Die stille Anteilnahme von Freunden, Kollegen, Weggefährten aus dem Dorf und den Vereinen war ein Ausdruck der Trauer bei der Feier zum Tode von Dr. Hermann Hiemer. Im Alter von 76 Jahren verstarb der geschätzte Mitbürger, Freund und Familienmensch, hinterlassen von seiner Ehefrau Martina und den Kindern.
Über einen langen Zeitraum kämpfte er mit Zuversicht und Hoffnung gegen Krebs, doch am Ende verlor er den Kampf. Dr. Hermann war ein leidenschaftlicher Zahnarzt, der sich mit Hingabe und Einfühlungsvermögen um seine Patienten kümmerte, oft auch außerhalb der regulären Praxiszeiten. Die Praxis in Raubling gründete er gemeinsam mit seiner ersten Frau Gerda, die ebenfalls an Krebs verstarb. Geboren in Schongau, führte sein Lebensweg ihn nach München, wo er nach seiner Zeit bei der Bundeswehr Zahnmedizin studierte und seine Frau Gerda kennenlernte. Als Mitglied der Generation von 1968 war er offen für Neues in Familie, Arbeit und Gesellschaft. Nach der Praxiseröffnung in Neubeuern fand die Familie dort einen neuen Lebensmittelpunkt und knüpfte schnell neue Freundschaften, engagierte sich im TSV Neubeuern und in anderen Vereinen. Besonders leidenschaftlich war sein Engagement im Faschingsverein und später in der Schiffleutebruderschaft. Sein Name wird untrennbar mit der Theatergemeinschaft Neubeuern verbunden bleiben, wo er auch im Vorstand tätig war und mit beeindruckenden Leistungen in verschiedenen Rollen, wie dem Tod im Jedermann oder dem Heiligen Michael im Brandner-Kaspar-Spiel, beeindruckte.
Schwägerin Sabine Poll-Plonus würdigte sein Leben vor der großen Trauergemeinde und betonte seine Lebensfreude. Dr. Hermann war stets sportlich aktiv, sei es beim Biken in Land und Gebirge oder auf Motorradreisen mit Gleichgesinnten. Gemeinsam mit seiner Frau Martina fand er in Oberaudorf sein gewünschtes Zuhause, einen Rückzugsort nach einem erfüllten Leben. Altbürgermeister Hans-Jürgen Tremmel erinnerte an Hermann Hiemers kommunales Engagement, das geprägt war von Sachlichkeit, sozialem Gespür und Hilfsbereitschaft. Er wurde 1984 über die SPD-Liste in den Gemeinderat gewählt und gehörte diesem zwei Wahlperioden an. Sein Wirken war nicht von politischen Zwängen bestimmt, sondern von einem tiefen Verständnis für die Belange der Menschen vor Ort. Hiemer war Ideengeber für den Neubeurer Weihnachtsmarkt und engagierte sich im Sozialausschuss, um unbürokratisch Hilfe zu leisten.
Die Trauerfeier wurde von einer Bläsergruppe aus Oberaudorf begleitet, während die Beerdigungsmusik aus Neubeuern erklang. Die Fahnen des TSV Neubeuern, des Trachtenvereins Edelweiß Neubeuern und der Freiwilligen Feuerwehr sowie die Zunftstange der Schiffleute begleiteten ihn zu seiner letzten Ruhestätte. Mit dem Lied vom Guten Kameraden und drei Böllerschüssen wurde ihm die letzte Ehre erwiesen. Beim Lied „Gamsgebirg“, der Faschingshymne von Neubeuern, reckten viele Hände gen Himmel, ganz wie es Hermann oft in geselliger Runde tat.
Bericht und Bilder der Erinnerung: Thomas Schwitteck