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Neues vom Zamhocka-Bankerl in Aschau

Veröffentlicht von Christina Rechl

Über „Almen, Sennerei und Bergwacht“ unterhielten sich die beiden Sennerinnen Martina Bauer und Ingrid Scheck mit den Besuchern aus der Gemeinde Aschau am roten Zamhocka-Bankerl am Bahnhof. „Zamhocka“ hat der Aschauer Tourismuschef Herbert Reiter in diesem Jahr als Motto gewählt und zum Zamhocka treffen sich die Aschauer Bürger regelmäßig mit Fachleuten aus dem Dorf am Maibaum, um mehr zum Thema zu erfahren.

Zahlreiche Fragen zeigten auf, dass die Aschauer und Aschauerinnen höchst interessiert an der Almwirtschaft und der Bergwacht an der Kampenwand und im Oberen Priental sind. Ingrid Scheck ist Sennerin auf der Schlechtenberg Alm und kümmert sich dort um 21 Kühe und Kalbinnen, vier Kühe müssen täglich gemolken werden. Aus der frischen Milch wird Käse gemacht, ein Großteil wird jedoch für den täglichen Bedarf gebraucht, sei es als Trinkmilch für die Bergwanderer oder zum Kochen und Backen für die einkehrenden Gäste im Kaser. Martina Bauer betreut auf der Steinling Alm unterhalb des Kampenwand-Gipfels 56 Tiere, „alles Teenager und werdende Mütter“. Sie braucht daher nicht zu melken. Nach der morgendlichen Stallarbeit, dem Überprüfen der Zäune und dem Abstecken der Weideflächen, geht sie nebenan in die Berggaststätte Steinling Alm und arbeitet dort mit.

Bei Ingrid Scheck beginnt der Tag nach dem Aufstehen ebenfalls mit der Stallarbeit und dem Melken, danach kümmert sie sich um die zahlreichen Gäste, die auf dem Weg zur Kampenwand an der Hütte vorbeikommen und einkehren wollen. Kaffee und Kuchen, Bier und Brotzeit sind das meist Gefragte den ganzen Tag über. „Es wird den ganzen Tag nie langweilig, weil es immer etwas zu tun gibt und immer wieder jemand vorbei kommt“. In der Regel wissen die Bergwanderer, was es auf einer Almhütte an Speis und Trank gibt, doch kommen auch Nachfragen, die auf der Schlechtenberg Alm unerfüllbar sind, wie der Wunsch nach lactosefreier Milch von der Almkuh oder ein Becher vegane Hafermilch, ebenfalls von der Kuh.

Martina Bauer ist, neben ihrer Arbeit auf der Steinling Alm, noch fest in die Bergwacht integriert und trägt ihren Funkempfänger ständig bei sich – Tag und Nacht, an Werktagen, Sonn- und Feiertagen. Sie war eine der ersten Frauen, die diese harte zweijährige Ausbildung durchlief und erfolgreich abschloss. 53 Männer und Frauen, darunter acht Anwärter bilden derzeit den Stamm der Bergwacht Sachrang-Aschau, die an 365 Tagen im Jahr für die Sicherheit auf den Bergen im Oberen Priental verantwortlich ist. Die Einsatzzahlen haben mittlerweile wieder das Vorcoronaniveau erreicht. Über 100 Einsätze fallen im Jahr an, bei denen Menschen zu Schaden kommen oder sich nicht mehr zu helfen wissen; die Palette reicht dabei vom Herz-Kreislauf Problemen über Verletzungen am Sprunggelenk und an den Beinen bis hin zu allgemeiner Erschöpfung, Allergien oder Überschätzung der eigenen Kräfte. Dabei sind die Touristen mit Flip-Flops genauso vertreten, wie gut ausgestattete Wanderer. Mit dem zunehmenden Verkehr an Bergradlern überall im Gelände ist auch die Häufigkeit an Radlunfällen angestiegen, sei es durch Stürze oder Zusammenstöße mit Fußgängern oder unbeweglichen Hindernissen auf dem Berg, Baumstämme, Steine und Zäune. Nur selten gilt es einen Gleitschirmflieger zu bergen und zu versorgen. Im Winter sind es vor allem Skifahrer und Rodler, die sich verletzen und die nach der Erstversorgung abtransportiert und an den Rettungsdienst übergeben werden. Das unwegsame Gelände am Berg macht den Einsatz der Spezialisten der Bergwacht für die Erste Hilfe und den Abtransport mit geeigneten geländegängigen Transportmitteln notwendig. In vielen Fällen, sei es am Berg oder auch bei Einsätzen im unwegsamen Gelände, arbeitet die Bergwacht Hand in Hand mit den anderen Hilfsorganisationen, sei es Feuerwehr oder BRK. Martina Bauer hat in den vielen Jahren ihrer Tätigkeit für die Bergwacht zahllose Schulungen und Ausbildungen mitgemacht und kommt im Rahmen des Kriseninterventionsteams auch überregional zum Einsatz.

„Es wäre wichtig, dass sich die Wanderer vor ihren Wanderungen zumindest ein bisschen über das informieren, was sie auf den Bergen bei ihren Ausflügen machen wollen. Jeder will die Natur schützen, latscht aber mitten durch Almwiesen und Kräuter oder schreckt die Tiere in Wald und Flur auf. „Der richtige Umgang mit der Natur ist vielen nicht mehr bewusst, hier erfüllen wir bei der Aufklärung über die Artenvielfalt als ortskundige Sennerinnen eine wichtige Aufgabe“, so Ingrid Scheck. „Es muss den Besuchern bewusst sein, dass diese Almenlandschaft mit ihrer Artenvielfalt in vielen Jahrhunderten von Menschen gemacht wurde und nicht von selber entstanden ist. Sobald die Almbauern und die Senner ein Stück Alm aufgeben, wächst es mit Wald zu und die 600 Einzelarten an Pflanzen und Gräsern, an Insekten, Schmetterlingen und Amphibien auf einer einzigen Almwiese sind hier unwiederbringlich verloren“.

Diese Vielfalt an Pflanzen und Tierarten ist auch der Grund, dass die Wiederansiedlung von Bär und Wolf im Bereich der bayerischen Almen nicht möglich ist. Hier würde man zugunsten einer Art hunderte anderer Arten der Ausrottung preisgeben, die Entscheidung lautet also nicht „Alm mit Wolf und Bär“, sondern „Alm oder Wolf und Bär“. Die Almen entstanden in ihrer heutigen Form als Kulturlandschaft nach der Ausrottung der großen Beutegreifer, sobald sich diese wieder ansiedeln, werden die Bauern exponierte Lagen und Weideflächen auf dem Berg aufgeben müssen, da ein Schutz der anvertrauten Tiere auf diesem Berg nicht möglich ist. Alle Versuche, den Wolf durch Baumaßnahmen oder Herdenschutzhunde aufzuhalten sind bisher kläglich an der Intelligenz und Schlauheit des Wolfes gescheitert. Vergleiche zwischen dem unbesiedelten Kanada oder Sibirien und unserer dicht besiedelten Kulturlandschaft als potentielles Wolfsland zu ziehen, verbieten sich von selbst. „Der Einzug des Wolfes bedeutet das Ende der Almwirtschaft, bedeutet das Ende unseres Wandertourismus in den Bergen. Wenn in Südtirol die Menschen „nicht mehr ins Gebirg gehen“ und im Trentino die Bergwacht nachts nicht mehr ausrückt lässt das tief blicken“, schließt Ingrid Scheck den Nachmittag ab.

Strahlender Sonnenschein beim Zamhocka in Aschau. Corinna Sperger (Mitte) von der Tourist Info Aschau begrüßt die beiden Sennerinnen Ingrid Scheck (links) und Martina Bauer (rechts) zum Gespräch auf dem Zamhocka-Bankerl am Bahnhof.

Die beiden Sennerinnen Ingrid Scheck (links) und Martina Bauer (rechts) beim Gespräch auf dem Zamhocka-Bankerl am Bahnhof.

Fotos & Text: Heinrich Rehberg

Redaktion

Christina Rechl

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