Kultur

Mundart-Preis für Siegfried Bradl

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Vor kurzem wurde mit dem Festakt zum 26. Bairischen Mundarttag im Saal des Alten Rathauses von Deggendorf ein Bekenntnis zur Mundart gefeiert. Dabei erhielt Siegfried Bradl den „Bayerischen Poetenteller“ der Bayerischen Staatsregierung.

„Mundart sei mehr als nur eine Variante der Sprache – sie sei Ausdruck unserer Identität, unserer Heimat und unserer Kultur. Sie verbindet uns mit unserer Vergangenheit und schafft gleichzeitig einen Raum der Vertrautheit und des Zusammenhalts in einer immer globaler werdenden Welt.“ Mit dieser Einleitung zum Festakt brachte Deggendorfs Oberbürgermeister Christian Moser der Kern des 26. Bairischen Mundarttages auf den Punkt.

„Dialekt generell trägt die Geschichte und die Seele einer Region in sich, er lässt Traditionen lebendig bleiben und sorgt dafür, dass auch in einer modernen Gesellschaft unsere Werte und Wurzeln nicht verloren gehen. Mundart ist aber nicht nur Erinnerung, sie ist auch ein lebendiger Bestandteil des täglichen Lebens. Sie schafft Nähe, bringt Menschen zusammen und vermittelt ein Gefühl der Zugehörigkeit. In unseren Worten, Redewendungen und Ausdrücken spiegelt sich die Einzigartigkeit unserer Kultur wider.“ Einer, der sich um diese Werte und Wurzeln verdient gemacht hat ist Siegfried Bradl. Deshalb zeichnete der Bayerische Staatsminister Christian Bernreiter, der in Hengersberg zu Hause ist, bei dem Festakt den oberbayerischen Mundart-Förderer Siegfried Bradl mit dem „Poetenteller der Bayerischen Staatsregierung“, der vom Ministerpräsident Dr. Markus Söder vergeben wird, aus.

Bernreiter wies in seiner Rede darauf hin, dass Bayern ein Kulturstaat ist! „Unsere Kultur ist vielfältig und Ausdruck unserer bayerischen Lebensart. Wir sind stolz auf unser Brauchtum und unsere vielfältigen Traditionen. Es liegt in der besonderen Verantwortung des Staates, unsere Traditionen zu bewahren und zu pflegen. Unverzichtbar ist der Dialekt: Er drückt die Verbundenheit mit unserer Heimat auf hörbare Weise aus. Wer Dialekt spricht, weiß, wo er herkommt und kennt seine Wurzeln. Wir sind stolz auf unsere Sprachtradition und reden, wie uns der Schnabel g’wachsen ist“, so Bernreiter.

Auf offene Ohren stieß er damit beim diesjährigen Preisträger Siegfried Bradl aus Altomünster bei seiner Laudatio. Bradl hat eine große Bandbreite an Interessen und Fähigkeiten. Er ist staatlich anerkannter Musiklehrer für Zither, Tischharfe, Gitarre und Ensemblespiel sowie begeisterter Geschichts-, Kultur- und Landschaftsführer in seiner Heimat. Auch als Hochzeitslader ist er im Einsatz und seit rund 15 Jahren Volksmusikberater des Landkreises Aichach-Friedberg. Die Liste aller Verdienste um die bairische Mundart hätte vermutlich die Redezeit des Laudators gesprengt. Von 2010 bis 2020 war Bradl 2. Vorsitzender des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte und von 2020 bis 2023 dessen 1. Vorsitzender sowie von 2011 – 2023 Redaktionsleiter der Mitgliederzeitschrift „Rundbriaf“ und der „Zwergalseitn“, Ideengeber und Realisator von verschiedensten Projekten, wie Mundart in Kindergärten und Schulen, Dialektforen, Mundarttagen und Dialekt-Stammtischen und, und, und.

Bradl brennt für seine Muttersprache Bairisch und für seine Heimat. Damit ist er ein Botschafter für unsere bayerische Kultur und die regionale Bildungsarbeit. Sein Einsatz wurde bereits 2016 von Bundespräsident Joachim Gauck beim Neujahrsempfang für engagierte Bürgerinnen und Bürger gewürdigt. Siegfried Bradl hat den Poetenteller wahrlich verdient. Ein Punkt war ihm in seinen Dankesworten dann besonders wichtig: „Im Kindergarten, in da Schui und aa in der Erzieher-  und Lehrerausbildung gheard woos gmacht“, so Bradl. Der Dialekt müsse hier seinen festen Platz haben. Deswegen engagiert er sich auch für den Antrag des Fördervereins an den Bayerischen Landtag, damit die Bairische Sprache in die Charta der Europäischen Regional- und Minderheitssprachen mit aufgenommen. Der Hintergrund dabei ist, dass die Politik, wenn es gelingt, dass die Politik verbindlich etwas für das Bairische, Schwäbische und Fränkische tun muss. Die Verabschiedung übernahm im Anschluss wieder Oberbürgermeister Christian Moser, der dem Anlass entsprechend, diese in gepflegtem Bairisch sprach: „I gfrei mi, wenn ma uns dees nächste Moi wieda sehgn. Bleims ma gsund und pfia God mitanand.“

HINTERGUND

1968 wurde der „Bairischen Mundarttag“ von Franz Kuchler erstmalig in Deggendorf veranstaltet. Somit blickt diese Fachtagung auf eine über 50-jährige Tradition zurück. Der „Bairische Mundarttag“ bietet eine wichtige Plattform für alle Autoren, die gerne Geschichten und Gedichte im Dialekt verfassen. Auf diesem Treffen bekommen die Mundartautoren die Möglichkeit, ihre Fertigkeiten zu verbessern, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren, Erfahrungen auszutauschen, aber auch ihre Begeisterung für die Mundart mit Schülern und Besuchern der Lesungen zu teilen. Um unterschiedliche Zielgruppen mit dem „Bairischen Mundarttag“ zu erreichen, wird das Programm äußerst vielfältig gestaltet: Von informativen Fachvorträgen über traditionelle Mundart-Lesungen bis hin zu musikalischen Darbietungen – das Angebot zeigt, wie lebendig und vielseitig unsere bairische Mundart ist. Besonders erfreulich sind dabei die rege Beteiligung und die positiven Rückmeldungen aus dem Publikum, die zeigen, wie wichtig und geschätzt diese Arbeit ist.

Text und Bildmaterial: Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e.V.

Bildunterschrift: Der Bayerische Staatsminister Christian Bernreiter zeichnet Siegfried Bradl mit dem von Minister Söder gewidmeten „Bayerischen Poetenteller“ aus (v.li.).


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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