Im gesegneten Alter von 92 Jahren verstarb Hedwig Antonie Bufler vom gleichnamigen Gasthof in Hittenkirchen. Der aus Hittenkirchen stammende Abt Petrus Höhensteiger von der Abtei Schäftlarn bezeichnete in der Trauerfeier in der Ortskirche „St. Bartholomäus“ die „Wirts-Hedwig“ als eine geradlinige Persönlichkeit, die das Bild von Hittenkirchen mitgeprägt hat.
Erst vor wenigen Wochen war der Geistliche noch zu Besuch bei Hedwig Bufler. „Köperlich war sie schwach, aber geistig war sie noch richtig fit. Sie blickte dankbar auf das Leben zurück und hatte keine Angst vor dem Sterben“ – so der Geistliche, der Frau Bufler als überaus gesellige Frau, ja als Original mit starkem Willen und stetem Durchsetzungsvermögen bezeichnete und er ergänzte: „Ein langes Leben ist nicht immer ein leichtes Leben gewesen, denken wir nur an die sechs Kriegsjahre. Im ihr eigenen Humor sprach sie gerne davon, dass sie nicht in den Himmel kommen brauche, da sie ja in Hittenkirchen und im Chiemgau den Himmel auf Erden hat“. Bereits als junges Mädchen musste Hedwig als Jüngste von vier Geschwistern bei der Land- und Gastwirtschaft helfen, zumal ein Bruder im Krieg zurückblieb und der Vater durch den Verlust eines Beines kriegsversehrt war. Durch ihr Interesse und ihren Fleiß wurde das Mädchen zu einer „Allrounderin“ beim Schlachten, in der Küche oder beim in Stuttgart erlernten Schnapsbrennen. Wie Abt Höhensteiger weiter erinnerte, musste sie einmal zusammen mit ihrem Vater im Alter von 11 Jahren von Hittenkirchen einen 19 Zentner schweren Ochsen zum Schlachten nach Rosenheim bringen, dazu sagte er: „Die Hedwig saß auf dem Ochsen, der Vater mit nur einem Bein radelte nebenher – das muss ein Bild für Götter gewesen sein“. 1970 übergab Hedwig Bufler die Gastwirtschaft an ihren Bruder Ludwig und sie ging noch als Metzgerei-Verkäuferin nach Rosenheim ehe sie für den nunmehr letzten Lebensabschnitt wieder nach Hittenkirchen zurückkehrte.
Wie sehr die stets – und aus Überzeugung – ledig gebliebene „Wirts-Hedwig“ mit dem Dorf und mit den Ortsvereinen verbunden war, das zeigten die Anwesenheit der Fahnenabordnungen und die Nachrufe am offenen Grab durch die Schützengesellschaft und durch den Trachtenverein. Zweiter Schützenmeister Franz Thalhammer junior dankte für die langjährige Gastfreundschaft und dafür, dass sie seit dem Jahr 1951, als sie dem Schützenverein beitrat, eine große Stütze war. „Die Hedwig nahm an vielen Gau-, Preis- und Vortelschießen teil, vor 15 Jahren erhielt sie die Ehrenmitgliedschaft, ihre Unterhaltsamkeit und ihre Kartenspieler-Leidenschaft nach den Schießabenden werden wir nicht vergessen“ – so Franz Thalhammer. Aufgrund ihrer Aktivitäten und der immer wieder großzügigen Unterstützung wurde Hedwig Bufler im Jahr 2004 von SKH Herzog Franz von Bayern mit dem Protektoratsabzeichen in Silber ausgezeichnet. Im selben Jahr bekam sie die Auszeichnung „Silberne Gams“ und im Jahr 2021 ehrten der Bayerische und der Deutsche Sportschützenbund die Wirtin für 70 Jahre Mitgliedschaft. Über 75 Jahre Mitglied und damit das langjährigste Mitglied war Hedwig Bufler beim Trachtenverein „Almenrausch“. Wie Zweiter Vorstand Florian Wörndl weiter erinnerte, trat sie am 1. Januar 1948 in den Verein ein und war als 17jähriges aktives Dirndl mit dabei, als es galt, das Vereinsleben nach dem Krieg wieder zu aktivieren. Auch der Trachtenverein wurde vielfach von der Verstorbenen in all den Jahrzehnten unterstützt, 1998 wurde sie dafür zum Ehrenmitglied ernannt. Beide Vereine spendeten anstatt einer Kranzniederlegung für die Bernauer Kranken- und Bürgerhilfe. Die Trauerfeier in der Kirche wurde musikalisch gestaltet mit Chor- und Jodler-Gesang sowie mit Orgelmusik, auf dem Friedhof sangen die „Paar-Mädels“ das „Feierabend-Lied“.
Sterbefoto: Hedwig Bufler, verstarb im Alter von 92 Jahren