Ukraine- & Nothilfe

Odes(s)a – Blicke auf die Regensburger Partnerstadt

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Seit 1990 sind Odes(s)a und Regensburg Partnerstädte. Aus bekannten Gründen sind die Nachrichten und Informationen über eine der schönsten Städte der Ukraine seit vielen Monaten dramatisch. Die Veranstaltungsreihe vom 4. bis 6. Juli 2023 möchte andere Blicke auf die Kulturmetropole am Schwarzen Meer werfen. Anlass ist das Erscheinen eines Buches, in dem führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Odes(s)a als kosmopolitischen Raum beleuchten (herausgegeben von Mirja Lecke, Universität Regensburg und Efraim Sicher, Universität Bersheva, Israel).

Am Dienstag, 4. Juli, diskutieren Mirja Lecke, Guido Hausmann und Oleksandr Zabirko (alle Universität Regensburg) über den internationalen Charakter der Stadt, in der seit ihrer Gründung 1792 jüdisches, ukrainisches und russisches Leben blüht. Odes(s)a ist weltbekannt für seine reiche mehrsprachige Kultur, die von der Geistesgeschichte und Bildung bis hin zu Musik, Oper und Literatur reicht, sie war bis vor kurzem ein Sehnsuchtsort für Kunst- und Kulturschaffende. Dass zum Beispiel die Frage der Sprachwahl auch heute noch aktuell ist, zeigt die unterschiedliche Schreibweise ihres Namens. Walter Koschmal moderiert und die odes(s)sitische Pianistin Sofia Mishkurova umrahmt den Abend musikalisch.

Der Abend am 5. Juli schwenkt den Blick auf Regensburg. Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges lebten mehrere Tausend Menschen aus der Ukraine unter dem Schutz der USA in der Ganghofersiedlung. Diese Displaced Persons schufen während ihres rund vierjährigen Aufenthaltes in Regensburg eine eigene kleine Ukraine mit eigener Schule, Bäckerei, Schneiderei und sogar eigener Briefmarke. Ihre Zeit in Regensburg behielten die später in die USA ausgewanderten Menschen sehr positiv in Erinnerung. Aus den damaligen Fotos und Filmaufnahmen wurde ein Film zusammengestellt, dem sie den Titel „Striving for Dignity“ gaben. 2014 hat das Europaeum der Universität Regensburg diesen Film in einem New Yorker Archiv entdeckt. Nachdem er ein gänzlich unbekanntes Kapitel der Stadtgeschichte beleuchtet, wurde er seither bei mehreren Gelegenheiten gezeigt – und er bereichert auch diese Reihe. Nach dem circa 40-minütigen Film in englischer Sprache erfolgt ein Filmgespräch mit Prof. Dr. em. Walter Koschmal.

Den Abschluss bildet ein ganz aktuelles Thema. Anfang 2023 hat die UNESCO Odes(s)a zum Weltkulturerbe erklärt und auf die Liste der besonders bedrohten Stätten gesetzt, sie steht nun unter verstärktem Schutz der internationalen Gemeinschaft. Am 6. Juli ermöglicht Professorin Polina Barvinska, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Regensburger Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS), einen Streifzug durch ihre Heimatstadt, Guido Hausmann ist als Professor für Geschichte Ost- und Südosteuropas mit Schwerpunkt Russland / Sowjetunion und Ukraine an der Universität Regensburg ein Kenner der weltoffenen Stadt. Mit vielen Bildern der historischen Architektur, der besonders schönen Lage am Schwarzen Meer und Impressionen zeigen sie, dass Odes(s)a wahrlich ein Juwel ist. Ebenso werden Aufnahmen der Regensburger Fotografin Juliane Zitzlsperger zu sehen sein, die bei ihrem Aufenthalt in Odes(s)a vor knapp 20 Jahren entstanden sind.

Der Eintritt zu allen Abenden ist frei. Veranstalter sind die Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien der Universität Regensburg in Kooperation mit der Stadt Regensburg.

Termine
Dienstag, 4. Juli 2023, 18 Uhr, im Degginger (Wahlenstraße 17)
Odes(s)a: multiethnisch und kosmopolitisch? Eine historisch-kulturwissenschaftliche Diskussion.
Buchvorstellung von Mirja Lecke, Guido Hausmann und Oleksandr Zabirko, moderiert von Walter Koschmal
musikalischer Rahmen: Sofia Mishkurova (Piano)

Mittwoch, 5. Juli 2023, 18 Uhr, Filmgalerie im Leeren Beutel (Bertoldstraße 9)
Die „Kleine Ukraine“ in der Regensburger Ganghofersiedlung 1945 bis 1949.
Filmvorführung „Striving for dignity“, Einführung durch Walter Koschmal.
Eine Veranstaltung des Europaeum, Universität Regensburg.

Donnerstag, 6. Juli 2023, 18 Uhr, Großer Runtingersaal (Keplerstraße 1)
Warum ist Odes(s)a UNESCO-Weltkulturerbe geworden? – Ein Streifzug durch die Stadt.
Polina Barvinska und Guido Hausmann, u.a. mit Fotografien von Juliane Zitzlsperger.

Bericht und Bild: Stadt Regensburg – Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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