Tauchen Sie ein in die festliche Welt des Neujahrsanblasens auf dem Samerberg im Jahr 2023-24, wo die Klänge von Trompeten, Posaunen und Klarinetten die klare Winterluft durchdringen und eine jahrhundertealte Tradition lebendig werden lassen.
Das Neujahrsanblasen ist ein alter Brauch, der in vielen Teilen Bayerns und Österreichs praktiziert wird. Auf dem Samerberg wird dieser Brauch bereits seit Jahrhunderten gepflegt. Die Ursprünge des Neujahrsanblasens sind nicht eindeutig geklärt. Es wird vermutet, dass der Brauch seinen Ursprung in der christlichen Tradition hat. In der christlichen Liturgie ist es üblich, am Neujahrstag die Glocken zu läuten, um das neue Jahr einzuläuten und die Menschen zum Gebet zu rufen. Das Neujahrsanblasen kann als eine volkstümliche Variante des Glockengeläuts angesehen werden.
Auf dem Samerberg ist das Neujahrsanblasen seit dem 16. Jahrhundert belegt. In einer Urkunde aus dem Jahr 1585 wird berichtet, dass die Dorfbewohner von Grainbach am Neujahrstag von Haus zu Haus gingen und mit ihren Musikinstrumenten spielten.
Die Musikanten spielen beim Neujahrsanblasen eine vielfältige Auswahl an Musikstücken. Dazu gehören klassische Stücke wie Märsche, Polkas und Walzer, aber auch traditionelle Volkslieder und moderne Stücke. Die Musik soll die Menschen erfreuen und ihnen Glück und Segen für das neue Jahr bringen.
Am 30. Dezember 2023 herrschte auf dem malerischen Samerberg eine ganz besondere Atmosphäre. Das traditionelle Neujahrsanblasen stand vor der Tür und die Bewohner des Dorfes bereiteten sich mit großer Vorfreude darauf vor.
Ich beschloss, dem Treiben beizuwohnen und die talentierten Musikanten der Musikkapelle Samerberg auf ihrem Weg von Haus zu Haus zu begleiten. Die Musikanten der Musikkapelle Samerberg hatte sich in vier Gruppen aufgeteilt, um bis zum Abend sämtliche Häuser des Samerbergs zu besuchen und jedem Zuhause die besten Neujahrswünsche zu übermitteln.
Die erste Gruppe versammelte sich bereits in den frühen Morgenstunden in Fading. Die Instrumente waren sorgfältig gestimmt, die Notenblätter fest in der Hand. Bei noch Dunkelheit umgab sie eine mystische Aura, als sie ihr erstes Stück anstimmten. Der Klang von Trompeten, Posaunen, Klarinetten und Querflöten durchdrang die klare, kalte Winterluft. Bewohner des Dorfes traten aus ihren Häusern, um dieses musikalische Spektakel zu genießen.
Nachdem die erste Runde der Darbietungen abgeschlossen war, machte ich mich auf den Weg, um die nächste Gruppe von Musikanten bei ihrem Haus-zu-Haus-Besuch zu begleiten. Die zweite Gruppe zog durch die malerischen Gassen von Grainbach. Eine kleine Formation von zwölf Musikern durchstreifte die engen Straßen des Ortes. An den Haustüren verweilten sie, spielten ein Ständchen und überbrachten den Bewohnern ihre herzlichsten Neujahrswünsche.
Die Menschen öffneten ihre Türen, um die Musik willkommen zu heißen, und belohnten die Künstler mit Applaus und warmen Worten. Gelegentlich wurden den Musikanten Liköre, ein Schnapserl, aber auch Kekse, heißer Kaffee und warmen Tee angeboten.
Während die Musikanten der Musikkapelle Samerberg von Tür zu Tür zogen, um Neujahrswünsche zu überbringen, erhielten sie nicht nur Applaus und herzliche Worte, sondern auch kleine Geldspenden von den großzügigen Bewohnern. Diese Spenden sind von besonderer Bedeutung, da sie direkt dazu beitragen, die Jugendarbeit der Musikkapelle zu fördern. Die finanzielle Unterstützung ermöglicht es, Instrumente zu warten, Notenmaterial zu beschaffen und Ausbildungsprogramme für junge Talente zu organisieren. So wird nicht nur die traditionelle Kunst des Neujahrsanblasens bewahrt, sondern auch die musikalische Zukunft der Gemeinschaft auf dem Samerberg aktiv gestaltet.
Die Atmosphäre war von Herzenswärme und Festlichkeit durchdrungen. An einer Tür erhielten die Musikanten heißen Tee, an der nächsten einen Schluck Glühwein. Die Bewohner zeigten sich großzügig und erfreut über diese musikalische Unterhaltung. Die Musikanten bedankten sich mit strahlenden Gesichtern und zogen weiter zum nächsten Haus.
Als ich mich der Gruppe anschloss, spürte ich die Wärme der Gemeinschaft, die sich in diesem traditionellen Brauch manifestierte. Auch wenn es ein milder Wintertag war, wurden die Temperaturen durch die Musik und die fröhliche Stimmung der Menschen um mich herum ohnehin vergessen. Es war ein Erlebnis, das die Verbundenheit und die festlichen Traditionen des Dorflebens auf dem Samerberg eindrucksvoll widerspiegelte.
Mit jedem weiteren gespielten Stück und jedem gelungenen Hausbesuch stieg die Vorfreude auf das kommende Jahr. Das Neujahrsanblasen wurde zu einem unvergesslichen Erlebnis, das die Dorfgemeinschaft noch enger zusammenschweißte und die kostbaren Traditionen für die kommenden Generationen bewahrte.
Das Neujahrsanblasen auf dem Samerberg war nicht nur ein musikalisches Spektakel, sondern auch ein Ausdruck tief verwurzelter Gemeinschaft und festlicher Traditionen. Während die Musikanten von Haus zu Haus zogen, wurde nicht nur die Wärme der Klänge, sondern vor allem die Herzlichkeit der Bewohner spürbar. Ein Erlebnis, das nicht nur die Vergangenheit feierte, sondern auch die Zukunft mit Vorfreude und gemeinsamen Erinnerungen begrüßte.
Text & Fotos: Rainer Nitzsche