Maik Henrich untersuchte mittels Wildtierkameras Populationsdichten von Waldbewohnern
In der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald gibt es seit Ende November einen Doktor mehr. Denn nach sechsjähriger Forschungsarbeit legte Maik Henrich erfolgreich seine Doktorarbeit ab. Der 33-Jährige Biologe, der aus dem Norden Baden-Württembergs stammt, beschäftigte sich dabei mit den Populationsdichten von Wildtieren. Vor allem Daten von Wildtierkameras hat er dafür ausgewertet.
„Besonders spannend finde ich, dass man dank der Wildtierkameras sieht, was tatsächlich draußen im Wald passiert“, beschreibt Henrich seine Faszination fürs Thema. „Dank der automatisch geschossenen Bilder bekommen wir Einblicke in Dinge, die man sonst nicht mitbekommen würde.“ Für das Installieren und Auswerten der Wildtierkameras war dabei auch eine gehörige Portion Feldarbeit nötig, gerade zu Beginn der Untersuchungen. Allein im Bayerischen Wald nutzte Henrich für seine Auswertung über 220 Kameras, die meisten davon inmitten der Natur. Zudem durfte er die Daten von 780 Wildtier-Kameras aus dem Schwarzwald auswerten.
Maik Henrich hat mit Hilfe von automatisch auslösenden Wildtierkameras unter anderem die Populationsdichte von Rothirschen errechnet. (Fotos: Nationalpark Bayerischer Wald)
In seiner Doktorarbeit, die er in Kooperation mit der Uni Freiburg durchführte, präsentiert der 33-Jährige nun die Ergebnisse. Die Populationsdichten hat er mit zwei verschiedenen Modellen errechnet, bei denen neben der Häufigkeit von Tierbeobachtungen unter anderem die von den Kamerafallen überwachte Fläche und das Bewegungsverhalten der Tiere mit einbezogen wurden. Beim erstgenannten Punkt kam auch Künstliche Intelligenz zum Einsatz, um die benötigten Entfernungen zu den beobachteten Tieren zu berechnen.
„Letztendlich haben wir für den Nationalpark Bayerischen Wald im Sommer 2018 eine Rotwildpopulation von rund 2,3 Tieren pro Quadratkilometer festgestellt“, sagt Henrich. Um diese Zahl zu überprüfen, wurden mehr als tausend Kotproben von Rothirschen im Labor einer DNA-Analyse unterzogen. „Das Ergebnis der genetischen Analyse hat unsere errechnete Populationsdichte bestätigt.“ Weniger häufig als Rothirsche waren im Nationalpark im selben Zeitraum übrigens Wildschweine, von denen es circa 1,3 Tiere je Quadratkilometer gab. Noch seltener waren Rehe, deren Dichte auf 0,4 Tiere je Quadratkilometer geschätzt wurde.
„Bisher dachte man, dass man Rehe nicht zählen kann“, sagt Prof. Marco Heurich, Leiter des Sachgebiets Nationalparkmonitoring und Tier-Freigelände, der die Forschung betreute. „Dank der im Rahmen der Doktorarbeit weiterentwickelten Methoden gehört das nun der Vergangenheit an.“ So würden die im Nationalpark Bayerischer Wald entwickelten Verfahren zur Berechnung der Populationen von Rothirsch, Wildschwein und Reh aktuell auch als Standardmonitoring-Methode in anderen deutschen Nationalparks eingeführt.
Nach der erfolgten mündlichen Prüfung zur Doktorarbeit ist Maik Henrich derweil froh, „dass ich dieses spannende Kapitel nun abgeschlossen habe“. Seine Zeit im Nationalpark ist damit aber noch nicht beendet. Im Sachgebiet Nationalparkmonitoring und Tier-Freigelände beschäftigt er sich in Zukunft weiter mit Tieren. Der Fokus liegt ab sofort auf dem Wildschwein.
Pressemitteilung Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald