Selten ist das Kulturforum Klosterkirche bei all seinen hochrangigen Veranstaltungen so rappelvoll von Besuchern und seit Wochen ausverkauft wie beim Neujahrskonzert der Grassauer Blechbläser. Über 300 Besucher lauschten den beschwingt inspirierten Klängen der Grassauer Bläser unter der Leitung von Wolfgang Diem, verstärkt durch abwechslungsreiches Schlagzeug mit Trommel oder Glockenspiel im Hintergrund von Michael Keul.
Das Ensemble der Grassauer Blechbläser, bestehend aus einer Frau – Katharina Waldherr am Horn – und elf Männern spielten oft zusammen, virtuos wieder in kleineren Formationen zusammen und absolut aufeinander eingespielt, aber auch in kleineren Formationen. So ertönten anfangs die tiefen weichen Alphornrufe der hiesigen Region. In der hervorragenden Akustik der Klosterkirche waren dann „Am Hausberg“ vom Hornduo mit Katharina Waldherr und Korbinian Kebinger zu hören, gefolgt vom Flügelhorn Trio „Gedank´n, de bleim“ und dem Posaunenquartett „Zünd an des Liacht“. Mächtige barocke Blasmusik, komponiert von dem berühmten englischen König King Henry VIII. (1491 bis 1547) ging den beiden traditionellen bekannten Weihnachtsliedern „Maria durch den Dornwald ging“ und „Gloria in excelsis Deo“ voraus. Verständlicher Weise applaudierte das Publikum nach jedem Stück. Nur bei den folgenden Auszügen aus dem „Weihnachtsoratorium“, Bachwerkverzeichnis 248, wurde gebeten, nicht nach jedem der wunderschönen Stücke wie „Ich steh an deiner Krippen hier“ oder „Schlafe, mein Liebster“ mit Beifall zu unterbrechen. Sehr wohltuend, denn die strahlende Blasmusik mit Rupert Schmidhuber, Peter Boschner, Matthias Linke und Konrad Müller an ihren verschiedenen Trompeten und Elmar Walter an der Tuba konnte so zusammenhängend wirken. Zwischen beinahe jedem der Stücke gab es meist humorvolle, zu Silvester passende lustige, aber auch manchmal nachdenkliche Texte, die abwechselnd vor allem Johann Schmuck, Tobias Spörlein und Elmar Walter vortrugen. Der neue Film zur Entstehung von Bachs „Weihnachtsoratorium“ Wurde ebenso empfohlen wie zum Beispiel Bert Brechts Gedicht zu Neujahr „Alles wandelt sich“ zitiert oder Erich Kästners Gedichte zu Dezember und Januar. Entsprechend der immer heiterere und schwungvolleren Musik gegen Ende des Konzerts mit dem englischen Weihnachtslied „I saw Three Ships“ oder „You raise me up“ wurden auch die Texte lusitiger, zum Beispiel die Beschreibung eines geplanten Familienbesuchs mit der Deutschen Bahn oder Weihnachtswünsche einer vierten Klasse aus ihrem Adventskalender mit diversen Wortverdrehungen. Auch die ewig komischen Sprüche von Karl Valentin durften auf dem Weg ins Neue Jahr nicht fehlen – „gar nicht krank ist auch net gsund“. „In Dulci Jubilo“ jubelten die Bläser, am Schliss „Feliz Navidad“ und das Britische Neujahrslied „Auld Lang Syne“.
Eine Zuhörerin in der ersten Reihe seufzte nach einem der Stücke „ein Genuss“ und dieser Feststellung hätten sich (falls gefragt) wohl alle Zuhörer angeschlossen. Auf jeden Fall ging das aus dem riesigen Applaus und den Bravorufen am Schluss hervor.
Uraufführung des „Traunsteiner Salinenmarsch“
„Zur Belohnung“ hatten „die Grassauer“ noch ein besonderes, unerwartetes Schmankerl zu bieten, nämlich den „ Traunsteiner Salinenmarsch“. Wie Wolfgang Diem verriet, hatte den Elmar Walter für das heuer anstehende Jubiläumsjahr „650 Jahre Stadtjubiläum“ komponiert, das groß gefeiert werden soll. So ging es mit temperamentvoller, beschwingter Marschmusik erwartungsfroh ins Neue Jahr. Christiane Giesen
Bericht und Fotos: Christiane Giesen – Die Grassauer Blechbläser musizierten beim bejubelten Neujahrskonzert im Kulturforum Klosterkirche. Links im Bild Leiter Wolfgang Diem an der Posaune.