Das Baureferat der Landeshauptstadt München startet in der laufenden Wintersaison den ersten von zwei Pilotversuchen für einen optimierten Winterdienst auf Radwegen. Ziel ist es, den Winterdienst weiter an die veränderten Mobilitätsgewohnheiten der Münchner*innen anzupassen. In seiner Sitzung am Dienstag hat der Bauausschuss des Stadtrats zu diesem Zweck den testweisen Einsatz neuer Räumtechniken auf Fahrradstraßen sowie auf baulichen Radwegen beschlossen.
Bisher erfolgte die Glättebekämpfung auf Radverkehrsanlagen ausschließlich mit Splitt. Auf Vorschlag des Baureferats testet München nun auch den Einsatz auftauender Mittel. Der erste Versuch erprobt den präventiven Einsatz von Feuchtsalz bzw. Sole auf sieben Fahrradstraßen in Verbindung mit einer effektiven Schnee- und Schneematschräumung (Teststrecken: Erika-Mann-Straße und Bernhard-Wicki-Straße zwischen Donnersbergerbrücke und Hackerbrücke; Clemensstraße zwischen Winzererstraße und Leopoldstraße; Birnauer Straße zwischen Lerchenauer Straße und U-Bahn-Station Petuelring; Hansjakobstraße zwischen Baumkirchner Straße und St.-Veit-Straße; Theodolindenstraße ab Seybothstraße – Am Perlacher Forst – Säbener Platz – Tegelbergstraße bis Naupliastraße; Josef-Retzer-Straße zwischen Bäckerstraße und Weinbergerstraße; Marschnerstraße). Die Auswahl der Pilotstrecken erfolgte in enger Abstimmung mit Vertreter*innen des Radentscheid München. Bereits im Frühjahr dieses Jahres hatte Baureferentin Dr.-Ing. Jeanne-Marie Ehbauer die Ergebnisse der Winterdienstumfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) München entgegengenommen, bei der viele Teilnehmer*innen sich für eine Weiterentwicklung des Winterdienstes auf Radverkehrsanlagen ausgesprochen hatten. Auswahlkriterien für die Teststrecken waren unter anderem hohe oder sehr hohe Nutzerzahlen und dass die Entwässerung der Fahrbahn nicht ins Straßenbegleitgrün erfolgt.
Ab der Wintersaison 2024/25 erprobt das Baureferat zusätzlich den Einsatz von neuen Räumkehr-Einheiten mit Solesprühung auf baulichen Radwegen. Drei ganzjährig intensiv genutzte Radwegeabschnitte wurden dafür ausgewählt (Odeonsplatz – Ludwigstraße bis Akademiestraße; Grillparzerstraße von Einsteinstraße bis Berg-am-Laim-Straße und Berg-am-Laim-Straße von Grillparzerstraße bis Schlüsselbergstraße; Baldeplatz – Schyrenplatz – Wittelsbacherbrücke – Humboldtstraße bis Pilgersheimer Straße). Die notwendigen Geräte müssen zunächst beschafft werden, dafür hat das Baureferat im Eckdatenverfahren 2024 die notwendigen Mittel sowie das benötigte Personal beantragt.
Baureferentin Dr.-Ing. Jeanne-Marie Ehbauer: „Unsere Verantwortung ist es, für sichere Radwege zu sorgen, auch im Winter. Immer mehr Menschen nutzen auch bei Schnee und Temperaturen unter null das Rad als ihr primäres Verkehrsmittel. Eine positive Entwicklung, die wir weiter befördern wollen mit einem angepassten Winterdienstkonzept, das auftauende Mittel nicht per se ausschließt. Feuchtsalz und Sole wirken effektiv gegen Spurrillen und Glätte. Bäumen und anderen Pflanzen aber kann ihr Einsatz schaden. Deswegen schauen wir ganz genau hin, wie und wo wir beides miteinander in Einklang bringen, noch bessere Bedingungen für Radfahren im Winter und den Schutz unseres Straßenbegleitgrüns.“
Dr. Florian Paul, Radverkehrsbeauftragter der Stadt München: „München ist eine Fahrradstadt – gerade auch im Winter. Die Steigerung des Radverkehrs in den letzten vier Jahren um mehr als 30 Prozent lässt sich auch in den Wintermonaten gut beobachten. Dafür ist – trotz immer milderen Wintermonaten – ein guter Winterdienst auf Radwegen oder zum Beispiel auch Fahrradstraßen essenziell. Glatteis und Spurrillen sind hierbei besonders unangenehm und gefährlich für die Radfahrenden im Winter. Mit dem Pilotversuch des Baureferats kann diesen typischen Winterbedingungen nun sehr zielgerichtet und umweltschonend entgegengewirkt werden.“
Andreas Schön, 1. Vorsitzender des ADFC München und Sprecher des Radentscheid München: „Wir freuen uns, dass die Empfehlungen von ADFC und Radentscheid beim Baureferat auf offene Ohren gestoßen sind und der Winterdienst gemeinsam weiterentwickelt werden konnte. Für die Radfahrenden wird sich auf den Teststrecken eine deutliche Verbesserung ergeben. Der Einsatz von Salz auf Radwegen ist auf manchen Strecken unerlässlich, um Radfahren auch im Winter sicher und attraktiv zu machen. Dort, wo keine Grünflächen oder Bäume zu Schaden kommen, sollte das Salzen der Radwege gut möglich sein. Denn es ist nicht die Kälte, die Menschen vom Radfahren abhält, sondern die Gefährdung auf glatten Wegen. Das Pilotprojekt ist ein großer Schritt zu mehr Sicherheit, und wir sind optimistisch, dass wir den Winterdienst gemeinsam mit dem Baureferat weiter optimieren können.“
Bei Schneefall räumt Münchens Winterdienst alle Radverkehrsanlagen (Radwege und Fahrradstraßen) ab einer Schneehöhe von 3 Zentimetern. Radwege im 155 Streckenkilometer umfassenden priorisierten Winterroutennetz werden mit einer Umlaufzeit von zwei Stunden, alle weiteren Radwege (inkl. Fahrradstraßen) mit einer Umlaufzeit von drei Stunden winterdienstlich betreut. Die insgesamt zehn Pilotrouten werden durch ein Schneeflockenpiktogramm auf den vorhandenen Fahrradroutentafeln (grüne Schrift auf weißem Grund) kenntlich gemacht.
Bericht: Stadt München – Foto: Michael Nagy / Presseamt – Foto zum optimierten Winterdienst auf Radwegen mit Baureferentin Dr.-Ing. Jeanne-Marie Ehbauer, dem Radverkehrsbeauftragten Dr. Florian Paul und dem 1. Vorsitzenden des ADFC München und Sprecher des Bündnis Radentscheid München, Andreas Schön
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