Kultur

Musiksommer im Ettendorfer Kircherl

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

„Es sind also die Himmelsbewegungen nichts anderes als eine fortwährende mehrstimmige Musik“, schrieb im Jahr 1619 der Astronom Johannes Kepler (1571 bis 1630), denn für ihn spiegelt die musikalische Harmonie transzendentale Prinzipien und bietet so den Menschen einen Weg, sich dem Geheimnis der Welt zu nähern. Das mit „Harmonice Mundi“ (einem Werk Keplers) überschriebene Konzert des Musiksommers zwischen Inn und Salzach im Ettendorfer Kircherl St. Anna und Vitus im Surberger Ortsteil Hufschlag brachte Kompositionen von eher unbekannten Komponisten aus dem 16. Jahrhundert zu Gehör, von Johann Heinrich schmelzer (1620 bis 1680), August Kühnel (1645 bis nach 1699) oder Heinrich Ignaz Franz von Biber (1644 bis 1704).

Gespielt wurden die Stücke von zwei virtuosen Solisten auf den historischen Instrumenten: Die in München geborene, in Basel lebende Organistin, Cembalistin und Dirigentin Daniela Niedhammer spielte die Hans-Vogl-Orgel von 1669 im Ettendorfer Kircherl. Sie gilt als die älteste so gut erhaltene Kirchenorgel in Bayern. Niedhammer ist in Traunstein schon lange keine Unbekannte mehr, spielte sie doch die Orgel bei der Weihe von St. Oswald in Traunstein.

Zeitlich und harmonisch genau dazu passend musizierte  der international als Gambist und Cellist bekannte Viktor Töpelmann auf der Viola da Gamba, gebaut 1674 von Hans Khögl in Wien. Exakt nach dem Motto des Musiksommers, Musik, Kunst und Architektur zu vereinen, passte die originale Musik der Zeit, gespielt von zwei exzellenten Ausnahmemusikern auf den Instrumenten dieser Zeit wunderbar zu der weitgehend original erhaltenen Architektur des Ettendorfer Kircherls. Es entstand ein unvergleichliches Klangerlebnis, das in dieser Form nur ganz selten zu hören. Ist. Viktor Töpelmann gab von der Empore aus zu allen Stücken eingehende Erklärungen, die auch die Gründe der Komposition und ihre Entstehungszeit lebendig beleuchteten. Mehrfach hatte Töpelmann die Kompositionen, die zum Beispiel von Franz Biber für Orgel und Basso continuo geschrieben worden waren für Viola da gamba selbst für Gambe transkribiert. Sein Instrument musste vor fast jedem neuen Stück neu gestimmt werden, weil ihre einen halben Millimeter dicken Darmseiten die Feuchtigkeit der dicken Kirchenmauern schnell aufnahmen.

Wie nicht anders zu erwarten belohnte die Musiker auf der Empore lang anhaltender Applaus mit stehenden Ovationen, als sie schließlich vor den Altar traten und sich verbeugten. Ein Konzerterlebnis, das keiner vergessen wird.    Christiane Giesen

Bericht und Bilder: Christiane Giesen – Die beiden Mitwirkenden der „Harmonice Mundi“ Daniela Niedhammer und Viktor Töpelmann auf der Empore des Ettendorfers Kircherls St. Anna und Vitus -oder: vor dem Altar

 

Redaktion

Toni Hötzelsperger

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