Mit dem Gewinn des Stanley Cups durch den gebürtigen Rosenheimer Philipp Grubauer ist auch wieder die erstklassige Ausbildung junger Torhüter der Starbulls Rosenheim in den Vordergrund gerückt. Er reiht sich dabei ein in eine lange Historie erfolgreicher Eishockey-Torhüter, die ihr Handwerk im Rosenheimer Nachwuchs unter Trainer Siegfried Harrer erlernten. Im Interview spricht der Rosenheimer- und DEB- Torwarttrainer Siegfried Harrer über die Besonderheiten in der Ausbildung junger Torhüter.
Durch Philipp Grubauer rückt die Rosenheimer Torwartschule wieder in den Fokus
Der gebürtige Rosenheimer und ehemalige Starbulls-Torhüter Philipp Grubauer hat vor Kurzem mit den Washington Capitals den Stanley Cup und damit die begehrteste Trophäe im Eishockey gewonnen. Durch den Wechsel zu den Colorado Avalanche winkt ihm in der kommenden Saison die Möglichkeit als feste Nummer eins ein Team in der NHL, der besten Liga der Welt, auf das Eis zu führen. Sein Handwerk erlernte Grubauer unter Torwarttrainer Siegfried Harrer im Nachwuchs der Starbulls Rosenheim, wo er alle Altersklassen durchlief und bereits als 16 jähriger die 1.Mannschaft der Starbulls vor einem Abstieg aus der damaligen Oberliga bewahrte. Harrer war früher selbst Profi und ist seit der Saison 1984/85 animiert durch den damaligen Rosenheimer Junioren-Trainer Hans Zach verantwortlich für die Ausbildung und Entwicklung junger Torwarttalente. Neben der Tätigkeit bei den Starbulls ist Harrer seit längerem auch für diverse Nachwuchsnationalmannschaften des DEB tätig und übernimmt ab der kommenden Saison fest die Betreuung der U18-Torhüter.
Zahlreiche Rosenheimer schafften den Sprung zum Profi-Torhüter
Die herausragende Rosenheimer Torwartschule weist eine lange und erfolgreiche Tradition auf. Neben Grubauer schafften in der Vergangenheit eine Vielzahl an in Rosenheim ausgebildeten Torhütern den Sprung zum Profi oder gar zum Nationalspieler und viele weitere sind in unterklassigen Ligen tätig. Neben dem viel zu früh verstorbenen ehemaligen Nationaltorhüter Robert Müller, den langjährigen DEL- und Nationaltorhütern Marc Seliger und Patrick Ehelechner schafften auch Danijel Kovacic sowie der aktuelle Starbulls-Goalie Lukas Steinhauer den Sprung in die höchste deutsche Eishockeyspielklasse. Torhüterin Viona Harrer war die langjährige Stütze der deutschen Frauen Nationalmannschaft und nahm an zahlreichen Weltmeisterschaften und auch den Olympischen Winterspielen in Sotchi 2014 teil. Für die Hintergünde der konstant guten Ausbildung junger Eishockeytorhüter haben wir uns mit Torwarttrainer Siegfried Harrer unterhalten.
Torwarttrainer Siegfried Harrer im Interview
Du warst früher selber Torhüter und wurdest im Anschluss an deine Karriere Trainer. Welche Gründe gab es, eine Laufbahn als Torhütertrainer einzuschlagen?
Harrer: „Da gibt es einen einzigen Namen und der heißt Hans Zach. Der Hans hat mich damals als er die Junioren in Rosenheim trainierte animiert, als Torwarttrainer hier anzufangen.“
Was macht dir an deiner Arbeit besonders Spaß?
Harrer: „Man sieht unheimlich gut, wie sich die jungen Torhüter entwickeln und dann gibt es natürlich ein super Gefühl, wenn der Spieler so weit ist, um einen wesentlichen Beitrag zu leisten, damit seine Mannschaft den Sieg einfährt.“
Seit wann bist du bei den Starbulls und welche anderen Vereine betreust du außerdem noch?
Harrer: „Da blicken wir zurück auf das Jahr, wo Hans Zach hier Junioren Trainer war, das war in der Saison 1984/85. Seitdem bin ich bei Rosenheim unter den verschiedenen Namen dabei. Damals hießen wir ja noch Sportbund. Ansonsten habe ich in der Zwischenzeit teilweise auch noch Bad Tölz und Klostersee betreut. Das war aber mehr gelegentlich. Was ich jetzt fest mache, sind die DEB-U18 Torhüter.“
Welche Besonderheiten bestehen in der Arbeit mit Torhütern im Vergleich zu Feldspielern?
Harrer: „Ganz kurz, damit das auch für die Allgemeinheit verständlich wird. Der Torhüter hat sehr große Ähnlichkeiten in den athletischen Anforderungen mit einem Tennisspieler. Da sieht man bereits, dass im Bereich der Athletik ganz andere Anforderungen als bei Feldspielern bestehen, die ja alle 30 bis 60 Sekunden wechseln können. Ein Torhüter kann das nicht. Dann bestehen mittlerweile sehr viele Techniken im Torwartbereich, die mit einem Feldspieler nichts zu tun haben, genauso wenig, wie der Torhüter mit dem spezifischen Techniken der Feldspieler was zu tun hat. Da muss man sagen, da rentiert sich der Torwarttrainer, weil er in diesem Bereich konstruktiv und gezielt arbeiten kann.“
Wie beurteilst du die Neueinteilung der DNL zur neuen Saison?
Harrer: „Ganz ehrlich mache ich mir darüber wenig Gedanken. Bei mir steht einfach die Aus- und Weiterbildung der Torhüter im Vordergrund und für mich gibt es da keine Unterschiede. Ich werde deshalb nichts anderes trainieren oder nichts anders machen, ob wir in der DNL, DNL2 oder in der Gruppe Süd spielen auch ob die DNL 40 oder 26 Spiele absolviert spielt dabei keine Rolle. Genauso wie ich für die 1. Mannschaft das gleiche mache, egal ob der Lukas Steinhauer in der zweiten Liga oder der Oberliga spielt.“
Gibt es Unterschiede beim Training in den unterschiedlichen Altersklassen?
Harrer: „Das ist im Prinzip genauso wie bei den Spielern. Man beginnt mit Basistechniken und dann geht des je älter die Jungs werden immer stärker in die Taktiken rein.“
Gibt es Unterschiede beim Sommertraining zwischen Torhütern und Feldspielern?
Harrer: „Das Sommertraining machen die Torhüter erst einmal generell mit den Feldspielern. Da gibt es so viele allgemeine Dinge, die für alle gleich sind. Was wir dann zwei Stunden pro Woche (zweimal eine Stunde) zusätzlich draufsetzen für unsere Torhüter sind die koordinativen und kognitiven Fähigkeiten unter Belastung. Das wird extra trainiert, denn du hast eine hohe Belastung, musst aber trotzdem koordinativ und kognitiv voll drauf sein.“
Wie funktioniert das Zusammenspiel zwischen dir und den Nachwuchstrainern und mit Manuel Kofler?
Harrer: „Mit Tom Schädler arbeite ich ja auch schon zusammen seitdem er da ist. Wir sind voll auf einer Linie, da gibt’s überhaupt keine Probleme. Aber auch die anderen Nachwuchstrainer haben erkannt, wie wichtig der Torhüter für ihre Mannschaft ist und unterstützen mich jederzeit. Auch mit Manuel, den ich bereits kenne seitdem er bei uns im Nachwuchs gespielt hat gibt es keine Probleme. Wir verstehen uns alle sehr gut.“
Was waren persönlich deine bisher schönsten Momente?
Harrer: „Als Spieler, das liegt natürlich schon irre lang zurück, aber ich habe mal mit meinem Heimatverein, dem SC Reichersbeuern die deutsche Schülermeisterschaft gewonnen, sowas bleibt als Highlight immer irgendwo mit hängen und dann natürlich der Aufstieg mit dem EV Rosenheim in die 1. Bundesliga. Ich war auch mal drei Jahre in Wolfsburg und wir haben dort das Finale erreicht, das war damals ein Riesen Erfolg. Und jetzt so, wenn die Jungs die Schülermeisterschaft nach Rosenheim holen ist natürlich schon ein Highlight. Dann könnt man natürlich überleiten auf unseren Philipp Grubauer, der ja auch lange Jahre unter meinen Fittichen war. Das ist natürlich schon etwas ganz besonderes, wenn so ein Bursch das höchste im Eishockey erreicht, was es zu erreichen gibt.“
Mit Philipp Grubauer hat gerade ein ehemaliger Rosenheimer den Stanley Cup gewonnen. Was zeichnet ihn aus und wie sehr freust du dich für ihn?
Harrer: „Ich freu mich natürlich wahnsinnig für ihn und fieber eigentlich auch schon darauf hin, dass der Philipp rüberkommt und uns den Cup präsentiert.“
Bericht und Foto: Starbulls Rosenheim e.V.