Kultur

Neues vom Barockmuseum in Waging

Veröffentlicht von Christina Rechl

Ein Juwel in der bayerischen Museenlandschaft – Das Barockmuseum der Sebastian Schuhbeck Stiftung in Waging am See

Der ehemalige Bürgermeister und große Kunstsammler Sebastian Schuhbeck (1913 bis 2007) war nicht nur ein tatkräftiger, für die Allgemeinheit hoch engagierter Bürger, sondern ein Visionär, dem sein Heimatort Waging am See unglaublich viel zu verdanken hat.

Dieser Bericht befasst sich vor allem mit seiner Leidenschaft, Kunstwerke, darunter viel sakrale Kunst, Mobiliar, Bilder und Raritäten aller Art aus der Barockzeit zu erwerben und damit besonders seine persönlichen Räume im Strandkurhaus in Waging am See auszustatten. In seinen letzten beiden Jahren setzte Schuhbeck seine vielleicht letzte Vision um und schuf ein Barockmuseum, das innerhalb von kürzester Zeit internationale Bedeutung erlangte. Als ausgemachter Experte für Kunst auf diesem Gebiet hinterließ er ein Museum, das ein wahres Juwel in der Museenlandschaft zwischen München und Salzburg ist.

Neuer Museumsleiter
Seit wenigen Wochen ist der frühere Leiter des Heimatmuseums Traunstein, Dr. Jürgen Eminger, von den Erben des Schuhbeck-Imperiums, Familie Andreas Barmbichler, beauftragt, das Museum aus dem Dornröschenschlaf zu wecken und nach und nach einer interessierten Öffentlichkeit besser als bisher zugänglich zu machen. Schon als ausgemachter Barockkenner, der sich schon in seiner Doktorarbeit intensiv mit der Kunst der Barockzeit auseinandergesetzt hatte, eignet sich Jürgen Eminger natürlich hervorragend für diese Aufgabe im so genannten „Ruhestand“. „Für mich ist es wirklich ein Vergnügen und ein Geschenk, hier arbeiten zu dürfen“, so Eminger.

Ein Gang durch die Räume mit viel sakraler Kunst, aber auch Skulpturen, Möbeln, Bildern und Gebrauchsgegenständen aller Art aus alter Zeit dürfte für jeden Kunstliebhaber ein wahres Vergnügen sein. Die umfangreiche Sammlung ist dem Geschichtsbewusstsein und der ausdauernden Arbeit von Sebastian Schuhbeck zu verdanken. Darunter verschiedene alte, wertvolle Heiligenfiguren (Fotos) sind besonders sehenswert.

Immer wieder dazwischen finden sich auch Gegenstände oder Bilder aus jüngerer Zeit wie zum Beispiel das Porträt von König Ludwig II., das Schuhbeck als echter Bayer in seinem Schlafzimmer neben einem alten Bauernschrank und über einer wunderschön bemalten Bauernkommode aufhängte.

Als Sohn eines Landwirts musste Sebastian Schuhbeck in den Zweiten Weltkrieg einrücken und kam erst 1945 nach amerikanischer Kriegsgefangenschaft wieder nach zu Hause zurück. Er übernahm den elterlichen Hof und wurde drei Jahre später Bürgermeister von Waging am See. Damit begann die Erfolgsgeschichte des Tourismus in Waging. 1964 sagte Schuhbeck einem Reisemagazin für Autofahrer: „Seit 300 Jahren, seit der letzten Pest, bauen wir Waginger bloß nach Traunstein. Wenn wir wirklich Waging am See werden wollen, müssen wir zum See bauen; der kommt nämlich nicht zu uns herauf.“ Durch einen Zufall verschlug es 1951 den Reiseunternehmer Wilhelm Scharnow (heute TUI) nach Waging. Der erkannte sofort das touristische Potential des Ortes und fand im Bürgermeister Schuhbeck den richtigen Partner. In kürzester Zeit stiegen die Übernachtungszahlen von 2000 in 1951 auf 125 000 in 1954. Das „Fremdenverkehrswunder“ in Waging am See, wie es die Süddeutsche Zeitung damals nannte, war geboren.

Neben seiner Tätigkeit als Bürgermeister arbeitete Schuhbeck an seinem Traum: er kaufte und tauschte Feuchtwiesen und unfruchtbares Land direkt am See. Die Waginger hielten ihn wohl für einen Spinner und Sonderling, bei den Bauern wurde es als „fahnenflüchtig“ bezeichnet. Aber nach kurzer Zeit entstand aus dem Belächeln ein großes Staunen. Schuhbeck legte die Wiesen trocken und errichtete ein einmaliges Tourismusimperium mit Campingplatz, geprägt von unzähligen Auszeichnungen als einer der Besten in Europa. Hinzu kam eine Fünf-Sterne-Ferienwohnanlage, einmalig mit Lage und Ausstattung, dazu ein exquisiter Gastronomiebetrieb, der bis heute Gäste von nah und fern anzieht. Das Barockmuseum dürfte für Kunstliebhaber ein weiteres Highlight sein.

Das Stiftung Schuhbeck Barock-Museum im Strandkurhaus Waging am See kann nur nach telefonischer Voranmeldung beim Leiter des Barockmuseums, Dr. Jürgen Eminger, jederzeit  besichtigt werden. Telefon 08681/4784635 oder info@barockmuseum-waging.de

Fotos & Text: Christiane Giesen

Redaktion

Christina Rechl

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