Natur & Umwelt

NATIONALPARKE SIND ANDERS ZU BEWERTEN ALS FORSTBETRIEBE

Veröffentlicht von Günther Freund

Nationalparkverwaltung Berchtesgaden   sieht „BERATENDE ÄUSSERUNG“ des ORH differenziert.

Nach 2009 hat der Bayerische Oberste Rechnungshof (ORH) in den Jahren 2021 und 2022 erneut die Nationalparkverwaltung Berchtesgaden geprüft. Zu den vom ORH veröffentlichten Prüfungsergebnissen betont Nationalparkleiter Dr. Roland Baier: „Die Nationalparkverwaltung ist auf künftige Aufgaben und Herausforderungen gut vorbereitet. Der neue Nationalparkplan wurde im Januar 2023 in Kraft gesetzt und enthält spezifische Evaluierungsindikatoren. Damit ist künftig die Zielerreichung messbar, was wohl deutschlandweit ein Novum in der Nationalparkplanung sein dürfte. Die neue Waldentwicklungsplanung integriert den Prozessschutzgedanken in die Pflegezone und ist nationalparkgerecht ausgerichtet. Mittels aktueller Forschungen zur Walddynamik basieren Zielsetzung und Zielerreichung auf wissenschaftlicher Basis. Das Konzept wurde daher von der UN Dekade ‚Wiederherstellung von Ökosystemen‘ mit einem Preis ausgezeichnet.“

Laut Baier sollten für einen Nationalpark, in dem das Motto „Natur Natur sein lassen“ im Vordergrund steht, andere Prüfkriterien gelten als die gängigen für wirtschaftlich ausgerichtete Einrichtungen mit jährlich zu erreichenden Sollzahlen. So ist die Waldentwicklungsplanung, die heute wo immer möglich auf natürliche Dynamik und Prozessschutz setzt, für ein Schutzgebiet nach Auffassung des Nationalparkleiters ganz anders zu beurteilen als für einen Forstbetrieb. Zudem ist die Wildbestandsregulierung nicht nach der normalen Jagdnutzung auszurichten, wie die vom ORH zitierten Erläuterungen zur Nationalpark-Verordnung von 1978 bereits vorschlagen.

Daniel Müller, Leiter des Sachgebiets Parkmanagement, führt weiter aus: „In den Revieren Au-Schapbach und Hintersee ist das im Nationalpark entwickelte Rotwildmanagement seit vielen Jahren sehr effektiv und erfolgreich. Der Einfluss der Huftiere auf die Waldverjüngung ist hier wie vom ORH gefordert dementsprechend gering. Unser Konzept der Wildbestandsregulierung mit kleinräumiger Schonzeitaufhebung hat sich also für die Waldentwicklung und auch für das Tierwohl mit Reduzierung der Störungen absolut bewährt.“ Hier zeigen die für jeden Besucher erlebbaren Waldbilder eindrucksvoll den Waldwandel hin zu einer natürlichen Waldzusammensetzung. Die vom ORH monierten Kosten für Pflanzmaßnahmen zeigen damit auf großer Fläche Erfolg. Herausforderungen gibt es lediglich im Revier Königssee, einem von insgesamt drei Revieren, insbesondere wegen der besonderen Kessellage, der schweren Erreichbarkeit sowie den großen Kernzonenanteilen. Dort steigen die Rotwildbestände tatsächlich deutlich an. „Rotwild ist lernfähig, das zeigen aktuelle Auswertungen von GPS-Daten besenderter Tiere am Königssee. Die Tiere ziehen am Ende der Fütterungsperiode im Frühjahr – und damit vor Beginn der Jagdzeit – zügig in die die jagdfreie Kernzone. Dort hält sich das Königssee-Rotwild zu rund 90 Prozent der Zeit auf, in der es nach den gesetzlichen Jagdzeiten reguliert werden dürfte“, erklärt Dr. Rudolf Reiner, der Wildbiologe des Nationalparks.

Um die vom ORH geforderte, effizientere Wildbestandsregulierung auch am Königssee zu erreichen, prüft die Nationalparkverwaltung in Abstimmung mit dem Bayerischen Umweltministerium aktuell verschiedene Strategieanpassungen. Ziel sind – unter strenger Beachtung des Tierwohls – an den Nationalparkzielen orientierte Bestandsgrößen. Dabei macht Baier deutlich: „Das vom ORH geforderte Monitoring des Schalenwildes und der Waldvegetation wird bereits durch regelmäßige Zählungen und Inventuren intensiv und vorbildlich betrieben. Darüber hinaus engagiert sich die Nationalparkverwaltung seit 2018 in einem bundesweiten, vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) koordinierten Projekt zum Fotofallenmonitoring von Schalenwild. Hier sind wir wirklich sehr gut aufgestellt.“

Dr. Baier unterstreicht, dass die Situation sehr genau beobachtet wird: „Wir haben aufgrund der Entwicklung der letzten Jahre den Fokus der Forschung inhaltlich und personell auf genau dieses Thema gelegt. Wir gehen davon aus, dass wir künftig auf Basis neuen Wissens und mit Unterstützung unserer Partner und Experten im Rahmen eines breiten Diskussionsprozesses Konsens über die besten Lösungen im Sinne der Nationalparkidee und für das Wohl unserer Wildtiere finden“.

Pressemitteilung Nationalparkverwaltung Berchtesgaden

Redaktion

Günther Freund

1944 in Bad Reichenhall geboren, Abitur in Bad Reichenhall, nach dem Studium der Geodäsie in München 3 Jahre Referendarzeit in der Vermessungs- und Flurbereinigungsverwaltung mit Staatsexamen, 12 Jahre Amtsleiterstellverteter am Vermessungsamt Freyung, 3 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Zwiesel und 23 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Freyung (nach Verwaltungsreform mit Vermessungsamt Zwiesel als Aussenstelle). Seit 2009 im Ruhestand, seitdem in Prien am Chiemsee wohnhaft.

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