Allgemein

Niederstraubings Kameradschaftsjubiläum

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Am vergangenen Sonntag feierte der Kameradschaftsverein Niederstraubing bei strahlendem Spätsommerwetter sein 150-jähriges Bestehen mit einem Festgottesdienst im Freien an der Filialkirche Sankt Martin. Die Feier, zu der zahlreiche Gäste und Vereine gekommen waren, wurde von Holzlandpfarrer Jacek Jamiolkowski würdevoll zelebriert. Musikalisch untermalt wurde der Gottesdienst von der Holzlandblaskapelle Steinkirchen und dem Eicherloher Dreigesang.

Bei der Gottesdienstfeier fanden sich neben Schirmherr und Bürgermeister Johann Schweiger auch die stellv. Ministerpräsi-dentin Ulrike Scharf, Landrat Martin Bayerstorfer und die umliegenden Holzlandbürgermeister und Altbürgermeister ein. Der Geistliche sagte in seiner Ansprache: Seit dem 2. Weltkrieg sind nun 79 Jahre vergangen. Solange die Kriegervereine sich um das Gedächtnis der Toten annehmen, wie zum Beispiel der Kameradschaftsverein Niederstraubing das sie seit 150 Jahren tut, solange noch Hinterbliebene die Erinnerung an ihre Gefallene und Vermißten bewahren, solange bleiben die Opfer der Kriege eine Mahnung, alles zu tun, um den Frieden zu bewahren.

Wenn auch die Zeit die Wunden heilt und den Mantel des Vergessens über die Vergangenheit ausbreitet, entsteht vor unserer Haustür, in der Ukraine und im Nahen Osten eine neue Gefahr des Krieges. Die grausamen Bilder werden uns fast jeden Tag geliefert. Auch wenn bei uns die Opfer der Kriege, mehr und mehr ferne Opfer werden, wo anders aber gehört der Krieg zum Alltag und die Trauer, die er verursacht, befällt die Herzen der Menschen.

Wir wollen keine Opfer jeglicher Kriege vergessen. „Wir wollen sie bewusst vor unsere Augen holen und für sie beten“, sagte der Geistliche. Es gibt keine „fernen Tote“, deren Schicksal uns nicht berührt: die Opfer des Bombardements, des Terrors, der Messerangriffe, und jeder Gewalt. Da sind Menschen, die plötzlich sterben müssen und eine große Lücke in ihren Familien hinterlassen. Schmerz und Trauer scheint unzertrennlich unser Leben zu begleiten. Kommen wir zu der Erkenntnis, dass jeder Krieg ein Unheil ist, nichts einbringt. Auch die Ukrainer und die Russen sind schon beide Verlierer.

Es gibt nur den einen „Gewinn“ aus dem Krieg: wir wollen die Einsicht und Überzeugung gewinnen, dass der Friede das kostbarste Gut ist im Zusammenleben der Menschen. Und dass wir zur Erhaltung des Friedens, zur Verständigung der Völker, zur gegenseitigen Achtung und Anerkennung alles tun müssen. Das fängt im kleinen Bereich, in unserer Umgebung an, im Durchbruch der Liebe, der Gottes und Nächstenliebe, die uns Christen aufgegeben ist.

Vor allem schenke unserem Volk und allen Völkern der Welt den Frieden und lass nie mehr die Schrecken eines Krieges über uns hereinbrechen! Dona nobis pacem! „Schenk uns den Frieden!“. Anschließend trug die Claudia Vielberger die Fürbitten vor.

Nach der Segnung des Trauerbandes durch Pfarrer Jamiolkowski und Übergabe des Trauerbandes, der Gemeinde Steinkirchen heftete die Sophie Schweiger diese an die Vereinsfahne. Die Staatsministerin Ulrike Scharf würdigte in ihren Grußworten dieses besondere Ereignis 150 Jahre Kameradschaftsverein Niederstraubing mit ihrem rührigem Vorsitzenden Anton Vielberger mit der Dorfbewohnern gemeinsam zu feiern. Sie unterstrich die immense Bedeutung des Kameradschaftsvereins, denn der Verein sorge dafür, dass zu einem den gefallenen beziehungsweise nicht zurückgekehrten Kameraden auch nach so langer Zeit noch immer gedacht wird.

Der Verein ist aber zugleich Mahnung, dass Frieden ein wichtiges Gut in der Gesellschaft ist. Ein Krieg bringt mit den gefallenen und verwundeten Soldaten immer mehr Verlierer. Wenn man den aktuellen Ukraine-Krieg betrachtet, dann muss man leider feststellen, dass es auch 150 Jahr später noch immer Aggressoren gibt, die einen Frieden auf der ganzen Welt nicht zulassen“. Gleichzeitig richtete Scharf aber auch dankende Worte an den Kriegerverein. „Diese Vereine leisteten eine wichtige Hilfe für den verwundeten, aber auch traumatisiert zurückkehrenden Kameraden und zeigten sich sehr solidarisch. Sie haben auch sehr stark unterstützt, um die Soldaten wieder in das Gesellschafts-leben zu integrieren“.

Am neurestaurierten Kriegerdenkmal gedachte man in einem Festakt an die vermißten und gefallenen Soldaten beider Weltkriege und allen verstorbenen Vereinsmitgliedern des Kameradschaftsverein. Der Geistliche sprach am Kriegerdenkmal die Fürbitt- und Segensgebete, ehe der Vorsitzende Anton Vielberger das Wort ergriff und sagte: Heute gedenke man aber jener, die nicht alt starben, die ihr Leben noch nicht gelebt hatten. Man gedenke der Menschen, die im Krieg starben, die Opfer des Krieges wurden.

Mahnungen, Erinnerungen aber auch Hoffnung, denn gerade jetzt in Zeiten wo Krieg und Vertreibung wieder so nahe an uns herangerückt sind, soll der heutige Tag ein Zeichen der Erinnerung sein. Er soll ein Symbol für den Schmerz und die Hilflosigkeit der Menschen im Angesicht von Krieg und Verlust sein. Der heutige Tag ist der Trauer gewidmet. „Wir gedenken all der Opfer und auch der Millionen getöteter deutscher Soldaten. Wir trauern mit allen, die durch Kriege ihre Angehörigen, ihre Heimat und auch ihre Zukunftsperspektive verloren haben“. Kriegerische Auseinandersetzungen hinterlassen dauerhaft schmerzliche Lücken in unzähligen Familien.

Man müssen aber auch an die Menschen denken, die heldenhaft Widerstand geleistet und dafür mit ihrem Leben bezahlt haben. Und an die Menschen, die auch heute immer noch mit großem Mut für Freiheit, Frieden und auch für unsere Demokratie aufstehen und viel riskieren. In Hochachtung dieser Menschen lege der Kameradschaftsverein im Namen aller Anwesenden diese Blumenschale am Kriegerdenkmal nieder. Mit dem Lied vom „Ich hatt‘ einen Kameraden“, dem Senken der Fahnen zum Gebet und Salutschüssen des Schussmeisters wurde aller Gefallenen, Vermissten und verstorbenen Kameraden der beiden Weltkriege gedacht.

Bürgermeister Hans Schweiger und Schirmherr hielt am Kriegerdenkmal die Festrede und sagte, zu allererst möchte ich den Kriegerverein Niederstraubing zu seinem 150-jährigen Bestehen gratulieren. Über so viele Jahre bestand zu haben und einen Verein zu erhalten, ist keine Selbstverständlichkeit. Es braucht Menschen, die sich engagieren, sich Zeit nehmen, Entscheidungen treffen, nach vorne gehen. Und dass man heute hier versammelt sind, ist der Beweis dafür, dass es bei der Krieger- und Soldatenkameradschaft Niederstraubing solche Menschen gibt.

Und dieses Jubiläum, dass ihr feiern könnt, so Schweiger, ist auch Beweis dafür, dass hier Tradition gelegt, Geschichte bewahrt und Zukunft gestaltet wird. Als der Verein 1874 gegründet wurde, war noch keinem bewusst, auf welche lange Reise sich so ein Zusammenschluss machen würde. Die Gründungsmitglieder hatten eines gemeinsam: Sie waren Heimkehrer des sogenannten 70er Kriegs, also des deutsch-französischen Kriegs in den Jahren 1870/71. Zur Erinnerung an die gefallenen und vermissten Soldaten, aber vor allem als Mahner für den Frieden, wurde 1899 das erste Kriegerdenkmal an der Westseite des Gasthauses Brenninger errichtet.

Es folgte der erste und der zweite Weltkrieg. Das Kriegerdenkmal hier an der Friedhofsmauer wurde dann 1966 errichtet. Die Schriftplatten vom ersten Denkmal, auf denen die gefallenen Soldaten des 70er Kriegs und des ersten Weltkriegs eingemeißelt sind und die Schrift vergoldet sind, wurden im Vorhaus der Niederstraubinger Kirche angebracht. Im vergangenen Jahr wurde das Kriegerdenkmal in Eigenleistung von den Vereinsmitgliedern restauriert, mit neuen Granitplatten versehen und strahlt seither wieder im neuem Glanz.

Umso wichtiger ist die Aufgabe von Euch, als Kameradschaftsverein, an das Gewesene zu erinnern. Dass ihr nicht nur mit dem Denkmal für den Frieden mahnt, sondern euch auch immer selbst für den Frieden dafür einsetzen könnt, immer kameradschaftlich verbunden seid. Landrat Martin Bayerstorfer gratulierte im Namen des Landkreises und persönlich dem Kameradschaftsverein Niederstraubing zum 150-jährigen Bestehen und lobte die örtliche Dorfgemeinschaft: „In Niederstraubing ist der große Zusammenhalt und die Freundschaft mit ihren 115 Mitglieder des Kameradschaftsvereins mit ihrem ersten Vorsitzenden Anton Vielberger, der den Verein seit über 40 Jahren leitet, zu sehen“.

Gerade in den heutigen Zeiten tue es gut. Zur Historie des Kriegervereins, das die Niederstraubinger eines der ältesten in ganz Bayern seien. „Dass sich auch viele junge Leute engagieren ist hier einfach einmalig“. Zum gemütlichen Teil treffen sich die Festbesucher im Saal des Gasthauses Brenninger Niederstraubing. Nach dem Mittagessen gab es vom Kameraden Isidor Wegmann einen kurzen Rückblick über die langjährige Vereinsgeschichte.

Nach einer Stärkung am Kuchenbuffet erhielten die beteiligten Vereine je ein Erinnerungsgeschenk. Die akribische Vorbereitung auf den Festtag zum 150-jährigen Gründungsjubiläum des Niederstraubinger Kameradschaftsverein hat sich ausgezahlt, denn die zahlreichen Besucher sprachen unisono von einem „gelungenen und schönen Tag“. Petrus belohnte den Vorsitzenden Anton Vielberger und sein fleißiges Helferteam für deren Arbeit entsprechend, denn strahlender Sonnenschein und eine angenehme Wärme ließen die Feierlichkeiten in Niederstraubing zu einem einmaligen Erlebnis werden.

Bericht und Bilder: Hans Kronseder

Redaktion

Toni Hötzelsperger

Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt!