Kultur

Musikkapelle Rohrdorf trotzt der Pandemie

Mit Schaudern blicken wohl alle Vereine auf die vergangenen Phasen der Coronapandemie zurück, die Musikkapellen aber vielleicht noch ein bisschen mehr. Ihnen waren nicht nur die Auftritte weitgehend untersagt, selbst die Übungstreffen waren weitgehend unmöglich. Blasmusik, der Name sagt es schon, verströmt eben Aerosole und das war phasenweise sogar über die strengen Lockdown-Phasen hinaus schlicht ein „no go“.

Von daher stellte sich bei den Musikkapellen noch ein wenig mehr als bei den anderen Vereinen die Frage: Wie viele der Aktiven, die man vor Corona hatte, werden zurückkommen, sobald die Umstände besser werden? Wie viele werden sich in der Zwischenzeit anders orientiert, sich anderen Interessen zugewandt haben? Es gibt Musikkapellen im Landkreis, die nur noch mit Mühe alle Register besetzen können, so dass sie spielfähig sind, bei anderen ist der Nachwuchs weggebrochen.

Von daher war es alles andere als eine Selbstverständlichkeit, dass die Rohrdorfer Musikkapelle am 23. Juli ihr Jahreskonzert in voller Stärke aufführen konnte: Insgesamt 70 Musikerinnen und Musiker, davon 25 in der Jugendkapelle, demonstrierten den Rohrdorfern, dass sie sich von der Hochphase der Coronapandemie nicht unterkriegen hatten lassen. Und auch der Zuspruch der Bürger war nicht eingebrochen, mehr als 250 hatten sich versammelt, um beim Konzert dabei zu sein.

Für Vereinsvorstand Martin Grick ist dies auch auf den Einfallsreichtum der Musikkapelle zurückzuführen. Man hätte in der vergangenen Coronazeit nämlich einfach ein neues Auftrittsformat erfunden, das der Standkonzerte in den Ortsteilen: Im Freien, die Kapelle in etwas kleinerer Besetzung mit den Musikern in lockerer Aufstellung, waren Aufführungen zumindest in den coronaberuhigten Sommermonaten machbar. Das Publikum hatte ebenfalls viel Platz und war, da ja in jedem Ortsteil ein eigenes Konzert stattfand, jeweils auch überschaubar. Das soll nicht heißen, dass insgesamt nur wenige gekommen wären, gerade beim ersten „Standkonzertdurchlauf“ 2020 merkte man, dass die Bürger geradezu ausgehungert waren nach Musik und einer Veranstaltung, die zumindest ein bisschen Festcharakter hatte.

Der Erfolg war in Summe so groß, dass man beschloss, die Standkonzerte zu einer festen Einrichtung zu machen. Und auch in diesem Jahr finden sie regen Zulauf, obwohl dieser Sommer, was die Veranstaltungsmöglichkeiten anbelangt, ja fast wieder normal ist und deshalb viele Feste miteinander konkurrieren. Ein Highlight der diesjährigen Standkonzerte war sicher das im Ortsteil Thansau, denn es konnte erstmals im Innenhof der Seniorenresidenz Sankt Anna stattfinden. Die Zuhörer versammelten nicht nur im Hof; jeder, der wollte und dessen Zimmer auf den Hof ging, hatte einen kostenlosen „Logenplatz“.

„Wir Musiker leben wie alle Künstler vom Publikum“, sagt dazu Martin Grick. „Und der Publikumskontakt durch die Standkonzerte half uns viel. Man weiß wieder, wofür man übt, und dieses Wissen trägt dann ein ganzes Stück weiter.“ Noch mehr gilt das natürlich für das große, richtige Konzert von Ende Juli. Selbst wenn der kommende Winter noch einmal Einschränkungen bringen sollte, was man bei den Unwägbarkeiten dieser Viruspandemie ja nie gänzlich ausschließen kann, so weiß man jetzt wenigstens: Der nächste Sommer kommt bestimmt und mit der Musikkapelle Rohrdorf geht es auf alle Fälle weiter.

Beitrag entstand in Kooperation mit dem Wendelstein Anzeiger – www.wendelstein-anzeiger.de


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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