New York – Ankunft auf See & Blick von oben
Die letzten Tage auf dem Meer vergingen schnell. Nach dem dritten Coronatest auf dem Schiff, waren einige Passagiere positiv. Per Durchsage wurden sie aufgefordert auf ihre Zimmer zu gehen, oder wenn sie gerade dort sind, es nicht zu verlassen. Ich sah die „Marsmenschen“, wie sie ein älteres Ehepaar in der Nähe meiner Kabine gerade abholten. Sie kamen sofort auf Quarantäne und mussten am nächsten Hafen von Bord. Dort kommen sie in ein Hotel und müssen meist 10 Tage dort absitzen.
Die Einfahrt in New York um 5 Uhr morgens war spektakulär. Das Lichtermeer der Wolkenkratzer, die angestrahlte Freiheitsstatue und der Hafen, wechselten langsam vom Dämmerlicht zu Tageslicht. Zwar wehte ganz oben auf Deck 13 ein eiskalter Wind, aber ich harrte trotzdem 2 Stunden aus und konnte mich an der einmaligen Kulisse kaum sattsehen. Die Einreise am Zoll war sehr streng. Alle Fingerabdrücke, die Daumen noch extra und natürlich auch das Gesicht werden eingescannt. Wenn man durch ist, fragt kein Mensch mehr.
Zwei Tage lang hatte ich noch das Gefühl, dass die Gehsteige, das Zimmer im Hotel und alles, wie auf dem Schiff auch schwanke, bis sich mein Gleichgewichtsorgan auf den festen Boden wieder umgestellt hatte. Die Maskenpflicht in New York war vorbei, außer in den Museen. Manche trugen allerdings noch Masken. Durch die Häuserschluchten wehte 3 Tage lang ein eiskalter Wind bei + – 0 Grad, später ging es hoch bis auf maximal 10 bis 14 Grad.
Gleich am Nachmittag verschaffte ich mir, hochbefördert mit einem der 73 Aufzüge des Empire-State-Buildings, einen Überblick über die Wolkenkratzer, die wie mit hunderte von Nadeln – wie auf einem gespickten Rehrücken – auf dem Felsenuntergrund Manhattans stehen. Die „Normalen“, 20 bis 50 Stockwerke hohen Häuser, sehen vom 102tem Stockwerk aus 373 m Höhe (Gesamthöhe 443,2 m), ziemlich klein aus und die wenigen ganz „Kleinen“, mit nur 6 bis 10 Stockwerken sieht man gar nicht mehr. Es ist kaum zu glauben, dass diese schlanken Haustürme mit einer im Verhältnis kleinen Grundflächen zur Höhe so sicher im Granitfelsen „verwurzelt“ werden können. Allerdings es ist nichts gegen die Stabilität eines Getreidehalms. Der würde, rechnerisch vergrößert, auf die Höhe des Empire-State-Buildings, nur eine Grundfläche von ca. 3 bis 3,5 m benötigen – und noch dazu ganz oben das meiste Gewicht tragen.
Das „Empire“ wurde im Adecco-Baustil in nur einjähriger Bauzeit von 1930 bis 1931 für 40,9 Millionen Dollar (auf heute umgerechnet 685 Millionen, was in fast 100 Jahren knapp 17 x so viel wie damals wäre) aus zusammengenieteten Stahlträgern errichtet und anschließend mit Glas, Kalkstein und Granit ausgefacht.
Der Stundenlohn der 3.400 Bauarbeiter lag bei 1,92 US-Dollar (nach heutiger Kaufkraft 29 Dollar). Im Durchschnitt konnten etwa 4,5 Stockwerke pro Woche errichtet werden. Im September 1930 wurden einmal binnen 10 Tagen 14 neue Stockwerke fertig. Allein in der kurzen Zeit von März bis September 1930 konnten im Rohbau 60 Etagen gebaut werden. Der Stahl, der für den Bau gebraucht wurde, kam aus Pennsylvania und war bereits nach acht Stunden auf der Baustelle, wo er von acht Kränen nach oben gezogen wurde. Versorgt wurden die Arbeiter in Garküchen, die in die Höhe „mitwuchsen“, für 50 Cent pro Tag.
Deutsche Autos sieht man verhältnismäßig wenig. Am meisten noch BMW, gefolgt von Mercedes, aber kaum VW oder Audi. Die meisten sind Toyotas und amerikanische Autos. Als ich am Ground Zero war, streikten gerade Taxifahrer gegen die hohen Energiepreise, weil der Liter Benzin auf den enormen Preis von umgerechnet 1.25 € pro Liter gestiegen ist. Ich erzählte ihnen, dass das Benzin bei uns mittlerweile das doppelte kostet und auch gestreikt wird. Nach ein paar Tagen fiel der Preis dann wieder um 20 Cent pro Liter.
Die Fahrräder, meist E-Bikes mit sehr großen Akkus, fahren so schnell wie die Autos und brauchen kaum getreten zu werden. Wenn es auf der Straße nicht mehr weitergeht, dann fahren sie auf den Gehsteigen, weil es oft keine Fahrradwege gibt.
Die Preise sind fast doppelt so hoch wie bei uns. Ein Frühstück für 20.- Dollar ist nicht außergewöhnlich. Ein Taxifahrer, die meisten stammen aus Bangladesch oder sind Schwarze, erzählte mir, dass er für ein Einzimmerapartment 1800.- Dollar im Monat bezahlt. Gestern aß ich eine einfache Pizza Margarita für umgerechnet 15.- € und bestellte mir, weil es ein italienisches Restaurant war, ein Glas Wein dazu, das auch 15.- € kostete. Allerdings gab es dort Porzellanteller und Metallbesteck.
Bisher bekam ich nur Wegwerfgeschirr, sogar in einem teuren Lokal an der Wallstreet, in dem auch einige Banker aßen und nebenbei verhandelten. Es kommen Unmengen an Abfall zusammen und es wird kaum getrennt. Umweltmäßig ist diese Stadt mit knapp 9 Millionen Einwohnern (mit Großraum New York 20 Millionen) noch weit hinter uns. Bei der Dusche im Hotel kann man z. B. das Wasser nur volle Kanne auf oder zu und wärmer und kälter machen.
Text und Fotos: Hans Fritz – www.hans-fritz.de
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