Leitartikel

Nußdorf feierte 200 Jahre Schiffleutjahrtag

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Am vergangenen Sonntag erlebte Nußdorf am Inn ein kulturelles Ereignis der besonderen Art: Der Schiffleutverein beging feierlich seinen 200. Jahrtag. Der Tag begann traditionsgemäß mit einem festlichen Kirchenzug zur St.-Leonhard-Kirche, in der Pfarrer Christoph Rudolph eine Messe zelebrierte, begleitet vom Kirchenchor. Kirchenpfleger Dr. Hans Hausner erinnerte in einem Vortrag an die enge historische Verbindung zwischen der Kirche und den Innschiffern, die einst in einer Bruderschaft Schutz und Beistand suchten.

Wie aus der Nußdorfer Chronik hervorgeht, wurde die Schiffleutbruderschaft 1635 gegründet und gilt als ältester Verein der Gemeinde. Der heutige Schiffleutverein versteht sich in ihrer Tradition und bewahrt ein Stück regionaler Identität. Zeugnisse wie Zunftstangen mit Schiffssymbolen und Votivtafeln in St. Leonhard und Kirchwald zeugen von dieser langen Geschichte. Leider ging der „Bruderschaftsbrief“, der die Gründung belegt haben soll, im Tiroler Freiheitskampf 1809 verloren, als die Kirche in Erl und ihr Archiv niederbrannten.

Ein besonderer Höhepunkt der Feier war die Präsentation der historischen Innplätte St. Nikolai, die gegenüber dem Schneiderwirt aufgestellt wurde. Sie war 2024 bei den Wasserburger Bürgerspielen noch ein zentrales Bühnenelement und fand im Sommer letzten Jahres durch den Nußdorfer Vorsitzenden Johann Dettendorfer einen neuen Heimathafen. Über eine künftige Nutzung und Beteiligung der Schiffleute an der Plätte wird in einer der nächsten Vorstandssitzungen beraten.

Für großes Interesse sorgte auch das ausgestellte Modell eines historischen Schiffszugs, das der Verein nach der Umgestaltung des Blaahauses in Kiefersfelden übernommen hatte. Die Exponate boten spannende Einblicke in die Geschichte der Inn-Schifffahrt.

Johann Dettendorfer sen., Erster Vorstand des Vereins, ließ in einem eindrucksvollen Fotovortrag 200 Jahre Dorf- und Schifffahrtsgeschichte lebendig werden. Der Rückblick des Schriftführers auf das Vereinsjahr 2024 spiegelte ebenfalls ein reges Vereinsleben wider, geprägt von Dorffesten, Jubiläen und dem traditionellen Besuch der Nußdorfer Grundschule im Inn-Museum Rosenheim.

Für 2025 stehen bereits neue Höhepunkte an: Im Herbst soll das 550-jährige Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung der Innfähre bei Windshausen mit einem Volksmusikabend gefeiert werden, am Freitag den 20. Juni das Schiffleutfest und die Teilnahme am Trachten- und Schützenzug in München geplant. Außerdem ist schon ein größerer Ausflug mit einem Donauschiff von Passau bis Budapest im April 2026 in der Planung.

Mit den Worten „Nahui in Gotts Nam!“ richtete Bürgermeisterin Susanne Nussgruber ihre Grußworte an die Mitglieder und würdigte ihr Engagement für die Traditionspflege, die Weitergabe der Geschichte an die Jugend und das karitative Wirken des Vereins. Sie hob die Bedeutung des Vereins für das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Nußdorf hervor.

Der Verein konnte im Jubiläumsjahr 23 Neuzugänge verzeichnen und zählt nun 514 Mitglieder. Dieses beeindruckende Wachstum zeigt, wie lebendig und relevant die jahrhundertealte Tradition der Inn-Schifffahrt bis heute ist.

Bericht und Bilder: Volkhard Steffenhagen

1.Der festliche Kirchenzug zur St.-Leonhard-Kirche, seit 200 Jahren eine unverrückbare Tradition des Jahrtags.

2.Vereinsmitglieder und Ortsvereine versammelten sich stolz vor der historischen Innplätte St. Nikolai.

3.Ausstellung Schiffzugmodelle


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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