Tourismus

Mit Hans Fritz vom Chiemsee in die USA – Bericht 7-3

Veröffentlicht von Claus Linke

„Der Stoff aus dem die Bäume sind“ – Kanadische & Amerikanische Holzhäuser .◊.

  1. Über 90 % der Häuser werden in Kanada aus Holz gebaut
  2. Die Häuser werden aber nicht, wie viele glauben, aus ganzen Stämmen, sondern in holzsparender Rahmenbauweise oder Holzständerbauweise errichtet – dieselbe Bauweise wird oft unterschiedlich bezeichnet.

Dazu eine kurze Erklärung zu dieser Bauweise:

Man stelle sich vergrößerte Zigarrenschachteln vor, die aneinander gefügt eine stabile Wand ergeben. Dabei ist das meiste der Wand – Hohlraum. Der Hohlraum wird anschließend mit Dämmstoff befüllt.
Bei dieser Bauweise werden alle 40 cm nur 3.8 cm Dicke und je nach Gegend und Klimazone, 10 bis 20 cm breite Hölzer, als senkrechte Wandhölzer verbaut. Unten und oben werden diese Holzständer mit Schwellenhölzern, in derselben Dimension zu einem Rahmen, stumpf vernagelt. Daraus ergibt sich ein Rahmen mit dünnen stehenden Hölzern in geringem Abstand. Dadurch werden die darüberliegenden Lasten abgetragen und zugleich ergibt sich der ideale Befestigungsabstand für die Beplankung. Der Druck pro Quadratzentimeter ist im Vergleich zum bei uns traditionellen Fachwerkbau mit einem Säulenabstand von 2 bis 3 Metern dadurch nicht höher. Allerdings würden die Wände noch wackeln, weil die Aussteifung noch fehlt. Die Aussteifung und die feste Verbindung, von Steher zum Schwellenholz wird erst durch, meist sogar beidseitig aussteifende Platten durch Vernagelung in kurzen Abständen erreicht, die zugleich auch ein seitliches ausbiegen der dünnen Hölzer durch Druck von oben verhindern und die Dämmung einschließen. Ebenfalls können darin alle erforderlichen Leitungen verlegt werden. Die Aussteifung kann man sich vorstellen, wie bei einem Bilderrahmen die Glasscheibe, beziehungsweise die Pappe oder das Sperrholz hinter dem Bild, wodurch der Rahmen nicht mehr wackeln kann.
Im Vergleich zur Wandstärke kann durch die vielen zur Verfügung stehenden Hohlräume die effektivste Wärmedämmung erreicht werden. Im Hinblick auf die geringe Wandstärke ist diese Bauweise, nicht nur in Bezug auf Wärmedämmung, sondern auch auf Holzsparsamkeit, die Bauweise, die sich in den letzten Jahren auch bei uns immer mehr durchsetzt (allerdings mit Hölzern von 6 cm Stärke und einem Abstand von 62,5 cm, wegen der bei uns standardisierten Plattenbreite von 1,25 Metern). Diese Bautechnik kommt der Natur am Nächsten. Schneidet man z. B. einen Getreidehalm mit einem scharfen Messer schräg durch, kann man dieselbe „Technik“ erkennen – dünne Wände mit geringen Abständen. Auch bei Bienenwaben oder Knochen und vielem mehr…
Ich bin seit 1990 von dieser Bauweise voll überzeugt, weil ich 2 Tage nach den Jahrhundertstürmen Wiebke und Vivian einer Einladung eines befreundeten Professors an die Portland-Staate Universität folgte, um über biologische Landwirtschaft in Deutschland zu referieren. Im Schock der Millionen umgestürzten Bäume in Bayern, trieb ich mich fast ausschließlich nur auf amerikanischen Baustellen rum und studierte diese Bauweise. Dort wurden die Standarthölzer, wie bei uns die Ziegelsteine auf die Baustelle geliefert. Und so wie bei uns die Ziegeleien nicht wissen welches Haus aus ihren Steinen gebaut wird, wissen dort die Sägereien das auch nicht. Mir wurde damals schnell klar: „Hätten wir dieses standardisierte Bausystem gehabt, hätten wir das ganze Sturmholz auf Vorrat sägen können!“
Ich bewunderte immer wieder die tollen Holzhäuser in Kanada und USA, die aber auch oft wie Steinhäuser aussehen, weil sie mit dünnen Steinmauern, oft aus Klinkersteinen vorgemauert wurden. Das war ja die Spezialität meines Onkel Hans in Pittsburgh, auf der Ostseite des Kontinents. Heute ist es aber meistens zu teuer. Neuerdings werden die Häuser heute gerne mit Kunststoffbrettern in Holzimitation beplankt. Typisch Amerika!!! ))-;

Text und Fotos: Hans Fritz – www.hans-fritz.de

-1- Häuser in South Carolina an der US Ostküste – dort gibt es auch noch die schönen Südstaatenvillen

 

-2- Traditionelle Sklavenhäuser in der Nähe von Washington DC

 

-3- Häuser in Pennsylvania – an der Ostküste ist das Klima ähnlich wie bei uns

 

-4- Auch große Gebäude und Mehrfamilienhäuser werden nur aus den dünnen Hölzern gebaut, wie z. B. bei diesem Rohbau mit Geschäften und 99 Wohnungen zu sehen. Fließen ist teuer, deshalb werden Badewannen mit Rückwänden in einem Guss verbaut. Keine Fugen, kein Silikon, keine Ecken.

 

-5- Häuser in Britisch Kolumbia, an der Westküste Kanadas

 

-6- Meine Schwester brachte mich, nach Ende meiner Besuchstage bei ihr, über die Fähre zurück zum Flughafen Vancouver, von dem ich in Richtung Mexiko zu einem neuen Abenteuer abflog…

 

Bisher sind 17 Berichte im Rahmen der Artikelserie „Mit Hans Fritz vom Chiemsee in die USA“ erschienen – es folgen weitere.

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Redaktion

Claus Linke

1939 in Bautzen/Sachsen geboren, Maschinenschlosser-Lehre in Bautzen, 1956 Flucht aus familiären Gründen aus der DDR über Berlin nach München, Maschinenbau-Studium in München, 1969 Erwerb eines Grundstückes in Atzing und beginn mit dem Bau eines Hauses für meine Eltern und den drei Kindern, 1981 Ernennung zum Siemens-Oberingenieur, nach 36 Jahren Beschäftigung bei Siemens in den Ruhestand, 1995 Verlegung des Hauptwohnsitzes nach Prien.

Ehrenamtlicher Mitarbeiter bei der Chiemseeagenda seit deren Gründung im Jahr 2002 - angesiedelt beim Abwasser- und Umweltverband Chiemsee. Das Aufgabenspektrum (mehr oder weniger involviert) umfasst die Webmeisteraktivitäten für die diversen Agendaseiten; Mitarbeit bei nahezu allen Agendathemen (wie z.B. Chiemseeringlinie, Bürgerbus Chiemsee, Vogelführungen, Chiemsee Rundweg und Chiemsee Radweg); Konzeption und Erstellung der Broschürenreihe "Natur.Erlebnis.Chiemsee"; Betreuung des online-Fotoalbums der Chiemseeagenda. Verleihung der bayerischen Ehrenamstmedaille "Für besondere Verdienste um die bayerische Gastlichkeit" im Jahr 2017.

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