Einstimmig hat der Bezirkstag von Oberbayern in seiner jüngsten Plenarsitzung über den Oberbayerischen Kulturpreis 2024 entschieden. Er vergibt ihn an die Fotografin Nomi Baumgartl und an den Dirigenten Mark Mast.
Mit dem fragilen Zusammenspiel von Mensch und Natur beschäftigt sich die international renommierte Fotografin Nomi Baumgartl, die ihre Fotokunst als „Hommage an die Schöpfung“ bezeichnet. Geboren wurde die heute in Murnau a. Staffelsee lebende Künstlerin 1950 im schwäbischen Dorf Unterringingen (Markt Bissingen). Mit 21 Jahren begann sie professionell zu fotografieren. Unter dem Titel Gesellschaft 1972 reichte sie im gleichen Jahr ein Porträt türkischer Migranten beim Wettbewerb der Messe photokina in Köln ein und gewann den ersten Preis.
Baumgartl studierte Visuelle Kommunikation in Düsseldorf und erlernte die klassische analoge Fotografie, der sie bis heute treu geblieben ist. Zu Beginn ihrer Karriere setzte sie den Schwerpunkt auf Fotoreportagen. Sie porträtierte Persönlichkeiten wie Arthur Rubinstein, Joseph Beuys, Jane Goodall oder Papst Johannes Paul II und publizierte in Magazinen wie Geo, Stern, Time und Life. Anfang der 1990er-Jahre wurde die Modewelt auf Baumgartl aufmerksam. Sie galt als Shootingstar und arbeitete für verschiedene Modemagazine, darunter Vanity Fair und Vogue. Nachdem sie 1996 bei einem Autounfall ihr Langzeitgedächtnis verloren und eine Lähmung der Augenmuskeln erlitten hatte, musste sie das Sehen und Fotografieren neu erlernen. Geholfen hat ihr dabei eine Delphintherapie der Stiftung Dolphin Aid auf Hawai, die sie seitdem als Botschafterin unterstützt. Natur rückte mehr und mehr in den Vordergrund ihrer Arbeit. So beschäftigt sie sich seit 2009 mit dem Abschmelzen des Eises in der Arktis und in den Alpen. 2016 gründete sie das Alpen- und Klimaschutzprojekt Eagle Wings – Protecting the Alps, bei dem sie mit dem Earth Observation Center des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus zusammenarbeitet. Hier setzt sie ihre Fotokunst ein, um die Folgen des Klimawandels zu dokumentieren. Mit ihren Bildern möchte Baumgartl „der Natur mehr Gewicht verleihen“. Fotografieren ist für sie nach eigener Aussage „Bewusstseinsarbeit“.
Dem Dirigenten und Musikpädagogen Mark Mast liegt die Förderung junger Musikerinnen und Musiker besonders am Herzen. Das ist auch die Intention des Vereins Bayerische Philharmonie e. V., der vom Kinderchor bis zum Symphonieorchester für alle Altersstufen Chöre und Orchester betreibt. In ihnen singen und spielen Mitglieder verschiedener Nationen. Mark Mast hat die Bayerische Philharmonie 1994 mitbegründet und ist seitdem deren Intendant und Chefdirigent. Mast, der 1963 in Baiersbronn im Nordschwarzwald geboren wurde, sammelte bereits früh Erfahrungen in der Musik. Mit fünf Jahren begann er mit dem Klavierspielen, es folgten klassische Gitarre und Saxofon. Erste Orchestererfahrungen sammelte er im Blas- und im Akkordeonorchester. Er war Jazz-Saxofonist und Straßenmusiker, bevor er in Heidelberg, Paris und München Musik studierte. Wichtige Impulse für seine musikalische Laufbahn erhielt er von Sergiu Celibidache und Leonard Bernstein. Bei der Bayerischen Philharmonie arbeitete er mit Gastdirigenten wie Zubin Mehta und Sir Colin Davis zusammen. Daneben ist Mast seit 1998 auch Intendant und künstlerischer Leiter des überregional beachteten Schwarzwald Musikfestivals. Eine besondere Verbindung hat er zur Musik von Carl Orff. Von 1998 bis 2009 war er musikalischer Leiter der ehemaligen Orff-Festspiele in Andechs. 2010 gründete er die jährlichen Orff-Tage der Bayerischen Philharmonie im Prinzregententheater München. Neben zahlreichen Orff-Werken wurde in diesem Rahmen als Auftragswerk die Carmina bavariae von Konstantin Wecker uraufgeführt.
„Mit dem Oberbayerischen Kulturpreis 2024 zeichnen wir zwei Menschen aus, die auf hohem Niveau arbeiten und Kunst und Kultur zugleich als gesellschaftliche Aufgabe begreifen“, sagte Bezirkstagspräsident Thomas Schwarzenberger. Nomi Baumgartl nehme mit der Kamera die komplexen Zusammenhänge von Mensch und Natur in den Blick und zeige mit ihrem fotografischen Werk die Folgen des Klimawandels auf. Mark Mast setze sich für ein musikalisches Zusammenspiel ein, das viele junge Talente fördere und am Kunstgenuss weite Teile der Gesellschaft teilhaben lasse. „Mit ihrem Schaffen zeigen beide die große Bandbreite der Kultur in Oberbayern und wirken weit über die Grenzen des Bezirks hinaus“, so Schwarzenberger.
Den Oberbayerischen Kulturpreis vergibt der Bezirk Oberbayern seit 1980 jährlich an Persönlichkeiten, die sich um das kulturelle Leben in der Region verdient gemacht haben. Der mit jeweils 5.000 Euro dotierte Preis wird 2024 in Kloster Seeon verliehen.
Fotos: Bayerische Philharmonie (am Textende), Christian Pflanzelt (Titel)
Text: Bezirk Oberbayern