Kennen Sie Paul Heyse? – „Ja, die Unterführung am Hauptbahnhof!“. So lautet meistens die Antwort, wenn man durchaus belesene Münchner nach dem Namen des ersten deutschen Literaturnobelpreisträgers fragt. Er war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einer der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren. Theodor Fontane und sein Dichterkollege Theodor Storm meinten sogar, dass die zweite Hälfte des Jahrhunderts einmal als „die Paul-Heyse-Epoche“ bezeichnet würde. Dass Heyse auch ein Opernlibretto verfasste, das von einem gewissen Georg Kremplsetzer vertont und am Münchner Hoftheater 1868 uraufgeführt wurde, ist dann wirklich nur noch Insidern bekannt.
Georg Kremplsetzer, 1826 im niederbayerischen Vilsbiburg geboren, sollte das Tuchmachergeschäft seines Vaters übernehmen. So kam er nach autodidaktischen, ersten Versuchen erst mit über 30 Jahren nach München, um bei Franz Lachner Komposition zu studieren. Auch zeigte ihm Joseph Rheinberger, mit dem er gut befreundet war, vieles und begleitete seine Kompositionen. In der Künstlergesellschaft „Die Jung-Münchner“, in denen u.a. Wilhelm Busch und Paul Heyse verkehrten, wurde er wegen seiner heiteren, ausgelassenen Musikszenen sehr geschätzt. Kremplsetzer komponierte eine Operette „Der Onkel aus der Lombardei“ und das Märchenspiel „Hänsel und Gretel“, welche zwar bei den beliebten Künstlerfesten durchschlagende Erfolge erzielten, leider aber nicht auf die Bühnen der Stadt kamen.
Erst seine Operette „Der Vetter auf Besuch“, die im Münchener Hoftheater und später am Friedrich-Wilhelmstädter Theater in Berlin aufgeführt wurde, ermutigten ihn, größere Bühnenwerke in Angriff zu nehmen: die Opern „Die Franzosen in Gotha“ (Text von Karl Heigel) und „Der Rothmantel“ (Text von Paul Heyse). Inzwischen hatte er geheiratet und 1865 an dem neuerbauten „Münchener Actientheater“ (heute: Gärtnerplatztheater) die Stelle eines zweiten Kapellmeisters übernommen. Intrigen vertrieben ihn aus München, deshalb trat er Kapellmeisterstellen in Görlitz, Berlin und Königsberg an. Schwer erkrankt musste er 1871 nach Vilsbiburg zurückkehren, da er auch finanziell gescheitert war. Am 6. Juni 1871 starb er dort. Von seinen Werken sind außer dem „Rothmantel“ und der Operette „Der Vetter auf Besuch“, die der Bayrische Rundfunk produzierte, nichts erhalten.
Der Verein „erlesene oper e.v.“ Halfing bringt die heitere romantische Oper in drei Akten „Der Rothmantel“ am Samstag 4. Mai um 19:30 Uhr und am Sonntag 5. Mai um 16:00 Uhr auf die Bühne im Ballhaus Rosenheim. Es singen und spielen Solisten, Chor und Orchester des Vereins „erlesene oper e.v.“ Halfing, der sich aus regionalen Künstlern zusammensetzt. Inszenierung und musikalische Leitung hat der Leiter des Ensembles Georg Hermansdorfer, der auch das gesamte Aufführungsmaterial nach Handschriften der Münchner Staatsbibliothek (ca. 1800 Seiten) aufbereitet und gedruckt hat.
Karten gibt beim Verein „erlesene oper. e.v.“ unter der Telefonnummer 0157 / 30973255 und unter der E-Mail info@erlesene-oper.de sowie beim Ticketzentrum Kroiss unter der Telefonnummer 08031 / 15001 und unter der E-Mail tickets@kroiss-bus.de und an der Tageskasse.
Adresse:
- Ballhaus
- Weinstraße 12
- 83022 Rosenheim
Bericht: Landratsamt Traunstein – Fotorechte: Nicole Richter