschiedener Konfessionen gemeinsam in die Gesellschaft hineinwirken können und dass wir zusammen aus der christlichen Grundhaltung heraus, dass alle Menschen Geschwister sind, einen wichtigen Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten können.“
Die Gebetswoche feiern Christinnen und Christen aller Konfessionen weltweit mit zahlreichen Gottesdiensten und Begegnungen von Donnerstag, 18. Januar, bis Donnerstag, 25. Januar. Der internationale liturgische Entwurf wurde in diesem Jahr von Christinnen und Christen in Burkina Faso erarbeitet und steht unter dem Leitwort „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben … und deinen Nächsten wie dich selbst“ (Dtn 6,5 und Lev 19,18b). Die Auffassung von Liebe als „DNA“ des christlichen Glaubens reiche über die Grenzen der Konfessionen hinaus und ermögliche es ihnen, einander ungeachtet ihrer Unterschiede anzunehmen, heißt es in der Einführung zum Leitspruch der Gebetswoche der ACK. Begangen wird die Gebetswoche für die Einheit der Christen seit 1908. Der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen und der Ökumenische Rat der Kirchen verantworten sie gemeinsam, wobei in jedem Jahr eine ökumenische Gruppe aus einem anderen Land die Vorbereitung übernimmt. In Deutschland wird die Gebetswoche von der ACK getragen. (fho)
Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat – Foto: Hötzelsperger