Brauchtum

Musikalischer Waldgau-Hoagartn in Schönberg

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Der vor dem Haus stehende Übertragungswagen des BR ließ erahnen, dass an diesem Abend etwas Besonderes auf das eintreffende Publikum wartete. Als Regionalveranstaltung des Senders BR Heimat veranstaltete der Bayerische Waldgau seinen Waldgau-Hoagartn im Kunst- und Kulturzentrum (KuK) in Schönberg. Während die Zuschauer genüsslich ihren Platz in der wunderschön herbstlich dekorierten Halle einnehmen konnten, mussten im Vorfeld die teilnehmenden Gruppen mit dem anwesenden Sendeteam noch die Mikrofonproben absolvieren, die für eine technisch einwandfreie Aufnahme notwendig waren.

Schwungvoll eröffnete dann die „Schönberger Trachtlermusi“ (Christine Hansbauer, Stefanie Braumandl, Andreas König, Corinna Braumandl) mit der böhmischen Polka „Radiputzer“ das Geschehen. Im Laufe des Abends warteten sie noch mit dem „Ewigg-Boarischen“, „Harmonikagrüße“, „Am Pirstling“, „Schnapsflaschl-Boarischn“ und weiteren Stücken auf. Als Hausherr begrüßte Georg Pichler, Vorsitzender des Trachtenvereins Schönberg, alle Besucher, allen voran Bürgermeister Martin Pichler, Landratsstellvertreterin Hilde Greiner, der Gauvorstandschaft unter Andreas Tax, alle Mitwirkenden sowie das BR-Team. Sein Willkommen an die rund 130 Gäste bekräftigte Pichler noch mit dem schönen Gedicht „Griaß Gott“. Verhaltensregeln für das Gelingen eines gelungenen Mitschnitts verkündete das Musikreferentenpaar Hermann und Ingrid Hupf, das den Abend organisiert hatte, dem Publikum. Bereits in den Jahren 2010 und 2017 war diese Veranstaltung schon an gleicher Stelle und auch diesmal blieben keine musikalischen und gesanglichen Wünsche offen. Ob humorvoll oder eher nachdenklich – jede Stimmungslage wurde bei dem rund dreistündigen Programm angesprochen.

„Volksmusik ist in. Lass mas klinga!“, so Karl-Heinz Reimeier, der Moderator des Abends. Mit abwechslungsreichen Beiträgen über Land und Leute führte er durchs Programm. An der Gitarre brachte er gar den ganzen Saal zum Singen, denn nach kurzer Anleitung stimmten alle in „Steig affi am Berg“ und in eine klangvolle Arie ein. Schmunzler beim Publikum erzeugten seine Umkehrverse („I erzähl da a Marl vom Drill und vom Drall“), Karten-Auszählverse und entführte ins Reich der Volksdichtung und Volksreime („Reserl, Broutbreserl, kihr’s Nudelbrett o, ham d‘Henna draaf bledert, ham d’Nul erst an Gschmo“). In Erinnerung an den kürzlich verstorbenen Heimatpflegerkollegen Josef Fendl gab Reimeier einige von dessen Bauernseufzer zum Besten. „Wer einen anderen Menschen zum Lachen bringt, erlöst eine arme Seele aus dem Fegfeuer“, so kündet ein alter Volksglaube. An diesem Abend dürften es viele gewesen sein.

Als sehr wandlungsfähig in der Besetzung ihrer Instrumente zeigte sich die Familienmusik Weiderer (Florian, Jasmin und Vater Walter, Jugendfink-Preisträger 2014). Ihr Markenzeichen waren mehrere „Selbstgestrickte“, unter anderem „Vierteljahrhundert-Walzer“, „Oana für di“ und „Für’n Opa“. Premiere hatte an diesem Abend der eigens für den Waldgau komponierte „Waldgau-Marsch“, der viel Beifall bekam. Aufmerksame Zuhörer hatte auch das „Regental-Gsangl“ (Karin Wellisch, Tina Hausladen, Evi Gierstl), das aus Arrach angereist war. Sie wurden begleitet von Hermann Achatz auf der Zither und ließen sich mit „Schöna Summa“, „Draußen im Woid“ und dem „Grillei“ hören. Keine Unbekannten waren die Geschwister Binder (Carolin und Christoph, Jugendfink-Preisträger 2016). Neben schmissigen Stücken auf Steirischer und Akkordeon bzw. Horn (z. B. Lisei-Polka, Spaziergang an der Defernik usw.) gefielen sie auch gesanglich. „Wos geht des uns o?“, so der Titel eines Liedes, entlockte so manchen Lacher im Publikum. Die Woidschrazl-Sänger aus Teisnach ließen ihre kräftigen Männerstimmen erschallen bei Liedern wie „S’letzte Blattl“, „Hoizhauer im Boarischn Woid“ oder „A Platzerl woaß i“.

„Man hört und sieht, dass im Bayerischen Wald die Volksmusik lebt“, so Gauvorsitzender Andreas Tax, der am Ende der Darbietungen allen Mitwirkenden, Organisatoren und Gästen herzlich dankte. In die Bayerwald-Hymne „Mia san vom Woid dahoam“ stimmten alle anwesenden Gäste und Gruppen stimmgewaltig ein. Die Veranstaltung klang aus mit spontanen Beiträgen der einzelnen Gruppen. Der Sendetermin wird noch bekanntgegeben.

Bericht und Bilder: Regina Pfeffer, Bayerischer Waldgau

Bildunterschrift zu Waldgau-Hoagartn 2022-1:                                                                                                       Ein Heimspiel hatte die „Schönberger Trachtlermusi“, die mit jugendlichem Schwung aufspielte.

Bildunterschrift zu Waldgau-Hoagartn 2022-2:                                                                                                       Das „Regental-Gsangl“ mit seinem musikalischen Begleiter Hermann Achatz bekam viel Beifall für seine Darbietungen.

Bildunterschrift zu Waldgau-Hoagartn 2022-3:                                                                                                       Der Waldgau-Hoagartn im Kunst- und Kulturzentrum Schönberg wurde vom BR mitgeschnitten.

Bildunterschrift zu Waldgau-Hoagartn 2022-4:                                                                                                        Karl-Heinz Reimeier führte nicht nur souverän durch das Programm, sondern griff auch selber zur Gitarre, um mit seinem Publikum zu singen.

Bildunterschrift zu Waldgau-Hoagartn 2022-5:                                                                                                       Geschwisterliche Harmonie auch musikalisch: Das Geschwisterpaar Carolin und Christoph Binder.

Bildunterschrift zu Waldgau-Hoagartn 2022-6:                                                                                                       Die Familienmusik Weiderer überraschte mit dem eigens für den Bayerischen Waldgau komponierten „Waldgau-Marsch“, der an diesem Abend Premiere hatte.


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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