Kultur

Muster-Projekt der Stadtkapelle Leipheim

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Fie Stadtkapelle aus Leipheim möchte auf diesem Wege ihr neues Projekt vorstellen, es ist für die Basis der Musikvereine interessant. Egal ob jemand nur einzelne Register verbessern möchte oder über längere Zeit den Gesamtklang optimieren will.  Projektleiter Helmut Zsaitsits zeigt besondere  Wege und Lösungsansätze auf.

 

Lisa Mayer von der Stadtkapelle informiert hierüber wie folgt: „Seine sympathische Arbeitsweise, sein Humor und vor allem sein Können hat unsere Musiker schwer beeindruckt. Wir arbeiten allesamt mit sehr viel Freude an unserem Projekt – ganz nach dem Motto  Unser Projekt ist in dieser Form einmalig“.

Im Laufe vieler Gespräche kamen Helmut Zsaitsits und ich zu der Erkenntnis, dass es für viele Musiker neben dem beruflichen Alltag schwierig ist, sich speziell auf seinem Instrument weiterzubilden bzw. viele „Gewohnheiten“ zu optimieren bzw. falsche Zugänge zu korrigieren. Es fehlt meist die Zeit sich an spezielle Musiklehrer zu wenden bzw. scheuen viele die Verpflichtung eines Musikschulvertrages. Teilweise besteht auch keine Lust nur Basisübungen zu trainieren, ohne diese in der selbst favorisierten Stilrichtung sofort anwenden zu können. Für neue und erfolgversprechende Spieltechniken braucht es nicht nur die Kontrolle des Lehrers in  den Basisübungen, sondern auch bei der praktischen Anwendung. Gerade hier sind an der Hochschule ausgebildete Lehrer in der Praxis oft von der alltäglichen Arbeit im Musikverein weit weg. Auch die Interpretation dieser „Alltagsmusik“ ist eine ganz besondere Kunstform – es steht davon nichts in den Noten und es gibt tatsächlich keinen Lehrstuhl dafür. Jeder Dirigent muss sich hier eigenverantwortlich mit kurzen Workshops weiterbilden. Damit ist jedoch nur kleiner Einblick in diese Stilrichtung gewährt und kann gar nicht das umfassen, was eigentlich möglich wäre.

Damit diese Laienmusik leicht und locker im Alltag klingt, sind Basisübungen und Korrekturen unerlässlich. Das fordert von jedem Musiker Disziplin und Einsatz. Somit steht man wieder am Anfang. Helmut gab mir spezielle Basisübungen zum Spielen und mit Hilfe Video-Anrufen Tipps dazu, wie ich sie besser umsetzen kann.

Wir überlegten gemeinsam, wie wir sein außerordentliches Wissen und Können für musikalische Weiterbildungen einsetzen können. Dabei sollen besonders die Laienmusiker in ihrem Basiswissen und der Spieltechnik gefördert werden. Sie sollen ohne Druck und in ihrem Lerntempo über ihre Grenzen hinausgehen können.

Bei der Suche nach engagierten „Testmusikern“ wurden wir bei uns in der Stadtkapelle Leipheim fündig. Wir bekamen eine kleinere böhmische Besetzung zusammen und konnten sie durch befreundete Musiker ergänzen. Das Projekt nahm langsam Form an und startete letztendlich am 02.11.2019.

Unser Ziel ist es diese Art der Weiterbildung der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Damit wir einen greifbaren Erfolg nachweisen können, nimmt das Projektorchester am böhmisch-mährische Wettbewerb in Mühlbach/Südtirol teil. So können wir unseren Erfolg nicht nur anhand toller Erlebnisse und eigener Einschätzung teilen, sondern werden von einer unabhängigen Jury auf europäischer Ebene bewertet.

Bei unserem ersten Treffen lernten wir uns beim Durchspielen unserer Wettbewerbsstücke neu kennen. Die veränderte Besetzung und unser Projektleiter Helmut Zsaitsits sollten sich an diesem Tag erst einmal aufeinander einstimmen und die jeweilige Arbeitsweise des anderen kennenlernen. Anschließend folgten Übungen in Kleingruppen oder Einzelstunden.

Helmut Zsaitsits fasste nun für uns Basisübungen zusammen. Diese setzen sich aus kurzen Passagen der Wettbewerbsstücke und schlichten Grundübungen zusammen. Das heißt im Endeffekt: Wir üben die für uns ausgewählten Basisübungen und trainieren gleichzeitig eine andere Tonbindung, erweitern unser Technikkönnen mit schwierigeren Griffkombinationen, trainieren Notenläufe in verschiedenen Tonarten, arbeiten an der Zungentechnik (Einfachzunge – Doppelzunge – Triolenzunge) und optimieren unsere Atemtechnik. Das soll neben der eigenen Weiterentwicklung (Auffassen der Stilrichtung und der Einsatz im alltäglichen Musikantenleben) auch die Verbesserung der Wettbewerbsstücke fördern.

Kritiker vertreten die Meinung, dass so ein Unterricht auch im normalen Musikschulalltag möglich sei. Das mag teilweise zutreffen, dennoch ist die Zusammenführung von sturem Einzelunterricht und gemeinsamen Musizieren im Orchester eher schwierig. Dazu müssten sich die Lehrer der jeweiligen Register zusammenfinden und eine gemeinsame Richtung finden. Bei diesem Projekt ist das insofern möglich, da Helmut Zsaitsits alle Register mit Unterrichtseinheiten schult und diese durch von ihm ausgewählte Spitzenmusiker der jeweiligen Register (Holz und Schlagwerk) ergänzt. Sie unterrichten die Laienmusiker in Zusatzeinheiten nach Absprache mit dem Helmut Zsaitsits an verschiedenen Grundübungen und den Wettbewerbsstücken. Dabei gehen sie besonders auf die typischen Schwierigkeiten bei der böhmischen Musik ein.

Die Interpretation der böhmisch-mährischen Musik kann nur durch wenige Lehrer, unter anderem durch Helmut Zsaitsits, so gelehrt werden.

Die Unterrichts- und Probeneinheiten finden im vierwöchigen Rhythmus statt. Dazwischen haben die Musiker Zeit die verschieden Übungen zu trainieren und können sich bei Fragen jederzeit an Helmut Zsaitsits wenden. Die Optimierungsstunden und das Video- Coaching werden auf den Alltag der Musiker angepasst. Sie können ihre Einheiten individuell in ihre Arbeits- und Lebenssituation integrieren. Dabei spielt in erster Linie weder das Alter noch das Können eine Rolle.

Das Motto des Projekts ist für uns: Alle Musiker sollen unabhängig von ihrem Können dort abgeholt werden, wo sie zu Beginn stehen. Sie sollen gemeinsam Leistungen erreichen, die sie selbst nicht für möglich gehalten hätten“.

Bericht und Fotos: Lisa Mayer, Stadtkapelle Leipheim

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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