Kardinal Reinhard Marx hat in München mit dem am Ostfriedhof gelegenen Trauerpastoralen Zentrum ein offenes Angebot der Erzdiözese München und Freising für trauernde Menschen eröffnet. „Wir hoffen, dass damit ein Zeichen der Hoffnung gesetzt wird, dass wir da sind, wo die Menschen sind und leiden und schwach sind“, sagte der Erzbischof von München und Freising am Dienstag, 16. Juli, bei der Segensfeier des von der Erzdiözese errichteten so genannten Hauses am Ostfriedhof.
„Leben ist ein einmaliges Geschenk, es ist begrenzt – damit umzugehen ist schwer“, so Marx, der eine „Individualisierung, Ausgrenzung und ,Entsorgung‘ des Lebens“ am Ende kritisierte: Damit sei „die letzte Antwort noch nicht gefunden.“ Der Erzbischof unterstrich: „Wir wollen ein Zeichen setzen: für Gemeinsamkeit, für gemeinsames Trauern, Erinnern und neues Beginnen.“ Im Haus am Ostfriedhof sollen trauernde Menschen begleitet und gestärkt werden beim Abschied von einem geliebten Menschen. Das Trauerpastorale Zentrum schafft niederschwellige Treffpunkte und bietet zugleich Rückzugsorte für Einzelne, die in einem geschützten Raum persönliche Gespräche mit Seelsorgerinnen und Seelsorgern führen können. Das direkt an der Friedhofsmauer, am Eingang St.-Martin-Straße gelegene Haus verfügt über ein Café, in das Friedhofsbesucher einkehren können und das ebenso für Trauerfeiern genutzt werden kann.
Während der Öffnungszeiten der Gastronomie (bis 15. September täglich 8 Uhr bis 15 Uhr, danach 8 Uhr bis 17 Uhr) wird mindestens ein Seelsorger oder eine Seelsorgerin im Café ansprechbar sein, unterstützt von weiteren haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Mit dem Trauerpastoralen Zentrum schafft die Erzdiözese ein Angebot unmittelbar vor Ort, das allen trauernden Menschen offensteht und mit dem Kirche eine ihrer Kernaufgaben – Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu begleiten und zu unterstützen – erfüllt. Gleichzeitig versteht sich das Haus am Ostfriedhof mit einem entsprechenden Fortbildungsprogramm und Infoabenden als Ort der Bildung und des Austauschs für alle Menschen, die mit Trauer und Erinnerungskultur aus beruflichen Gründen oder auch ehrenamtlich engagiert zu tun haben.
Der von den Architekten Lehmann, Tabillion & Castorph entworfene Bau ergänzt in seiner Gestaltung, Formensprache und Materialität die vorhandenen denkmalgeschützten Bebauungen, nimmt die bestehenden Wege auf und bildet den Übergang zwischen städtischem Raum und Friedhof. Ein besonderes gestalterisches Element ist die von der Innenarchitektin und Künstlerin Barbara Fuchs geschaffene, drei Stockwerke durchbrechende Lichtvertikale, die Trauer und Wandel veranschaulichen soll. Insgesamt verfügt der Bau über eine Bruttogeschossfläche von rund 1.500 Quadratmetern. Die Gastronomie ist an den Münchner Inklusionsbetrieb Conviva/Cooperative Beschützende Werkstätten verpachtet. Die Kosten für die Errichtung des Hauses am Ostriedhof belaufen sich auf 12,5 Millionen Euro. 7 Millionen davon trägt die Erzdiözese München und Freising, die übrigen 5,5 Millionen Euro werden von der St. Korbinian-Stiftung der Erzdiözese gefördert. (uq)
Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat – Foto: Lehmann, Tabillion & Castorph Architektur Stadtplanung Gesellschaft mbH