Gesundheit & Corona

„München leuchtet“ – Corona-Tagebuch von Karl Stankiewitz

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„München leuchtete,“ erzählt Thomas Mann anno 1902. „München leuchtet heller denn je,“ wünscht der Lichtkünstler Manfred Beck im trüben November 2020, Er hat von den City Partners München den Auftrag bekommen, an einigen markanten Plätzen der Stadt extra starke Lichtinstallationen anzubringen. Das Kreisverwaltungsreferat hat die Aktion genehmigt. Damit soll die Düsternis der Pandemie wenigstens ein bisschen überstrahlt und den Münchnern doch noch ein wenig Weihnachtszauber geboten werden.

Denn dieser Advent steht unter keinem hellen Stern. Fast alles, was die „staade Zeit“ einst ausgemacht hat, ist den Seuchengesetzen zum Opfer gefallen: der große Christkindlmarkt und die meisten kleinen, das Winter-Tollwood-Festival, die über die Stadt verstreuten Standl mit Glühwein- und Lebkuchengeruch, der Shopping-Rummel mit seinem oft aufdringlichen Klingeling und Nikoläusen. Was víele Geschäftsleute nicht davon abhält, viele Lichter leuchten zu lassen in ihren weithin leeren Läden. Und immerhin: auf dem fast ebenso menschenarmen Marienplatz soll Ende November doch noch, wie jedes Jahr, eine mächtige leuchtende Fichte aufgestellt werden.

Es weihnachtet zwar nicht sehr, aber a bisserl geht immer, wie der Monaco Franze wusste. Und nun warten wir halt alle, wie die Feiertage selbst werden. „Zu Weihnachten besser dazustehen“, das war ja für Markus Söder das erklärte „große Ziel“ seines „Lockdown light“. Ach ja, Weihnachten. Wird das schönste Fest der Christenheit der Tristesse ähneln, wie wir sie zu Ostern erlebt haben?

Eigentlich müssten sich die beiden Feierwochen doch wesentlich unterscheiden: Damals, im Frühjahr, drang aus den Städten – frei nach Faust – „ein buntes Gewimmel hervor“. Die Weihnacht dagegen war immer ein Fest der Familie. Man versammelt sich unter dem heimischen Christbaut, sortiert Geschenke, stimmt vielleicht in die aus allen Tongeräten klingenden Chöre ein. Solche Tradition müsste doch trotz der „corona-bedingten Einschränkungen“ nachvollziehbar sein. Allerdings wohl nur in kleinerem Kreis. Würden nämlich Opa, Oma, Onkel,Tante u.a. die mehrköpfige Familie besuchen wollen, dann käme so eine Weihnachtsparty mit dem derzeitigen Corona-Gesetz in Konflikt.

Was jedenfalls fehlt, ist die festliche Stimmung. Die nun aber soll der forcierte Einsatz von Lichtkunst und elektrischem Kerzenscheint kleinweise in die vorweihnachtliche Stadt zaubern. Bald danach steht die nächste Bewährungsprobe für kreative Improvisierer bevor: der Münchner Fasching.

Bericht: Karl Stankiewitz

Foto: Thomas Stankiewitz – München leuchtet


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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