Kultur

Nürnberg: Retterinnen des Dürer-Hauses

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Im Zweiten Weltkrieg retteten zwei mutige Frauen das Albrecht-­Dürer-­Haus in Nürnberg vor den Flammen: Marie Falcke (1890–1966) und ihre Tochter Gertrud Frank (geb. Falcke) (1920–2003). Dank eines erfolgreichen öffentlichen Aufrufs kann künftig in der Dauerausstellung des Museums an den Einsatz der „Retterinnen des Dürer­-Hauses“ erinnert werden.

„Dass das Albrecht-­Dürer­-Haus bis heute als ältestes erhaltenes Künstlerhaus nördlich der Alpen Besucherinnen und Besucher aus aller Welt empfangen kann, ist maßgeblich dem Einsatz von Marie Falcke und Gertrud Frank zu verdanken. Ich freue mich über die nun erfolgende Würdigung der beiden Frauen“, so Bürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner.

Vor wenigen Monaten hatten die Museen der Stadt Nürnberg über die Medien nach Bildern von und Informationen zu den „Retterinnen des Dürer­-Hauses“ gesucht. Die Resonanz war überwältigend, so Dr. Christine Demele, die das Museum seit Oktober letzten Jahres leitet: „Ich bedanke mich bei den Medien für die prominente Berichterstattung und bei der Bevölkerung für die zahlreichen Rückmeldungen und Anrufe! Mein besonderer Dank gilt den Kindern von Gertrud Frank, die sich daraufhin bei mir gemeldet haben, Bilder der beiden Frauen zur Verfügung stellen und mich bei meinem Vorhaben unterstützen, den persönlichen Einsatz von Marie Falcke und Gertrud Frank in der Dauerausstellung des Dürer­-Hauses zu würdigen.“

Marie Falcke war als Witwe des Nürnberger Malers August Falcke (1872–1930) von 1930 bis 1956 Hausverwalterin des Albrecht-­Dürer-­Hauses.

Sie lebte zusammen mit ihrer Tochter in einer Dienstwohnung im dritten Stock des Museums. Während des Zweiten Weltkriegs trugen beide Frauen durch ihren mutigen Einsatz ganz erheblich dazu bei, dass das Gebäude nicht abbrannte. Während der Kriegsjahre blieben sie unter widrigsten Umständen im Dürer­-Haus wohnen. Marie Falcke wurde sogar einmal im Keller verschüttet, nachdem ein Nahtreffer in der Albrecht­-Dürer-­Straße einen Teil der Fassade zum Einsturz gebracht hatte. Mutter und Tochter löschten kleinere Brände selbst, vor allem aber gelang es der 25-­jährigen Gertrud im Chaos der zerstörerischen Luftangriffe vom 21. Februar 1945, die völlig überlastete Feuerwehr zu den brennenden Nachbarhäusern des Dürer­ Hauses zu rufen, wodurch ein Übergreifen der Flammen verhindert wurde.

Der damalige Vorsitzende der Albrecht­Dürer­-Haus-­Stiftung, Friedrich Stoer, vermerkte 1946 rückblickend im Protokollbuch des Vereins, dass die beiden Frauen das Albrecht­-Dürer­-Haus damit „vor dem fast unvermeidlichen Untergang bewahrt“ hätten. Während sich die Albrecht­-Dürer­-Haus-­Stiftung umgehend in Form einer Ehrengabe erkenntlich gezeigt hatte, steht eine Würdigung der Stadt bis heute aus. Um das zu ändern, soll den beiden mutigen Frauen zukünftig im Albrecht­-Dürer-Haus gedacht und ihre Geschichte in der Dauerausstellung erzählt werden. Für die finanzielle Förderung der damit einhergehenden Umgestaltung des Erdgeschosses danken die Museen der Stadt Nürnberg der Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg.

Bericht: Stadt Nürnberg – Bildnachweis: Privatarchiv


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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