Tourismus

Mit Hans Fritz vom Chiemsee in die USA – Bericht 6-3

Veröffentlicht von Claus Linke

Beim Tonholzsäger Steve Mac Min in Washington State, bei dem ein Serra-Sägewerk aus Rimsting arbeitet . ◊ .

Vor 25 Jahren kaufte Steve bei mir ein transportables Serra Sägewerk. Vor 21 Jahren lieh er mir das Sägewerk, sogar um es auf einer Messe in Portland in Origon, zu demonstrieren. Ich wollte damals einen Markt an der Westküste eröffnen, was leider nicht klappte, weil die Amerikaner wesentlich mehr als Europäer, auf den Preis als auf die Qualität schauen.
Da Bellingham, in dessen Nähe Steve sein Werk betreibt, nur gut eine Stunde von der Grenze zu Kanada entfernt liegt, besuchten wir, Jonas und ich, Steve auf seinem mittlerweile auf 40 Mitarbeiter angewachsenen Betrieb. Beim Grenzübertritt musste man Fingerabdrücke von beiden Händen und beiden Daumen und ein Iris-Foto über sich ergehen lassen, sowie auch genaue Angaben zur Coronaimpfungen machen, die auch stichprobenweise nachgeprüft wurden. Auch wird man gefragt warum man einreist und wem man besucht. Ein Riesenzirkus der viel Zeit kostet. Ähnlich ist es dann auf der Rückreise nach Kanada. Ich war aber bereits von meiner Einreise in New York registriert und musste deshalb meine Fingerabdrücke nicht nochmal abgeben, sondern nur in die Kamera schauen um meine Augen-Iris abzugleichen.
Steve kauft pro Jahr 200 bis 300 Tonholz-Fichten- und Ahornstämme und sägt es in einem aufwendigen Prozess zu ca. 5 mm dünnen und meist rund 20 x 50 cm großem Brettchen, die er pro Paar, je nach Tonqualität, zwischen 30,- bis 130.- US Dollar verkauft. Er produziert jährlich damit Tonholz für rund 150.000 Gitarren. Um die Tonqualität zu prüfen, hat er ein eigenes Labor, dessen Prüfsystem an der Uni Dresden und an der Fachhochschule in Eberswalde entwickelt wurde.
Kleine Welt! An diese Fachhochschule wurde ich zwischen 1993 und 2002 öfters als Gastdozent eingeladen, um den Studenten praktischen Unterricht im Holzrahmenbau zu erteilen. Die Idealzündung für diese Bauweise bekam ich 1990 nach dem Jahrhundertsturm Wibke. Nur ein paar Tage danach war ich hier an der Westküste auf Einladung von Prof. Dr. John Hall um über biologische Landwirtschaft an seiner Universität in Portland in Oregon einen Vortrag zu halten. So betrat ich das erste Mal in meinem Leben eine Universität. Ich hatte von dieser System-Holzbauweise mit Standarthölzern sofort Feuer gefangen, weil ich den Schock des Sturms mit Millionen von umgestürzten Bäumen ja im Hinterkopf hatte.
Das Bauholz wird in ganz Nordamerika in weniger als 20 Standartmaßen, wie bei uns die Standart-Ziegel hergestellt. Die Sägewerke wissen genau so wenig, wie bei uns die Ziegelhersteller, welches Haus aus ihrem Holz später mal gebaut wird. Hätte man dieses System, das sich jetzt auch langsam durchsetzt, bereits damals bei und gehabt, dann hätte man das ganze Schadholz auf Vorrat aufsägen können. Wir mussten nach Wibke die Stämme, damit sie nicht verrotten, aufwändig wasserlagern, weil niemand wusste, welche Maße später gebraucht werden. Aufgesägt dagegen, ist Holz jahrelang lagerfähig.

Zurück in Kanada erzählte mir Jonas, dass Farmen die vor 20 Jahren noch 300.000.- $ kosteten heute oft bei 5 bis 10 Millionen liegen. Die Preisentwicklung für Immobilien in Ballungsgebieten und schönen Gegenden, ist nicht nur hier in Kanada, sondern auch in Amerika, die gleiche wie bei uns. Normalverdiener können sich kaum mehr Wohneigentum leisten.

Text und Fotos: Hans Fritz – www.hans-fritz.de

Bisher sind 14 Berichte im Rahmen der Artikelserie „Mit Hans Fritz vom Chiemsee in die USA“ erschienen – es folgen weitere.

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Redaktion

Claus Linke

1939 in Bautzen/Sachsen geboren, Maschinenschlosser-Lehre in Bautzen, 1956 Flucht aus familiären Gründen aus der DDR über Berlin nach München, Maschinenbau-Studium in München, 1969 Erwerb eines Grundstückes in Atzing und beginn mit dem Bau eines Hauses für meine Eltern und den drei Kindern, 1981 Ernennung zum Siemens-Oberingenieur, nach 36 Jahren Beschäftigung bei Siemens in den Ruhestand, 1995 Verlegung des Hauptwohnsitzes nach Prien.

Ehrenamtlicher Mitarbeiter bei der Chiemseeagenda seit deren Gründung im Jahr 2002 - angesiedelt beim Abwasser- und Umweltverband Chiemsee. Das Aufgabenspektrum (mehr oder weniger involviert) umfasst die Webmeisteraktivitäten für die diversen Agendaseiten; Mitarbeit bei nahezu allen Agendathemen (wie z.B. Chiemseeringlinie, Bürgerbus Chiemsee, Vogelführungen, Chiemsee Rundweg und Chiemsee Radweg); Konzeption und Erstellung der Broschürenreihe "Natur.Erlebnis.Chiemsee"; Betreuung des online-Fotoalbums der Chiemseeagenda. Verleihung der bayerischen Ehrenamstmedaille "Für besondere Verdienste um die bayerische Gastlichkeit" im Jahr 2017.

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