Tourismus

Naturgenuss pur: Almenwanderung zur Chiemhauseralm

Veröffentlicht von Günther Freund

Die Chiemhauseralm  ist ein wahres Kleinod in den Chiemgauer Alpen, malerisch gelegen zwischen Schleching und Hinterwössen. Die im Sommer bewirtschaftete Alm ist das ideale Ziel für eine Halbtageswanderung. Heute starten wir unsere Tour am Wanderparkplatz Streichen unweit der Streichenkirche und wählen den kürzesten Anstieg über die Petereralm und Donaueralm. A

uf dem Weg dorthin begegnen uns einige Mountainbiker und Wanderer, die zum Taubensee unterwegs sind.

Nach einem gemächlichen Aufstieg erreichen wir die Chiemhauseralm, eine meiner Lieblingsalmen. Auch mein Begleiter Christoph, der das erste Mal hier ist, ist von der hügeligen Almenlandschaft begeistert, die von einzelnen großen Bäumen durchzogen ist. Doch unser Entdeckergeist treibt uns weiter, und so beschließen wir, noch bis zur Baumgartenalm  weiterzugehen. Kurz nach der Chiemhauseralm erschreckt mich ein entgegenkommender Mountainbiker, den ich hier nicht erwartet habe. Gleich danach entnehmen wir einem Hinweischild, dass wir uns auf einer ausgewiesenen MTB-Strecke befinden, die allerdings teilweise als Schiebestrecke gekennzeichnet ist. Das war bei meinen früheren Besuchen hier heroben noch nicht so, da konnte man nur bis zur  Chiemhauseralm  radeln.

Wir kommen zur  Baumgartenalm, die einen völlig anderen Charakter als die Chiemhauseralm bietet.  Nach einer gemütlichen Rast  machen wir uns auf den Rückweg zur Almhütte. Alle Tische sind besetzt, aber die Almwirtin Regina und zwei freundliche Schlechinger laden uns ein, uns zu ihnen zu setzen. Einer der beiden ist der Mountainbiker, dem wir zuvor begegnet sind. Er erzählt uns, dass er über die Gscheuerwand und die Häusleralm heraufgekommen ist.

                                            Almwirtin Regina

Die Chiemhauseralm ist eine familienfreundliche Almhütte. Ein Bub planscht im Hausbrunnen, allerdings etwas zu temperamentvoll, Regina muss einschreiten. Regina scheint nicht das typische Klischee der romantischen Almhüttenwirtin zu sein, sondern eher eine moderne, aufgeschlossene Frau, die ihre Arbeit auf der Alm mit viel Engagement und harter Arbeit meistert. Die freundliche Frau erzählt, dass sie auch hier oben übernachtet, doch ihre Arbeit ist nicht immer lustig – vor allem, wenn Besucher sich darüber beschweren, dass es auf der Alm nur Brotzeiten und Kuchen gibt und keinen Kaiserschmarrn und Schweinsbraten. Dafür fehlen ihr aber einfach die Mittel und die Zeit, denn es gibt keinen Strom und viel Arbeit mit der Versorgung der zahlreichen Kälber. Dennoch genießt Regina auch die schönen Seiten des Almdaseins: die Ruhe, die atemberaubende Landschaft und die Nähe zur Natur. Besonders ans Herz legt sie uns die Krokusblüte nach der Schneeschmelze, die hier  ihrer Meinung nach noch schöner ist als die berühmte Krokusblüte am Heuberg.

                                         Christoph und Sigi

Einer der beiden Schlechinger  bei denen wir sitzen,  ist Siegfried, ein echtes Urgestein. Sigi  erzählt uns, dass er über 50 Jahre lang Gastwirt in Schleching war und dass er  sich stets für den Erhalt der örtlichen Kultur- und Naturwerte eingesetzt hat. Er war eine wichtige Stimme in den 1990er Jahren bei den Debatten um den Geigelstein, der schließlich zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Dadurch blieb der Geigelstein vor der touristischen Erschließung als Skigebiet verschont und Schleching wurde später als eines der wenigen „Bergsteigerdörfer“   mit nachhaltigem Alpintourismus ausgezeichnet. Bei unserem Ratsch mit den Einheimischen erfahren wir auch, dass der sogenannte Kroatensteig, der von hier zum Taubensee  führt, nichts mit Kroatien zu tun hat. Der Name leitet sich nämlich von den „Krattlern“ ab – Tiroler Wanderhändlern, die mit einem kleinen Karren, einem sogenannten „Kratten“, nach Bayern kamen, um ihre Waren zu verkaufen. Und dass der Name Taubensee nicht von Tauben kommt, sondern von den Krebsen in dem See, die regional auch Daupn genannt werden. Sigi erzählt uns noch so mach anderes Wissenswertes, aber wir müssen uns schließlich wieder auf den Weg machen. Wir marschieren wieder den gleichen Weg hinunter zum Streichenparkplatz, wie beim Anstieg.

Wir sind uns einig, unsere Wanderung war wirklich wieder ein lohnenswerter Ausflug – nicht nur wegen der beeindruckenden Natur und den fantastischen Ausblicken, sondern auch wegen der interessanten Begegnungen und Geschichten, die uns noch lange in Erinnerung bleiben werden.

Siehe dazu auch:

Chiemgau-Wiki: Von Hinterwössen zur Chiemhauseralm

Chiemgau-Wiki:  Von Schleching auf die Gscheuerwand

Samerberger Nachrichten: Von Hinterwössen zur Sauermöseralm und über Taubensee, Kratensteig und Chiemhauseralm zurück nach Hinterwössen.

Samerberger Nachrichten: Gipfeltouren und Almenwanderungen im Achental

 


Redaktion

Günther Freund

1944 in Bad Reichenhall geboren, Abitur in Bad Reichenhall, nach dem Studium der Geodäsie in München 3 Jahre Referendarzeit in der Vermessungs- und Flurbereinigungsverwaltung mit Staatsexamen, 12 Jahre Amtsleiterstellverteter am Vermessungsamt Freyung, 3 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Zwiesel und 23 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Freyung (nach Verwaltungsreform mit Vermessungsamt Zwiesel als Aussenstelle). Seit 2009 im Ruhestand, seitdem in Prien am Chiemsee wohnhaft.

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