Im Alter von 82 Jahren verstarb in Prien-Trautersdorf Prof. Dr. Günter Loos. Mit ihm verliert Prien eine Persönlichkeit, die sich über seine Familie hinaus, im Beruf, für die Ortsvereine und für seine Heimatgemeinde vielfach verdient gemacht hat. Der Verstorbene war auch lange Jahre Berichterstatter für die Chiemgau-Zeitung und für das Oberbayerische Volksblatt, er diente als Chronist den Ortsvereinen und er unterstützte die Gemeinde Prien unter anderem bei der Herausgabe der Heimatbücher.
Günter Loos ist in München geboren, jedoch in Prien aufgewachsen, nachdem seine Mutter – der Vater war im Kriegseinsatz – wegen der zunehmenden Bombardierungen zu den Großeltern nach Prien gezogen war. Die Volksschule absolvierte Günter Loos bereits in Prien. Sein Geburtsjahrgang wurde in den ersten beiden Klassen von 1943 bis 1945 im seinerzeitigen „Hotel Post“ an der heutigen Ostseite der Ramonpassage unterrichtet. Die notdürftige Unterbringung der Volksschüler in Gasträumen der Priener Hotels war notwendig geworden, da das Volksschulgebäude an der Schulstraße, dem heutigen Standort der Realschule, als Lazarett für verwundete Soldaten benötigt wurde. Erst ab dem Schuljahr 1945/46 stand das Gebäude wieder für den Schulbetrieb zur Verfügung. Mit Abschluss der vierten Volksschulklasse wechselte Günter Loos mit dem Schuljahr 1947/48 als Fahrschüler an das Humanistische Gymnasium in Traunstein. Die Bahnfahrten waren infolge Verspätungen, fehlender Heizung und beschädigter Fensterscheiben insbesondere im Winter alles andere als vergnüglich. Dem Abitur im Juli 1956 folgte das betriebswirtschaftliche Studium an der Wirtschaftsuniversität Wien, das Günter Loos, der bei Verwandten untergebracht war, Ende des Wintersemesters 1959/60 mit dem akademischen Grad „Diplomkaufmann“ abschloss. Im Juni 1960 trat der erst 22 Jahre alte Diplomkaufmann in die Maschinen- und Zahnradfabrik Carl Hurth in München ein, wo ihm gute Aufstiegsmöglichkeiten geboten wurden. Obwohl ihn seine Stellung als Leiter des Finanz- und Rechnungswesens dieses über 3.000 Mitarbeiter beschäftigenden Unternehmens voll auslastete, ließ ihn der Promotionsgedanke nicht los. In den Jahren 1964 bis 1967 promovierte er unter Beibehaltung seiner vollen beruflichen Belastung zum „Dr. rer.oec.“, wiederum in Wien, und zwar, seiner immer stärker werdenden Neigung entsprechend, am wirtschaftspädagogischen Lehrstuhl. So war es nicht verwunderlich, dass Dr. Günter Loos 1971 der Berufung als Professor für Betriebswirtschaftslehre an die Hochschule Rosenheim folgte, von der er nach 26 Jahren als Dekan der betriebswirtschaftlichen Fakultät emeritiert wurde. Als Hochschullehrer war Prof. Dr. Loos auch im Ausland gefragt. So hielt er jedes Semester Gastvorlesungen unter anderem in Österreich, Tschechien, Slowakei und Finnland. Selbstverständlich war er auch literarisch aktiv. Er leistete als Alleinautor und auch als Mitautor mannigfach Beiträge zu Fachpublikationen insbesondere des Finanz- und Rechnungswesens. Bereits während seiner Industriezeit wie auch als Hochschullehrer war Professor Loos fast drei Jahrzehnte als Vorsitzender von Prüfungs- und Organisationsausschüssen der Industrie- und Handelskammer engagiert, wofür er mit dem Goldenen Ehrenring der Kammer ausgezeichnet wurde. In Prien brillierte der heutige Jubilar in den Jahren 1971 bis 1974 als Leiter der Bürger-Initiative „Sporthallenbau“. Das Ziel dieser erfolgreichen Aktion war, in die Planung des Neubaus der Turnhalle des Ludwig-Thoma-Gymnasiums auch die Belange des TuS Prien, insbesondere der Handballabteilung einfließen zu lassen. Neben Werbe-Aktivitäten wurden durch Flohmärkte, Glühweinverkauf und zwei Großveranstaltungen ( ein „Oberbayerischer Abend“ mit Maria Hellwig und ein „Bal Paré di Lac“ mit Angéle Durand) 55.000 DM als Bauzuschuss erwirtschaftet. Beide Sängerinnen verzichteten auf jegliches Honorar.
Viele weitere Aktivitäten folgten: so beispielsweise die zehnjährige Leitung der „Segelkameradschaft Chiemsee“ des Deutschen Hochseesportverbands „Hansa“ (DHH). Über zehn Jahre war Günter Loos offizieller Pressereferent beim Chiemsee-Yachtclub, in dieser Zeit verfertigte er 504 veröffentlichte Berichte. Während seiner Mitgliedschaft beim Lions-Club Prien wurde er für seinen zwölfjährigen Einsatz als Präsident und als langjähriger Club-Sekretär mit der höchsten Lions-Auszeichnung „Melvin-Jones-Fellow“ geehrt. Die jüngste Leistung von Professor Dr. Loos für die Öffentlichkeit bestand in den Jahren 2004 bis 2014 in der federführenden Betreuung der Erstellung des neuen Priener Heimatbuches und in der Verfassung vieler eigener Beiträge. Interessant ist auch, dass Professor Loos – anfangs noch ohne Titel – nahezu 50 Jahre lang als freier Mitarbeiter für die OVB-Heimatzeitungen tätig war. Unter seinem Kürzel „gl“ schrieb er seit seinem letzten Gymnasialjahr, von dem damaligen Redaktionsleiter Hermann Hartinger zu seiner Unterstützung „angeheuert“, regelmäßig und zuverlässig für den „Priener Teil“ der Chiemgau-Zeitung und die Rubrik „Sport in der Region“ aller OVB-Heimatzeitungen. In seiner Freizeit stand im Winter Skifahren auf dem Programm, im Sommer Bergwandern, Radfahren und vor allem Segeln, mit eigener Yacht auf dem Chiemsee und als Skipper von Charteryachten an der kroatischen Küste, im Ionischen Meer und in der griechischen und türkischen Ägäis. Als Ruheständler genoss er mit seiner Frau Lydia mit der er seit 55 Jahren verheiratet ist, das „dolce far niente“ und freute sich über die heranwachsende Familie seiner Tochter Monika. An Silvester 2017, seinem 80. Geburtstag überbrachten die Priener Bürgermeister Jürgen Seifert und Hans-Jürgen Schuster die Glückwünsche der Marktgemeinde Prien. Die Trauerfeier für Prof. Dr. Günter Loos fand corona-bedingt im engsten Familienkreise statt.
Fotos: Hötzelsperger – Prof. Günter Loos mit der Ausgabe der Chiemgau-Zeitung an Silvester 2017, dem Tag seines 80. Geburtstags / Erinnerungen an die Gratulation durch die Gemeinde Prien mit ihren Bürgermeistern Jürgen Seifert und Hans-Jürgen Schuster sowie vom Diakonieverein durch Wolfgang Schuster, der vor kurzem ebenfalls verstarb.