Kirche

Neues im Diözesanmuseum Freising

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Sammeln zwischen Leidenschaft und Obsession, Portraitfotografien aus dem Kontext religiöser und traditioneller Feiern sowie byzantinische Kunst: Das Diözesanmuseum auf dem Domberg in Freising zeigt von Sonntag, 30. März, an gleich drei neue Ausstellungen.

Die zwei Sonderausstellungen „Sammeln. Glück und Wahn“, die sich dem Konzept des Sammelns anhand ausgewählter Sammlerpersönlichkeiten annähert, und „The Nymphs are departed“ mit Portraitfotografien von Iwajla Klinke werden bis zum 3. August zu sehen sein. Außerdem stellt das Museum am 30. März eine Sammlung byzantinischer Kunst unter dem Titel „2.927 Dinge“ als neue Dauerausstellung vor. Generalvikar Christoph Klingan und Amtschefin Stephanie Herrmann eröffnen die Schauen im Rahmen eines nicht-öffentlichen Festakts am Sonntag, 30. März, um 15 Uhr.

In den drei Ausstellungen wird nach Ansicht von Generalvikar Klingan „auch die Kirche in ihren verschiedenen Vollzügen und Facetten“ und in ihrer fortgesetzten Entwicklung sichtbar: „Nicht nur das Museum, auch die Kirche hat sich verändert in den letzten Jahrzehnten“, hebt der Generalvikar positiv hervor anlässlich der neuen Ausstellungstrilogie.  Einerseits bewahre das Diözesanmuseum „sprechende Zeugnisse einer tief verwurzelten Glaubenskultur“, und zeige damit eindrücklich: „Sammeln ist mehr als das Horten von Dingen“, erklärt Klingan. Andererseits stehe das Museum nicht nur mit seinem Gebäudekonzept der „Geöffneten Wände“, sondern gerade auch mit seinen Ausstellungen für „den lebendigen Austausch, überraschende Perspektiven und die Einladung, sich hier immer wieder neu inspirieren zu lassen“, so Amtschefin Herrmann.

Die Kirche habe „die Menschen in ihrer Verkündigung nicht nur über das Wort und den Verstand erreicht, sondern immer zuerst auch über Bilder, Dinge, Emotionen“, macht der Generalvikar deutlich und ergänzt: „Das ist auch weiterhin aktuell und unser neu gestaltetes Diözesanmuseum auch 50 Jahre nach seiner Eröffnung mit seinen so vielfältigen Ausstellungen ein wichtiger Ort, Menschen den Reichtum des christlichen Glaubens zu erschließen und sie anzusprechen mit der Hoffnung stiftenden Botschaft des Evangeliums“. Amtschefin Herrmann verweist in diesem Zusammenhang auf eine Passage im neu erschienenen Buch „Kult“ von Kardinal Reinhard Marx. Dort bezeichnet der Erzbischof von München und Freising das Diözesanmuseum als „Zeichen einer Kirche inmitten der Welt. So kann und muss Kirche sein: alt und neu, offen und dialogbereit, auch verstörend und widerständig, und letztlich tröstend und voller Hoffnung.“ Dass Kultur und Kirche einander bedingten und wechselseitig brauchten, führten die drei neuen Ausstellungen deutlich vor Augen, so Herrmann. Die Schauen regten dazu an, „neu zu diskutieren, wie Dinge und die damit verbundenen Emotionen neue Welten eröffnen können – im eigenen Leben, im sozialen Gefüge, spirituell.“

Der schmale Grat zwischen Sammelleidenschaft und Obsession ist Gegenstand der Ausstellung „Sammeln. Glück und Wahn“. Ob Bücher, Münzen, Stofftiere, Schuhe oder Sticker – das Bedürfnis, Dinge zu sammeln, scheint den Menschen ein Leben lang zu begleiten und in seiner Natur zu liegen. Zugleich ist das Sammeln Grundlage jeder Museumsarbeit. Die Ausstellung lädt dazu ein, die komplexe Motivation hinter dem Sammeln zu entdecken, und zeigt erstmals hunderte der neu inventarisierten und restaurierten Objekte aus dem Eigenbestand des Museums – meist aus dem Erbe oder einer Schenkung privater Sammler. Darüber hinaus können Besucherinnen und Besucher durch multimediale, teils KI-gestützte Elemente die faszinierenden Höhepunkte und tiefen Abgründe verschiedener Sammlerwelten erleben.

Die Fotografin Iwajla Klinke setzt sich in ihren Arbeiten mit den Protagonisten religiöser und traditioneller Feiern auseinander. In „The Nymphs are departed“ präsentiert sie vorwiegend Männer in lebensgroßen Fotografien. Diese stehen in ihrer außergewöhnlichen Bekleidung vor einem schwarzen Hintergrund, der sie herausgelöst aus Raum und Zeit erscheinen lässt. Sehnsucht nach Schönheit und schmerzvoller Abschied, Poesie der Vergänglichkeit und der Zauber des Augenblicks charakterisieren ihre sensiblen Porträts, die im Moment der Verwandlung entstehen. Die im Ausstellungstitel anklingende Entzauberungsthese aus T.S. Eliots Gedicht „The Waste Land“ wird so einerseits durch die Objektivität des fotografischen Mediums bestätigt und gleichzeitig durch die Darstellungsweise und die Dargestellten selbst spannungsvoll in Frage gestellt.

„2.927 Dinge“ hinterließ der 2023 verstorbene Münchner Sammler und Kunsthändler Christian Schmidt dem Diözesanmuseum. Die überwältigende Fülle byzantinischer Objekte reicht von winzigen Schmucksteinen bis hin zu monumentalen Sarkophagreliefs, von herausragenden Kunstwerken, darunter eines der ältesten erhaltenen Prozessionskreuze der Welt aus dem fünften Jahrhundert vor Christus, bis hin zu faszinierenden Alltagsgegenständen. Die Sammlung führt in Kunst und Geschichte des byzantinischen Weltreiches ein, zeigt dessen Beziehungen zur westlichen christlichen Tradition auf und stellt zugleich Fragen zu Provenienz und Geschichte von Objekten. Die beiden eigens für diese Sammlung im Erdgeschoss eingerichteten Räume bilden ab April den Auftakt des Rundgangs durch die ständigen Sammlungen im Diözesanmuseum. (fho/ck)

Bericht: Erzbischöfliches Ordinariat – Foto: Hötzelsperger (Dom zu Freising)

 


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