Das Bauernhausmuseum Amerang im Chiemgau ist mit seinen alten Höfen, Werkstätten, Bauerngärten und Nutztieren ein beliebtes Ausflugsziel für Familien. In den kommenden Jahren könnte das Museum noch attraktiver werden: Der Bezirk Oberbayern plant dort einen neuen Ausstellungsraum und ein eigenes Gebäude für die Museumspädagogik, das Raum für kreative Ideen bieten soll.
Vorausgegangen war eine unerfreuliche Erkenntnis: Vor fünf Jahren hatte sich herausgestellt, dass das Obergeschoss des Stadels Kirchweidach, in dem bis dahin der Ausstellungsraum untergebracht war, ein massives Statik-Problem hatte. Die Räumlichkeiten mussten notfallmäßig gesichert werden und standen nicht mehr zur Verfügung. Umbauen war keine Option, da der Charakter und das Erscheinungsbild des Gebäudes dadurch zu stark gelitten hätten.
Ein Neubau erschien daher sinnvoll. Für dieses Vorhaben fasste man schnell den Bartlhof ins Auge. Nicht nur, weil er ein zentrales Ausstellungsobjekt des Museums ist und im Eingangsbereich liegt. Er bietet auch einen entscheidenden Vorteil: Sein Wirtschaftsteil ist kein Originalbau, sondern eine Nachkonstruktion des Museums – und kann damit ohne Probleme durch ein neues Ausstellungsgebäude ersetzt werden.
Das Museum braucht jedoch nicht nur Raum für seine Ausstellungen, sondern auch für sein Kinder- und Familienprogramm. Schließlich soll die Attraktivität der Einrichtung erhalten werden – und neue Angebote für kleine Gäste sind dafür ein wichtiger Baustein. So kam es zu der Idee, ein eigenes Gebäude für die Museumspädagogik zu schaffen. Entstehen soll es am westlichen Rand des Museumsareals zwischen Furthmühle und Wagnerhaus, möglicherweise später noch ergänzt durch einen Erlebnisspielplatz. Das Bauernhausmuseum Amerang könnte dadurch als „spielerischer Erlebnisort für Familien und Kinder im Vorschul- und Schulalter aufgewertet werden“, ist die Leiterin des Museums, Dr. Claudia Richartz, überzeugt.
Harmonisches Bild
Nach der Zustimmung durch den Kulturausschuss des Bezirkstags wurden fünf Architekturbüros beauftragt, Vorentwürfe für die beiden Gebäude zu erstellen. Bei einer Jurysitzung im vergangenen Herbst traf das Auswahlgremium unter der Leitung des Architekten Bernhard Landbrecht seine Entscheidung. Der erste Platz für den Ausstellungsraum ging an Florian Nagler Architekten, die bereits das neue Eingangsgebäude des Freilichtmuseums Glentleiten entworfen haben. Die Jury lobte hier besonders die Selbstverständlichkeit, mit der sich das geplante Gebäude in den vorhandenen Bestand einfügt. Positiv bewertet wurden auch das filigrane Erscheinungsbild, das durch ein vorgesetztes Spalier erzeugt wird, die stimmige Raumfolge und die Verwendung von Holz als nachhaltiges Baumaterial.
Fließender Übergang von innen nach außen
Bei den Räumen für die Museumspädagogik vergab die Jury den ersten Platz an das Atelier Lüps aus Schondorf. Auch hier hob das Auswahlgremium hervor, wie harmonisch sich das Gebäude in das Museumsareal einfügt. Besonders gelobt wurde die Art und Weise, wie der Bau Beziehungen zwischen Innen- und Außenräumen herstellt und damit den Blick ins Museumsgelände lenkt. Dem Gebäude gelinge es, so die Jury, einen fließenden Übergang zwischen innen und außen zu schaffen. Auch die Materialwahl und die Raumaufteilung kamen bei den Mitgliedern des Auswahlgremiums gut an.
Trotzdem gab es bei beiden Entwürfen diverse Kritikpunkte. Die Architekturbüros bekamen den Auftrag, die Anmerkungen der Jury in ihre Vorentwürfe einzuarbeiten und diese dann wieder vorzustellen. Wie schnell und in welcher Form sich die Planungen anschließend umsetzen lassen, ist noch nicht klar. Fest steht aber: Mit den beiden Gebäuden würde das Bauernhausmuseum Amerang deutlich an Attraktivität gewinnen. (ug)
Bericht und Bilder: Bezirk Oberbayern – Entwurf für den neuen Ausstellungsraum von Florian Nagler Architekten