Brauchtum

Nach Online-Sitzung: heuer kein Maibaum für Sachrang

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Der 1. Mai ist im Chiemgau der große Tag der Bäume, die in den Himmel wachsen. Auch in Sachrang war in diesem Jahr ein neuer Maibaum vorgesehen, sechs Jahre stand der bisherige mitten im Dorf, nach den geltenden Bestimmungen musste er im Herbst entfernt werden. 2014 war es die erste Amtshandlung des neu gewählten Bürgermeisters Peter Solnar dem Trachtenverein beim Aufstellen des neuen Baumes zu helfen, in diesem Jahr hätte es der neu gewählte Bürgermeister Simon Frank gerne ebenso gemacht. Aber Corona hat ihm und allen Verantwortlichen des Vereins einen Strich durch die Rechnung gemacht: am 1. Mai wird kein Maibaum in Sachrang aufgestellt.

„Schon seit letztem Herbst, seit dem Umlegen des alten Maibaums, wurde fest daran gearbeitet, dass wir zum 1. Mai nicht nur einen neuen Maibaum, sondern auch neue Maibaumfiguren erhalten“, erzählt Hans Stangl der Vorsitzende des Trachtenvereins „D´ Geiglstoana“. „Die alten Holzfiguren sind jetzt über 30 Jahre alt und waren nach mehreren Reparaturen und Restaurationen nicht mehr sicher genug, um weiter in luftiger Höhe über dem Ort zu thronen“.

Roland Füssel, der örtliche Holzschnitzer, erklärte sich bereit neue Figuren zu schnitzen. Als Vorlage wählte er die bisherigen Figuren aus. Bei der Vorbereitung der Rohlinge unterstützten ihn Manfred Fuchs und Bernhard Bauer. Das Eichenholz für die Figuren erhielt der Verein – zum Teil als Spende – von der Firma Frischeis. Erika Pospischil bemalte die Figuren nach dem Muster der bisherigen Figuren. Als letzte vorbereitende Arbeiten wurden sie in der „Endmontage“ auf die Querriegel und Beschläge für die Befestigung am Stamm angepasst. Die Beschläge wurden mit Hilfe von Markus Kargl und die Querriegel von Simon Pertl vorbereitet.

Der Baum – gespendet von den Bayerischen Staatsforsten – wurde Ende Dezember von Sepp Schmied gefällt und von den Aktiven in Handarbeit „gescheppst“. Aber er blieb nicht lange in Sachranger Hand: schon ein paar Tage nach dem Fällen des Baumes wurde er durch den Trachtenverein Niederaschau gestohlen. Kurz vor den ersten Beschränkungen wegen des Coronavirus konnten die Aktiven beider Vereine den Baum noch hobeln, aber dann mussten alle Aktivitäten zur Vorbereitung eingestellt werden.

Erstmals in der 112–jährigen Vereinsgeschichte berief Hans Stangl die Vereinsvorstandschaft zu einer Online-Krisensitzung ein. Das Gremium beschloss bei dieser Sitzung den Maibaum am 1. Mai nicht aufzustellen und natürlich auch das zugehörige Fest nicht zu feiern. Als Anerkennung der vielen ehrenamtlichen Arbeit, die bisher in das Herrichten des Baumes und vor allem in die neuen Figuren gesteckt wurde, soll der Baum – sofern möglich – noch im Monat Mai aufgestellt und die neuen Figuren montiert werden. „In welcher Art und Weise und zu welchem Zeitpunkt dies geschieht, ist momentan noch nicht absehbar“, so der Trachtenvorstand. „Meinen Dank möchte ich heute schon einmal an alle Spender und Helfer aussprechen, die sich für den Baum und die Figuren engagiert haben“.

Bericht und Fotos: Heinrich Rehberg –  Der Sachranger Maibaum beim Handwerker- und Bauernmarkt im vergangenen Jahr – 2014 wurde der letzte Sachranger Maibaum aufgestellt

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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