Natur & Umwelt

Nationalpark Bayerischer Wald soll internationalen Stempel bekommen

Veröffentlicht von Günther Freund

In welchen Bereichen läuft es gut und wo ist noch Verbesserungsbedarf? Mit diesen Fragen hat sich die Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald zwei Tage lang intensiv beschäftigt, und zwar im Rahmen der zweiten Evaluierung der deutschen Nationalparke. Ein Komitee, bestehend aus Vertretern von Landes- und Bundesbehörden, von Leitungen anderer deutscher Nationalparks, von Nichtregierungsorganisationen und aus dem Bereich der Wissenschaft sowie Vertreter von Nationale Naturlandschaften e.V., des Dachverbands der deutschen Großschutzgebiete, erhielt einen Einblick in die Arbeit von Deutschlands ältestem Nationalpark. Darüber hinaus ging es darum, die internationale Zertifizierung voranzubringen.

Nationalparkleiterin Ursula Schuster bedankte sich für den Besuch und die vielen konstruktiven Diskussionen. „Es ist sehr hilfreich, gespiegelt zu bekommen, wie der Nationalpark Bayerischer Wald von außen wahrgenommen wird.“ Ein Thema, das Ursula Schuster besonders am Herzen liegt, begleitete den Besuch des Komitees: Der Nationalpark Bayerischer Wald hat mit der Erweiterung der Naturzone auf über 75 Prozent einen bedeutenden Schritt gemacht und erfüllt nun eine wichtige Voraussetzung für die offizielle Anerkennung als Schutzgebiet der Kategorie II nach der International Union for Conservation of Nature (IUCN). „Diese internationale Anerkennung zu erhalten ist ein wichtiger Schritt in der Weiterentwicklung des ältesten deutschen Nationalparks und stärkt unser nationales und internationales Renommee“, sagte Ursula Schuster und betonte: „Mir ist es ein großes Anliegen, dass die Zertifizierung im Sommer vollzogen werden kann.“

Nationalparkleiterin Ursula Schuster (3.v.l.) stellte dem Evaluierungs-Komitee aktuelle Projekte und Maßnahmen vor. Auf der Tagesordnung stand auch ein Besuch im Haus zur Wildnis. (Foto: Nationalpark Bayerischer Wald)

Aus diesem Grund freute es die Nationalparkleiterin besonders, dass Dr. Eick von Ruschkowski, Direktor der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz, als Mitglied des Komitees und zuständig für die Zertifizierung, an der Bereisung teilgenommen hatte. „Das wichtigste Ziel bei der Zertifizierung ist, dass der Nationalpark eine Naturzone von 75 Prozent aufweist, wo das vorrangige Schutzziel, nämlich der Erhalt der biologischen Vielfalt, umgesetzt wird und dieser Bereich ohne menschliche Eingriffe, wie Borkenkäferbekämpfung, ist“, erklärte Ruschkowski, bei dem der Nationalpark Bayerischer Wald schon jetzt einen guten Eindruck hinterlassen hat. Der Wissenschaftler wird im Juli final prüfen, ob alle dafür notwendigen Voraussetzungen gegeben sind. „Ich bin zuversichtlich, dass ich dem Nationalpark im Sommer das Zertifikat eines international anerkannten Schutzgebietes überreichen kann.“

Ebenfalls beeindruckt vom Nationalpark Bayerischer Wald zeigte sich der Rest des Evaluierungs-Komitees. Bereits im Jahr 2022 wurde damit begonnen, alle deutschen Nationalparke zu bewerten. Zunächst waren die Schutzgebiete gefragt, schriftlich eine Vielzahl an Fragen zu den verschiedensten Arbeitsbereichen zu beantworten. In einem zweiten Schritt stand die Information vor Ort auf dem Programm. „Das wesentliche Ziel der Evaluierung ist die Identifizierung von Stärken und Schwächen sowie deren Ursachen in den Nationalparks“, erklärte Manfred Bauer von Nationale Naturlandschaften e.V. und ehemaliger Leiter des Nationalparks Kellerwald-Edersee. „Die sich daraus ableitenden Empfehlungen sollen zur langfristigen Erhaltung und, wo erforderlich, zur Verbesserung der Qualität des Nationalparkmanagements beitragen.“

Im Nationalpark Bayerischer Wald informierten sich die Mitglieder des Komitees unter anderem zum Thema „Barrierefreiheit und Regionalentwicklung“, besichtigten den im vergangenen Jahr neu entstandenen barrierearmen Steg durch das Finsterauer Filz sowie das sich im Bau befindende Nationalpark Café am Wistlberg. Im Bereich der Umweltbildung wurde die neue Kooperation „Nationalpark-Kindergärten“ vorgestellt und anhand des Amphibienschutzes an der Nationalparkbasisstraße verdeutlichten Nationalparkmitarbeiter, welche Projekte im Sachgebiet Naturschutz und Forschung laufen. Neben einer Führung durch die neue Dauerausstellung im Haus zur Wildnis stand auch eine Exkursion zum Thema Wald- und Flächenmanagement auf der Tagesordnung. Gesprächsrunden mit der Nationalparkverwaltung und Stakeholdern rundeten das Programm ab.

 

Pressemitteilung Nationalpark Bayerischer Wald

 


Redaktion

Günther Freund

1944 in Bad Reichenhall geboren, Abitur in Bad Reichenhall, nach dem Studium der Geodäsie in München 3 Jahre Referendarzeit in der Vermessungs- und Flurbereinigungsverwaltung mit Staatsexamen, 12 Jahre Amtsleiterstellverteter am Vermessungsamt Freyung, 3 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Zwiesel und 23 Jahre Amtsleiter am Vermessungsamt Freyung (nach Verwaltungsreform mit Vermessungsamt Zwiesel als Aussenstelle). Seit 2009 im Ruhestand, seitdem in Prien am Chiemsee wohnhaft.

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