Kultur

Museen der Stadt Nuernberg: Musterbuch

Veröffentlicht von Christina Rechl

Spielzeug-Musterbuch des Spielzeugmuseums ist 500 000. Objekt des Onlineportals bavarikon

Im Archivbestand des Spielzeugmuseums befinden sich insgesamt sechs SpielzeugMusterbücher aus der Zeit um 1850 bis 1880. Es sind frühe Zeugnisse indirekter Verkaufspräsentation, die weltweit zu den raren Quellen über die für die „Spielzeugstadt“ Nürnberg so bedeutende Spielwarenbranche zählen. Eines dieser Musterbücher ist nun als das 500 000. Objekt auf dem Onlineportal bavarikon veröffentlicht worden.

Der 33 Seiten umfassende Halblederband ist etwa 29 x 43 Zentimeter groß und entstand um 1850/1860. Die gedruckten Einzelblätter stammen aus den Lithografischen Anstalten von Friedrich Scharrer und August Kolb in Nürnberg.Die abgebildeten Spielwaren sind mit Aquarell und Temperafarben aufwendig von Handkoloriert und meist zusätzlich lackiert. Unter den Produkten befinden sich mit Bleistift geschriebene Hersteller oder Bezugsquellenvermerke– für ein SpielwarenMusterbuch aus dieser Zeit ein sehr seltener Umstand. Einige der Firmen sind noch heute in Nürnberger Gewerberegistern ermittelbar.
Nürnberg hatte sich im 18. Jahrhundert als Hauptumschlagplatz des deutschen Spielwarenhandels etabliert. Man unterhielt rege Beziehungen zu den Zentren der industriellen Spielzeugfertigung entlang wichtiger europäischer Handelsstraßen. Nürnberger Kaufleute belebten über den Austausch von Mustern den Handel und steuerten auch die Art der Produktion. Der Vertrieb erfolgte unter anderem über Reisende und Musterlager. Der Transport der Muster war jedoch kostspielig– erst ab etwa 1830 brachte die Herausgabe von bebilderten Musterkarten eine bedeutende Erleichterung mit sich. Die angebotenen Spielzeugartikel wurden hierfür zunächst gezeichnet und auf einem einheitlichen Blattformat angeordnet.

Nach der lithografischen Vervielfältigung der Blätter kolorierte künstlerisch geschultes Personal die gedruckten Bilder aufwendig von Hand. Die Zusammenstellung eines Musterbuchs aus solchen Einzelblättern übernahm der jeweilige Händler selbst. Die Bücher konnten leicht auf Reisen mitgeführt oder an Partner verschickt werden. Mit der Weiterentwicklung fotografischer
Techniken und rationellerer Druckverfahren lösten in den 1880erJahren schließlich Warenkataloge als MassenPrintmedien die Musterbücher ab.

Das Onlineportal bavarikon ist die digitale Schatzkammer des Freistaats Bayern. Es macht das vielfältige kulturelle Erbe Bayerns weltweit kostenlos zugänglich und richtet sich sowohl an die breite kulturinteressierte Öffentlichkeit als auch an wissenschaftliche Nutzerinnen und Nutzer.
Mittlerweile sind über 500 000 Inhalte von rund 170 Kultureinrichtungen online. Über die Aufnahme neuer Inhalte entscheidet ein Rat aus 14 Mitgliedern bayerischer Institutionen. Das SpielzeugMusterbuch ist unter
https://www.bavarikon.de/object/bavSPNMUB00000BAV80067725 z

Foto: Rainer Wrede
Text : Museen Stadt Nürnberg

 

 

 

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Christina Rechl

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